Der Landtag hat einen Alternativantrag von Jamaika, der sich zur Erarbeitung eines Fachkonzepts für die Wiedervernetzung von Lebensräumen der Tiere im Land bekennt, mehrheitlich angenommen. Abgelehnt wurde ein Antrag der SPD-Fraktion, der bis zum April des kommenden Jahres den Entwurf eines Wildwegeplans für Schleswig-Holstein gefordert und die Debatte angeschoben hatte.
Der SPD-Abgeordnete Stefan Weber erinnerte daran, dass bundesweit sich täglich 700 Wildunfälle ereignen würden. Die Suche nach neuen Lebensräumen ende für die Tiere „oft an der nächsten großen Straße.“ Ihre Bedürfnisse würden bislang in der Straßenplanung „wenig berücksichtigt“, monierte der tierpolitische Sprecher der SPD-Fraktion. Vor diesem Hintergrund sei ein Landeswegeplan „wichtig für Mensch und Tier“. Durch die „Zerschneidung der Landschaft" würden „Teilpopulationen dauerhaft voneinander getrennt“, so Weber. Dies führe zu Inzucht und genetischer Verarmung. „Dass Ihnen dazu nichts Besseres einfällt als auf Ihre Biodiversitätsstrategie zu verweisen, ist ein Armutszeugnis“, sagte der Sozialdemokrat in Richtung der Koalition.
„Fachkonzept liegt 2023 auf dem Tisch“
„Ihr Antrag ist gut – er kommt nur zu spät“, entgegnete der CDU-Abgeordnete Hauke Göttsch. Der SPD-Antrag sei in der gestellten Form überflüssig. In der Biodiversitätsstrategie von Jamaika, über deren Umsetzung die Landesregierung im November Bericht erstattet hatte, sei „ein eigenes Kapitel“ zum Thema Wildwege enthalten. Das Problem zerschnittener Lebensräume sei „seit Jahrzehnten“ bekannt. Tunnel oder Unterführungen zu schaffen, wie es bereits etwa an der A7 geschehen sei, sei „effizient, aber teuer“. Im Verhältnis zu den Gesamtkosten von Straßenbauten spielten die Beträge für diese Wildwege aber „eine untergeordnete Rolle“. „Von mir aus könnten noch mehr errichtet werden“, sagte Göttsch.
Finanzministerin Monika Heinold sprach in Vertretung des abwesenden Umweltministers Jan Philipp Albrecht (beide Grüne). „So eine Fachkonzeption schießen wir nicht aus der Hüfte“, sagte sie mit Blick auf die im SPD-Antrag formulierte Frist bis April 2022. Das Fachkonzept zur Wiedervernetzung von Lebensräumen, das bis 2023 „auf dem Tisch liegen“ werde, schließe „neue Querungsstreifen ein“. „Aber es muss nicht immer Beton sein“, so Heinold. Den durch Verinselung ihrer Lebensräume bedrohten Arten wie Laubkäfer, Zauneidechse und Haselmaus könne durch sogenannte Trittbiotope geholfen werden - etwa indem Lücken im Forst geschlossen oder Grünstreifen eingerichtet würden.
Weitere Redner:
Bernd Voß (Grüne), Oliver Kumbartzky (FDP), Christian Dirschauer (SSW)