Der Krieg in der Ukraine überschattet derzeit die gesamte Arbeit im Ostseeraum. Trotz der Suspendierung Russlands in allen Gremien blieben die bestehenden Ostsee-Kooperationen „das zentrale Instrument des länderübergreifenden Austausches und der vertrauensvollen Zusammenarbeit“, erklärte Europaminister Claus Christian Claussen (CDU) bei der Vorstellung des jährlichen Berichts zu europapolitischen Schwerpunkten und zu Ostseeaktivitäten der Landesregierung 2021 und 2022. „Wir werden unsere Ziele unverdrossen weiterführen“, so der Minister.
Die Themen Corona, Umwelt- und Klimaschutz, Migration, Rechtstaatlichkeit oder die Zusammenarbeit mit Dänemark und den Ostseeanrainern gehören weiter zu den Schwerpunkten der europapolitischen Arbeit in Schleswig-Holstein. Einen hohen Stellenwert hätten der Meeresschutz, aber auch Kultur und Jugend, Wirtschaft und Wissenschaft, erklärte Claus Christian Claussen.
SPD fordert Neuausrichtung der Arbeit
Einig zeigte sich der Landtag, dass sich Europa von Russland nicht „auseinanderdividieren“ lasse. Hartmut Hamerich (CDU) betonte, trotz der aktuellen Kriegssituation in der Ukraine, die alles „überschattet“, müsse man „nach vorne gucken“. Europa sei mitten in einem Umgestaltungsprozess. Die EU und die Nato seien „in kürzester Zeit eng zusammengerückt“. Das habe Russlands Präsident Putin nicht erwartet, so Hamerich in seiner letzten Rede im Landtag.
Regina Poersch (SPD) betonte, dass Russland nun ausgeschlossen ist, heiße, dass die regionale Zusammenarbeit im Ostseeraum neu ausgerichtet werden muss. Für die Analyse und Neubewertung wünschte Sie den Kolleginnen und Kollegen der nächsten Wahlperiode Besonnenheit, Umsicht und einen kühlen Kopf. Europa müsse sich gerade in der Flüchtlingsfrage solidarischer zeigen. „Es geht im Moment um nichts weiter als um Europas Freiheit und Demokratie“, erklärte Regina Poersch, die ebenfalls ihre letzte Rede im Parlament hielt.
Grüne wollen Jugend ins Zentrum stellen
Eka von Kalben (Grüne) unterstrich, Europa stehe für den Schutz der Lebenswelt und für Demokratie. Sie forderte, den Austausch der Jugend stärker in den Fokus zu nehmen. „Wir müssen jungen Menschen Europa als Friedensprojekt erlebbar machen“, so von Kalben. Arbeitsprogramm verspricht neuen Schwung für Europa, auch wenn es ein anderes Europa ist. Die EU ist nicht perfekt und nie fertig.
Stephan Holowaty (FDP) ergänzte mit Blick auf Russland, wer die Gewalt zur Grundlage seiner Politik mache, könne zur Kooperation in Europa nichts mehr beitragen. „Es wird fundamental wichtig sein, nun erstmal Frieden und Vertrauen zu schaffen“, sagte er. Dennoch dürfe es keinen kompletten Kommunikationsabbruch geben. Die Gesprächskanäle nach Russland müssten weiter aufrechterhalten werden, forderte auch Jette Waldinger-Thiering (SSW). Sie begrüßte die geplante intensivere Zusammenarbeit mit den skandinavischen Staaten und den Abbau von Grenzhindernissen.