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23. Juli 2025 - Juli-Plenum

Northvolt: Bürgschaft des Landes wird untersucht

Nach der Northvolt-Insolvenz in Schweden geht es auch um die Zukunft der Investition bei Heide. Die Opposition hat Fragen zu den Risiken, der Rechnungshof will nun die 300-Millionen-Euro-Bürgschaft des Landes untersuchen.

Blick auf die Baustelle der Batteriezellenfabrik von Northvolt in Heide, wo Baufahrzeuge fahren und Arbeiter tätig sind.
Blick auf die Baustelle der Batteriezellenfabrik von Northvolt in Heide.
© Foto: dpa, Christian Charisius

Der Landesrechnungshof (LRH) wird die 300-Millionen-Euro-Bürgschaft des Landes für den mittlerweile angeschlagenen schwedischen Northvolt-Konzern unter die Lupe nehmen und dem Parlament einen Sonderbericht vorlegen. Der Landtag beschloss einen entsprechenden Antrag von SPD, FDP und SSW mit den Stimmen der drei Oppositionsfraktionen. CDU und Grüne enthielten sich. Northvolt hatte geplant, bei Heide eine Fabrik für Batteriezellen zu bauen und dafür erhebliche öffentliche Fördermittel kassiert. Das Projekt gilt inzwischen als gefährdet.

In dem Sonderbericht soll „geprüft werden, ob der Landesregierung zum Zeitpunkt des Beschlusses für die Bürgschaft eine ausreichende Informations- und Datengrundlage zur fundierten Bewertung von Chancen und Risiken vorlag“, heißt es in dem Papier. Zudem soll der LRH abklären, „wie diese Informationen analysiert und bewertet wurden und ob sie eine tragfähige Entscheidungsbasis bildeten“. Der Landtag hatte die Northvolt-Förderung im Vorjahr einstimmig beschlossen, die Opposition hatte später jedoch beklagt, dem Parlament hätten entscheidende Informationen nicht vorgelegen. Der Landesrechnungshof hat laut Landesverfassung die Aufgabe, die Haushaltsführung des Landes und der Kommunen zu überwachen und darüber jährlich zu berichten. Die LRH-Mitglieder genießen richterliche Unabhängigkeit.

Koalitionsfraktionen machen Weg frei für Antrag

Es gehe nicht darum, einen Schuldigen für den entstandenen Haushaltsschaden zu benennen, so Kianusch Stender (SPD): „Es geht um Transparenz.“ Die „Aufarbeitung durch eine neutrale Instanz“ solle dazu beitragen, „dass sich solche Fehler nicht wiederholen“. Es stehe im Raum, „dass der Landtag seine Entscheidung auf unvollständiger Informationsgrundlage treffen musste“, merkte Sybilla Nitsch (SSW) an: „So lange die Regierung weiter relativeiert und ausweicht, so lange bleiben wir dran“. Bernd Buchholz (FDP) verwies auf einen Bericht des Bundesrechnungshofs, der dem ebenfalls beteiligten Bundeswirtschaftsministerium Versäumnisse attestiert. Diese Einschätzung treffe „1:1 auf die Landesregierung zu“.

Die Koalitionsfraktionen stellten sich dem Oppositionsantrag nicht in den Weg, zweifelten aber dessen Sinn an. Er habe „keine großen Erwartungen bezüglich neuer Erkenntnisse“, sagte Tobias Koch (CDU). Die Strategie der Opposition sei es offenbar, „das Thema am Laufen zu halten und immer weiter Schlagzeilen zu produzieren“. Lasse Petersdotter (Grüne) sprach von „unterschiedlichen Eskalationsstufen“, und die nächste sei jetzt der Sonderbericht. Für Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) liegen „alle Informationen über Northvolt auf dem Tisch“. Die Landesregierung stehe aber einer Prüfung „offen gegenüber“ und werde den LRH „konstruktiv unterstützen“.

Die Förderung des schwedischen Batterieherstellers Northvolt ist nach dessen Insolvenz in Schweden weiter Thema im Landtag. SPD, FDP und SSW fordern einen Sonderbericht des Landesrechnungshofs. Der Bericht soll klären, ob das Land bei der Übernahme einer Ausfallbürgschaft in Höhe von 300 Millionen Euro über ausreichend Informationen verfügte und wie diese bewertet wurden. Auch die Rolle von Ministerpräsident Daniel Günther und die Dokumentation der Entscheidungsprozesse sollen beleuchtet werden.

Bereits im März-Plenum hatte die Opposition der Regierung vorgeworfen, dem Landtag zentrale Risiken der Ansiedlung nicht offengelegt zu haben. Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) verteidigte die Entscheidung als wohlüberlegt. Auch nach der Insolvenz des Mutterkonzerns im März hält die Landesregierung an den industriellen Potenzialen des Standorts Heide fest. Die deutsche Tochtergesellschaft ist von der Pleite nicht direkt betroffen.

Transparenz im Fokus

In einer gemeinsamen Sitzung von Wirtschafts- und Finanzausschuss Mitte Juni hatten Oppositionsfraktionen ihre Kritik erneuert – und die Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Akten infrage gestellt. Besonders umstritten sind Schwärzungen. Zudem erkundigten sich SPD-Abgeordnete in Kleinen Anfragen nach der Rolle von Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) beim Verzicht auf ein eigenes Landesgutachten sowie nach der Darstellung von Risiken vor dem Bürgschaftsbeschluss. Die Landesregierung verweist auf mehr als 30 parlamentarische Sitzungen zur Thematik – räumt aber ein, dass die Aufbereitung der Risiken präziser hätte ausfallen können.

Northvolt hatte ursprünglich geplant, in Heide eine Batteriefabrik für Elektroautos zu bauen – mit 3.000 Arbeitsplätzen und rund 600 Millionen Euro staatlicher Unterstützung über eine Wandelanleihe der Förderbank KfW. Die Hälfte des Risikos trägt das Land Schleswig-Holstein. Hinzu kommen 137 Millionen Euro an direkten Fördermitteln. Der symbolische Baubeginn erfolgte am 25. März 2024 – unter anderem mit Bundeskanzler Olaf Scholz, Wirtschaftsminister Robert Habeck und Ministerpräsident Daniel Günther.

Top 38:

Antrag von SPD, FDP und SSW:
Drucksache 20/3446