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22. Mai 2025 - Mai-Plenum

Mehr Klimaschutz im Bauwesen

Schwerpunkt auf neue Heizsysteme, Vorrang für die Sanierung bestehender Gebäude, die Regierungkoalition soll sich zukünftig auf Bundesebene für eine Dekarbonisierung beim Hausbau einsetzen.

Michel Deckmann
Betont Wirkungsgrad moderner Wärmepumpen: Michel Deckmann (CDU).
© Foto: Landtag, Sönke Ehlers

Um klimaneutral zu werden, müssten in Schleswig-Holstein zehntausende Gebäude energetisch nachgerüstet oder nach modernen Standards neu gebaut werden, denn der Gebäudesektor ist im Lande für rund 30 Prozent der Treibhausgase verantwortlich. Allerdings: Bauen bringt ebenfalls Belastungen mit sich. Die Herstellung und der Transport von Materialien, deren Montage, der Abriss und die Entsorgung des Abfalls verursachen CO2-Emissionen - teils sogar mehr, als durch die Sanierung eingespart wird. Diese „Grauen Emissionen“ sollen nach Willen der Koalitionsfraktionen heruntergefahren werden. „Niederschwellige Maßnahmen“ sollen den Vorrang vor Kernsanierung und Abriss erhalten. Daran soll sich auch die Förderpolitik des Bundes ausrichten, so die Forderung. Dafür gab es grundsätzlich auch Zuspruch aus der Opposition.   

Bisher habe der Fokus darauf gelegen, „maximal Energie einzusparen“, so Michel Deckmann (CDU). Daran habe sich auch die Förderung der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) orientiert. Das sei lange richtig gewesen, „aber es hat sich einiges verändert“. So sei der Wirkungsgrad von Wärmepumpen deutlich gestiegen, und diese Geräte ließen sich viel unkomplizierter verarbeiten: „Wer zu schnell zu tief saniert hat, ist oft übers Ziel hinausgeschossen.“ Wärmepumpen seien inzwischen so effektiv, „dass nicht jedes Gebäude perfekt gedämmt werden muss“, betonte Nelly Waldeck (Grüne). Sie rief zudem dazu auf, wiederverwertbare Materialien zu verbauen, etwa bei der Dämmung.

SPD lehnt Antrag ab

 

Sybilla Nitsch
Sybilla Nitsch (SSW) forderte dazu auf, mehr alte Gebäude zu erhalten.
© Foto: Landtag, Sönke Ehlers

Auch FDP und SSW unterstützten den Antrag. Das Papier der Koalition „geht in die richtige Richtung“, urteilte der Liberale Bernd Buchholz. Der „unsinnige Gebäudeeffizienzfetisch“ scheine „endlich überwunden zu sein“. Über Jahre hinweg habe die KfW „Fehlanreize“ gesetzt und Fördermittel für kostspielige Baumaßnahmen ausgeschüttet. „Es muss attraktiv sein, ein altes Gebäude zu erhalten“, sagte Sybilla Nitsch (SSW): „Sanierung vor Neubau müsste eine Selbstverständlichkeit sein“, zumal mit jeder Sanierung die Grundkosten der Mieter nach oben gingen. Deswegen solle der Staat gerade bei Häusern mit niedrigen Mieten „nicht die Maximalsanierung fordern“.

Die SPD lehnte den Antrag ab – trotz grundsätzlicher Einigkeit. „Wir wollen nicht dämmen um jeden Preis, sondern energetische Optimierung und den Fokus auf schlecht oder gar nicht gedämmte Altbauten legen“, so der Abgeordnete Thomas Hölck (SPD). Aber die Koalition sage nichts darüber, bis wann sie ihr Ziel erreichen wolle – bis 2050, wie von der EU ausgegeben, bis 2045, wie es der Bund anstrebt, oder bis 2040, wie es die Landesregierung anpeilt.

Ministerin verteidigt Klimaziel 2040

Bildungsministerin Dorit Stenke verteidigte in Vertretung von Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (beide CDU) das Klimaziel 2040: „Sich ein ambitioniertes Ziel zu setzen, hat nie geschadet.“ Sie verwies auf eine Studie der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen (ARGE), wonach die Klima-Transformation im Lande „kostengünstiger und schneller als bisher angenommen“ möglich sei. „Unser Gebäudebestand ist bereits viel effizienter als vorher angenommen“, und der „vorfällige Austausch von Gebäudeteilen“ könne vermieden werden, so die Ministerin.    

Eine Studie der ARGE zeigt: Beim Bau und Rückbau von Wohnraum entstehen viele CO₂-Emissionen (sogenannte graue Emissionen). Diese müssen in Zukunft stärker beachtet werden, um den Klimaschutz im Bauwesen zu verbessern. Viele bestehende Gebäude können bereits mit wenig Aufwand und durch den Einsatz klimafreundlicher Heizsysteme CO₂-arm werden. Die Fraktionen von CDU und Grünen fordern die Landesregierung nun in ihrem Antrag auf, sich beim Bund für eine weitere Förderung solcher Heizsysteme einzusetzen.

Tiefe Sanierungen oder vorzeitiger Austausch von Bauteilen bringen demnach oft mehr Emissionen als sie einsparen – vor allem bei Nutzung klimaneutraler Heizenergie. Stattdessen sollte man einfache Maßnahmen fördern, etwa Heizsysteme besser einstellen, Heizkörper anpassen und Gebäudeteile nur austauschen, wenn ihre Lebensdauer abgelaufen ist.

Sanierung vor Abriss

Neue Heizsysteme, die Treibhausgase ausstoßen, sollten nicht mehr eingebaut werden – im Einklang mit den Klimazielen von EU, Bund und Land. Die Landesregierung wird aufgefordert, sich im Bund dafür starkzumachen, dass graue Emissionen stärker in Förderprogrammen (z. B. KfW) und bei Bauvorgaben berücksichtigt werden. Wiederverwendbare Materialien und die Sanierung bestehender Gebäude sollten Vorrang vor Abriss und Neubau haben. Nur wenn nötig, etwa bei sehr schlechter Bausubstanz, darf abgerissen werden.

Das Land habe bereits Erleichterungen beim Bauen eingeführt, um Kosten zu senken. In Zukunft brauche es eine bessere Förderung für sozialen Wohnungsbau, einfachere Bauvorgaben und keine Pflicht zur umfassenden Sanierung, wenn sie nicht nötig ist. Früher habe der Fokus auf Energieeffizienz gelegen. Heute müsse man auch graue Emissionen berücksichtigen, da erneuerbare Energien und neue Heiztechniken (z. B. Wärmepumpen) weit verbreitet sind. Förderprogramme sollen sich an einer möglichst klimafreundlichen Wärmeerzeugung orientieren – passend zum jeweiligen Gebäude. Im Fokus: Gebäude mit besonders schlechtem energetischem Zustand (Worst Performing Buildings).

Fachgespräch im Innen- und Rechtsausschuss

Weniger graue Emissionen und gezielte Förderung würden ermöglichen, dass mit gleichen Mitteln mehr Gebäude energetisch verbessert werden, so der Antrag. Die Umnutzung leerstehender Gebäude, z. B. alter Gewerbebauten zu Wohnungen, spare Emissionen. Ein Fachgespräch im Innen- und Rechtsausschuss solle dieses Thema vertiefen.

(Stand: 16. Mai 2025)

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Antrag der Fraktionen von CDU/Grünen
Drucksache 20/3217