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19. Januar 2023 – Friesengremium

Friesisches Wort für Amrum gehört einer US-Firma: Kritik am Patentrecht

Das Friesengremium zeigt sich einig: Die aktuelle Rechtslage stellt eine Diskriminierung von Minderheitensprachen dar. Anlass: Eine US-Firma hat sich die Rechte an dem Wort „Öömrang“ („Amrum“) gesichert.

Mehrere Mitglieder des Friesengremiums sitzen in einem Konferenzsaal an Tischen.
Das Friesengremium tagt in der nordfriesischen Gemeinde Reußenköge - erstmals in dieser Wahlperiode und damit erstmals unter Leitung von Landtagspräsidentin Kristina Herbst (3.v.li.). Foto: Landtag, Mareike Watolla

Ein Weingut in den USA hat sich die Markenrechte an dem Wort „Öömrang“ („Amrum“) gesichert, dem friesischen Begriff für die Sprache, die auf der Insel Amrum gesprochen wird. Wegen der Vorrechte des amerikanischen Unternehmens musste sich ein heimischer Spirituosenproduzent einen neuen Namen suchen. Das hat vergangenen Woche das Friesengremium des Landtages auf den Plan gerufen. Die einhellige Forderung der Politiker und Kultur-Vertreter: Das deutsche und das europäische Patentrecht müssen auch Minderheitensprachen schützen.

Zur Vorgeschichte: 2017 begann ein Amrumer Unternehmer mit der Produktion seines „Öömrang Gin“. Doch im April 2021 erfuhr er: Der Begriff sei markenrechtlich geschützt und gehöre der „Öömrang Inc.“ in Stanwood im US-Bundesstaat Washington. Dort wird ein Wein mit gleichem Namen hergestellt, von der Tochter eines friesischen Auswanderers. Zwar kamen die Alkoholproduzenten auf beiden Seiten des Atlantiks ins Gespräch, und das amerikanische Unternehmen verzichtete auf eine Abmahnung. Aber der Gin von der Westküste muss nun unter einem anderen Namen vertrieben werden und heißt jetzt „Oomram“.

Amrumer Kulturverein empört

Friesische Organisationen beklagen ein grundsätzliches Problem: Das deutsche Markengesetz schützt zwar „Ursprungsbezeichnungen und geografische Angaben“ – aber nur auf hochdeutsch. Dialektwörter und Ortsnamen aus Minderheitensprachen können hingegen beim Deutschen Patentamt in München und bei der Europäischen Patentbehörde im spanischen Alicante als kommerzielle Marke angemeldet werden.

Jens Quedens vom „Öömrang Ferian“, dem Amrumer Kulturverein, reagierte empört: „Wir möchten nicht die geografischen Begriffe unserer Minderheitensprachen, die oft das wesentliche Merkmal unserer Identität sind, auf eine Warenmarke einer Firma reduziert sehen, die noch nicht einmal in unserer Region beheimatet ist und Waren vertreibt, die nicht aus unserer Region stammen.“

„Föhring“ und „Sölring“ gesichert

Das Friesengremium war sich bei seiner Sitzung in der Gemeinde Reußenköge einig: Die aktuelle Rechtslage stellt eine Diskriminierung von Minderheitensprachen dar, und der Bund sowie die EU als politisch Zuständige müssen handeln. Johannes Callsen, Minderheitenbeauftragter der Landesregierung, hat bereits in Berlin um Unterstützung gebeten und die EU-Kommission alarmiert. Landtagsdirektor Utz Schliesky schlug vor, zusätzlich das Sekretariat der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen einzuschalten, das beim Europarat angesiedelt ist.

Der Amrumer Gin-Produzent hat unterdessen Tatsachen geschaffen: Er hat sich vorsorglich die Markenrechte an den Begriffen „Föhring“ (für die Insel Föhr) und „Sölring“ (für Sylt) gesichert.