
Der Paternoster wird gestrichen
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Foto: Landtag, Sönke Ehlers
Das Jahr 1950: Der noch junge Schleswig-Holsteinische Landtag bezieht die ehemalige Marineakademie an der Kieler Förde. Im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, empfängt das Haus die Parlamentarier nach dem Wiederaufbau nicht nur mit großzügigen Räumlichkeiten und einem eigenen Plenarsaal, sondern auch mit einer echten Besonderheit in Sachen Beförderung: dem frisch eingebauten Paternoster. Über drei Jahrzehnte bietet er die einzige Möglichkeit, unkompliziert die Stockwerke zu wechseln, will man auf die Treppe verzichten. Erst ab 1982 kommt ein behindertengerechter Lastenaufzug dazu.
Inzwischen blickt das historische Beförderungsmittel auf eine fast 75-jährige Geschichte zurück. An der Substanz des Paternosters hat sich in dieser Zeit nichts Grundlegendes geändert, die alte, robuste Technik funktioniert einwandfrei. Renovierungen hat es dagegen einige gegeben. Zurzeit ist die Gebäudemanagement Schleswig-Holstein (GMSH) mit einem neuen Anstrich der Kabinen beschäftigt.
Kunststoffplatten gegen Schmierereien
„Der hatte mal eine Kernsanierung nötig“, sagt Sebastian Schneider aus dem Team der GMSH. „Die Schäden waren schon relativ stark – durch den Transport von Material, aber auch durch Schmierereien und Aufkleber, vor allem in den Zwischenetagen, so etwas bleibt nicht aus“. Kunststoffplatten sollen hier nachhaltig Abhilfe schaffen: „leicht zu reinigen und auszutauschen“, erklärt Schneider, für den die Arbeit am Paternoster etwas Besonderes ist. „Für mich ist es das erste Mal“, sagt er scherzhaft, „und es ist wirklich interessant. Ich kenne keine Kollegin oder Kollegen, die jemals einen Paternoster gestrichen hätten. Aber“, schränkt Schneider ein, „es fehlen die Erfahrungswerte, alle Abläufe müssen erst neu zurechtgelegt werden“.
Wenn der Paternoster bald wieder voll einsatzfähig ist, werden rund 45 Liter Farbe aufgebracht und einige Pinsel und Rollen verbraucht worden sein. Bis dahin stehen der etwas abseits gelegene Lastenaufzug und die Treppenhäuser für den Zugang zu den oberen Stockwerken zur Verfügung.
Rund 45 Liter Farbe werden für den Anstrich benötigt
Foto: Landtag, Sönke Ehlers
Infoflyer „Weiterfahrt ungefährlich“
Warum heißt es eigentlich Paternoster? Drehen sich die Kabinen am Ende der Fahrt? Und wie lange gibt es diese Technik schon? Wer mehr darüber erfahren möchte – weitere Informationen zum Paternoster im Landeshaus und zur Geschichte der sogenannten Personen-Umlaufaufzüge bietet der Infoflyer „Weiterfahrt ungefährlich“ des Landtages Schleswig-Holstein.