Das US-Unternehmen Lyten will den insolventen schwedischen Northvolt-Konzern übernehmen. Ist damit auch der Bau einer Batteriezellenfabrik in Dithmarschen gesichert? In der Landespolitik halten sich Hoffnung und Skepsis die Waage, wie Mitte September in einer gemeinsamen Sitzung des Wirtschafts- und des Finanzausschusses deutlich wurde. Die mehrstündige Diskussion war teilweise nichtöffentlich.
Eine wesentliche Erkenntnis: Noch sind viele Fragen offen, aber Eile ist geboten, denn Lyten möchte die Übernahme bis Jahresende in trockenen Tüchern haben. „Wir alle haben gemischte Gefühle“, sagte Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU). Das Land glaube nach wie vor an die „hervorragenden Bedingungen“ am Standort Heide, wo Northvolt ein Werk mit 3.000 Arbeitsplätzen errichten wollte. „Wir alle begrüßen grundsätzlich das Vorhaben von Lyten“, so der Minister, aber „der Teufel steckt im Detail.“
Konstruktive Gespräche
Staatskanzleichef Dirk Schrödter (CDU) berichtete voneinem Gespräch mit dem Gründer und Firmenchef von Lyten, Dan Cook, Anfang September in Berlin. Dies sei „sehr konstruktiv“ verlaufen, aber es gebe noch „hochkomplexe Fragen“ zu klären. Das Unternehmen plane, die Übernahme bis Jahresende abzuschließen, berichtete Schrödter: „Wir werden sehen, ob wir das gemeinsam hinbekommen.“ Neben dem Land nehmen auf deutscher Seite der Bund und die Förderbank KfW an den Verhandlungen teil. „Wir wissen wenig über das Unternehmen“, betonte Bernd Buchholz (FDP) und rief die Landesregierung auf, genau hinzuschauen: „Wer prüft die Kapitaldienstfähigkeit und die Finanzierungsfähigkeit?“
Nach wie vor sei Lyten „für uns eine absolute Black Box“, so Kianusch Stender (SPD), „weil wir nicht wissen, was an dem Standort passieren soll“. Er forderte, im Interesse der Region rasch Klarheit zu schaffen, denn „diese Hängepartie kann so nicht weitergehen“. Wirtschaftsstaatssekretärin Julia Carstens erwiderte, das Land habe ein „Rieseninteresse an einer möglichst schnellen Klärung“, aber Gründlichkeit müsse vor Schnelligkeit gehen. Die gute Nachricht sei: „Es gibt einen Interessenten“, sagte Lukas Kilian (CDU). Das Ziel bleibe, „Schläfrig-Holzbein zu entwickeln“.
Übernahme in Kanada gescheitert
Das 2015 im Silicon Valley bei San Francisco gegründete Start-Up Lyten hat Ende 2024 die Northvolt-Tochtergesellschaft Cuberg in Kalifornien erworben. Anfang August dieses Jahres kündigte Lyten an, weitere Northvolt-Vermögenswerte zu kaufen. Dazu zählen neben der Baustelle bei Heide die Standorte Skellefteå und Västerås (beide in Schweden), Danzig sowie Montreal in Kanada. Auch die Patente und das geistige Eigentum sollen übernommen werden. Lyten beabsichtigt nach eigenen Angaben, die Produktion wieder aufzunehmen und die Arbeiten an den Baustellen fortzuführen. Die Übernahme in Kanada ist allerdings gescheitert. Die Regierung der Provinz Québec zog sich Anfang September aus der Finanzierung des dortigen Fabrikbaus zurück. Die Begründung: unverhältnismäßige Forderungen nach Fördermitteln und ein aus Sicht der Kanadier nicht zufriedenstellender Geschäftsplan von Lyten.
Ein möglicher Stolperstein: Lyten baut bislang Lithium-Schwefel-Batterien. Diese Technologie ist leistungsstark, wird aber vorwiegend in Drohnen eingesetzt. Batterien für Elektroautos, die in Heide gebaut werden sollen, basieren jedoch auf der Lithium-Ionen-Technologie. Diesen Umstand bestätigte Minister Ruhe Madsen in der Ausschusssitzung. Sybilla Nitsch (SSW) befürchtete Folgen für das Werk im Lande: „Soll es ein Unternehmen der Rüstungsindustrie werden?“ Marc Timmer (SPD) wies darauf hin, dass es schon seit einiger Zeit ein „schwieriges Marktumfeld“ für die Batterieproduktion gebe.
Rückzahlung von Anleihe aus Landeshaushalt unklar
Die Präsidentin des Landesrechnungshofs, Gaby Schäfer, blickte auf das Ziel der Landesregierung, mit der Fabrik an der Westküste die Abhängigkeit von anderen Staaten zu verringern: „Lyten ist ein US-Unternehmen. Wir wissen nicht, was sie wollen.“ Es sei die „Bringschuld der Regierung“, unterstrich Beate Raudies (SPD), dem Parlament alle aktuellen Entwicklungen zeitnah mitzuteilen. Umstritten blieb auch, ob Lyten bei einer Northvolt-Übernahme die Anleihe aus dem Landeshaushalt in Höhe von 300 Millionen Euro zurückzahlen wird. Der Einstieg der US-Amerikaner könne einen Verlust dieser Summe bedeuten, mahnte der FDP-Abgeordnete Buchholz: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Unternehmer einen Vertrag abschließt ohne die Förderbedingungen zu kennen.“ Das Geld sei zum Teil bereits vor Ort „verbaut“ worden, so Staatssekretärin Carstens.