Der Landtag hat einen mündlichen Bericht über das Programm „Perspektiv-Schulen“ von Bildungsministerin Prien zur Kenntnis genommen. Dahinter verbirgt sich ein sogenannter Bildungsbonus für Schulen in sozialen Brennpunkten. Mitbehandelt wurden in der schulpolitischen Debatte zwei weitere Anträge: Einstimmig angenommen wurden ein Antrag der Fraktionen von SPD und SSW zur Gleichwertigkeit von Schulabschlüssen sowie ein interfraktioneller Antrag, der vorsieht, ein „Sofortprogramm zur Unterstützung von Kindern und Jugendlichen bei psychosozialen Folgen von Pandemie und Krisen“ in Höhe von zehn Millionen Euro aufzulegen.
„Die Perspektiv-Schulen sind ein wesentlicher Baustein für mehr Bildungsgerechtigkeit“, sagte Bildungsministerin Prien (CDU). Schleswig-Holstein sei neben Nordrhein-Westfalen das erste Bundesland, das solch ein Programm auf den Weg gebracht habe. Dabei gehe es nicht nur um ein Mehr an finanziellen Mitteln für einzelne Schulen. Die Perspektiv-Schulen erprobten, „welche Unterstützung erforderlich seien, um zu mehr Qualität zu gelangen und einen Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit zu leisten“, so Prien.
Schüler psychisch stark belastet
Das System Schule sei „eine tragende Säule der Gesellschaft“ und begleite Kinder und Jugendliche „in einer Zeit, die von Krisen geprägt“ sei. Infolge der Pandemie litten mindestens ein Drittel der jungen Menschen unter psychischen Auffälligkeiten wie Sorgen, Ängsten, depressiven Symptomen und psychosomatischen Beschwerden wie Kopf- und Bauchschmerzen. Der Krieg in Europa belaste sie zusätzlich. Die Ministerin sei vor diesem Hintergrund „sehr dankbar“, dass fraktionsübergreifend zusätzliche Mittel in Höhe von 10 Millionen Euro für ein Sofortprogramm zur Unterstützung von Kindern und Jugendlichen mit psychosozialen Problemen bereitgestellt würden.
Das Perspektiv-Schul-Programm sei wichtig, um die Bildungschancen zu erhöhen, betonte der Abgeordnete Tobias von der Heide (CDU). Armut balle sich oftmals in wenigen Stadtteilen. Etwa in Kieler Stadteilen wie Mettenhof oder Gaarden lebten über die Hälfte der Kinder von Sozialtransferleistungen, 60 Prozent hätten einen Migrationshintergrund, viele sprächen Deutsch nicht als Muttersprache. Der sonderpädagogische Förderbedarf sei darum „deutlich erhöht“. „Wir wollen Ungleiches nicht mehr gleichbehandeln“, so von der Heide. Das Perspektiv-Schul-Programm sei in dieser Hinsicht „ein echter Beitrag für bessere Bildung“ und „ein großer Erfolg der Jamaika-Koalition“, so von der Heide.
SPD: Perspektiv-Schul-Programm aufstocken
Es gebe verschiedene Wege zum Abitur, die alle gleichwertig seien, betonte der SPD-Abgeordnete Martin Habersaat. Es gelte „den fatalen Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft eines jungen Menschen und seinen Bildungs- und Lebenschancen aufzubrechen“, so der Sozialdemokrat. Bei der Finanzplanung für die kommende Legislaturperiode sei darum eine Verlängerung und Aufstockung des Perspektiv-Schul-Programms „zwingend“ einzuplanen. Die Modalitäten der Beantragung, der Auszahlung und der Umsetzung müssten evaluiert und angepasst werden - auch mit Blick auf aus der Ukraine geflüchtete Kinder und Jugendliche, denen das Schulsystem künftig gerecht werden müsse.
Weitere Redner: Ines Strehlau (Grüne), Oliver Kumbartzky (FDP), Jette Waldinger-Thiering (SSW), Volker Schnurrbusch (AfD)