Der Landtag fordert geschlossen, die Tierärztegebührenordnung (GOT) rasch auf den Prüfstand zu stellen. Die derzeitige Fassung habe „vielerorts zu Überforderung bei Tierhalterinnen und Tierhaltern, Tierschutzvereinen, Tierheimen und freiberuflichen Tierärztinnen und Tierärzten“ geführt, heißt es in einem gemeinsamen Antrag aller Fraktionen. Ziel müsse „eine transparente, sozial ausgewogene und praxistaugliche Gebührenordnung“ sein, und zwar „im Schulterschluss mit der Tierärzteschaft“. Die Landesregierung soll sich auf Bundesebene dafür einsetzen. Bislang ist ein Check der GOT für Ende 2026 anberaumt.
Hintergrund: Tierhalter klagen deutschlandweit über gestiegene Tierarzt-Kosten wegen der Neufassung der GOT Ende 2022. Seitdem müssen Pferdezüchter, Landwirte oder Katzenfreunde teilweise ein Mehrfaches der zuvor üblichen Preise stemmen. Viele Tierhalter verstünden die Rechnungen nicht und könnten sie nicht bezahlen, sagte die FDP-Abgeordnete Anne Riecke, die das Thema auf die Tagesordnung gehoben hatte. Die GOT-Anpassung sei mit Blick auf Fortschritte in der Veterinärmedizin und gestiegene Ansprüche der Tierhalter „grundsätzlich richtig und überfällig“ gewesen. „Niemand stellt in Frage, dass Tierärzte angemessen bezahlt werden müssen“, so Riecke. Aber die GOT dürfe nicht dazu führen, dass die tierärztliche Versorgung für kleine Höfe und Privatkunden unbezahlbar werde. Sie mahnte eine Reform „mit Maß und Mitte“ an, um „mehr Transparenz, mehr Fairness und mehr Zukunftssicherheit in der tiermedizinischen Versorgung“ zu erreichen.
Tierhaltung spielt zentrale Rolle
„Die GOT weist einige Schwächen auf“, stellte Dirk Kock-Rohwer (Grüne) fest - insbesondere mangelnde Transparenz bei der Abrechnung. „Einige Behandlungen haben sich um ein Vielfaches verteuert“, so Kock-Rohwer. Es werde aber keine Rückkehr zu den alten Preisen geben: „Grundsätzlich war es richtig, eine Anpassung vorzunehmen.“ Nur mit angemessener Entlohnung könne die Qualität der tierärztlichen Leistungen erhalten werden. „Der Fachkräftemangel macht mir wirklich Sorgen“, blickte Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) auf die sinkende Zahl der Praxen: „Denn ohne Tierärzte keine Tierhaltung.“ Sein Ziel sei die „Schaffung eines Gleichgewichts zwischen angemessener Vergütung und tragbaren Kosten“. Eine GOT-Evaluierung sei „zwingend erforderlich“, und dies werde er dem neuen Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) „sehr zeitnah antragen“.
In Schleswig-Holstein mit etwa 150.000 gemeldeten Hunden, 500.000 Hauskatzen und 100.000 Pferden spiele Tierhaltung eine „zentrale gesellschaftliche Rolle“, betonen die Fraktionen in ihrem Antrag. Der Umwelt- und Agrarausschuss hatte sich im April in einer mehrstündigen Anhörung mit dem Thema befasst. Tierhalter-Verbände hatten sich über Kostensteigerungen um mehrere hundert Prozent und intransparente Rechnungen beklagt. Vertreter der Tierärzteschaft hatten demgegenüber auf rasante Fortschritte in der Veterinärmedizin verwiesen. Der hohe Standard werde von den Tierbesitzern gefordert und schlage sich in den Preisen nieder.
Weitere Redner:
Heiner Rickers (CDU)
Sandra Redmannn (SPD)
Michael Schunck (SSW)