Die Gemeinden im Land sollen mehr Entscheidungsfreiheit bekommen: Das ist das Ziel der Reform des Kommunalabgabengesetzes, deren Eckpunkte Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) heute im Plenum vorgestellt hat. Hauptstreitthema in der Debatte: Straßenausbaubeiträge.
Mit dem Entwurf wolle die Landesregierung „echte Flexibilität und Gestaltungsspielräume“ schaffen und das Kommunalabgabengesetz an die aktuelle Rechtsprechung anpassen, so Sütterlin-Waack. Es werde etwa eine Eigenbeteiligung der Kommunen bei der Erhebung von Straßenausbaubeiträgen ermöglicht. Die Landesregierung habe in dieser Legislaturperiode bereits die Pflicht zur Erhebung der Beiträge abgeschafft und eine Kompensation für die Mindereinnahmen über den kommunalen Finanzausgleich für die Kommunen geschaffen. Die Reform schaffe nun eine „echte Wahlmöglichkeit“ und stärke die kommunale Selbstverwaltung.
SPD: „Reform ist eine Mogelpackung“
Die Ministerin verwies dabei auch auf Mittel in Höhe 68 Millionen Euro, die die Landesregierung den Gemeinden über das Finanzausgleichsgesetz neuerdings für Investitionen in Straßen, Wege und Plätze zur Verfügung stelle. Zusätzlich gebe es neuen Spielraum für die Erhebung der Kurabgabe. Mit der neuen Regelung könnten die Gemeinden zukünftig je nach ihrer individuellen Situation selber entscheiden, von welcher Gästegruppe sie die Kurabgabe erheben. Und auch der gesetzliche Rahmen für Gebührenermäßigungen werde erweitert. „Zukünftig können Gemeinden auch für soziale oder kulturelle Zwecke oder für Veranstaltungen, die dem Wohl aller dienen, die Gebühren reduzieren“, so Sütterlin-Waack.
Die SPD-Abgeordnete Beate Raudies bezeichnete die Neuerungen bei den Straßenausbaubeiträgen als „Eingeständnis, dass die finanzielle Kompensation, die Jamaika den Gemeinden über den Finanzausgleich gewährt, nicht ausreichend ist“. Die Reform sei eine „Mogelpackung“. Denn: Echte Wahlfreiheit hätten nur die Kommunen, die ohnehin finanziell gut ausgestattet seien. Raudies forderte eine komplette Abschaffung der Ausbaubeiträge für Anwohner.
Liberale sprechen von Tragödie
„Es ist nicht so, dass wir die Kommunen im Stich gelassen haben“, setzte Ines Strehlau (Grüne) ihrer Vorrednerin entgegen. Mehr als 80 Prozent der Gemeinden hätten ihre Ausbaubeiträge bereits abgeschafft. Und um diesen Kommunen größere Spielräume zu schaffen, werde ein kommunaler Eigenanteil ermöglicht. Stephan Holowaty (FDP) positionierte sich ebenfalls klar gegen Straßenausbaubeiträge und bezeichnete sie als „Tragödie“, die viele Menschen ins Existenzängste bringe.
Der Gesetzentwurf wurde an den Innen- und Rechtsausschuss überwiesen.
Weitere Redner:
Ole Plambeck (CDU), Lars Harms (SSW)