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19. November 2025 - November-Plenum

Aktuelle Stunde zum Weiterbau der A20

CDU und Grüne haben die Einigung zwischen Landesregierung und BUND zum Weiterbau der A20 erläutert. Dabei ging es vor allem um die 14 Millionen Euro für den Naturschutz, die Folgen für weitere Autobahnabschnitte und Kritik am Planungsrecht.

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Will auch zukünftig Konflikte frühzeitig und im Dialog lösen: Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (CDU).
© Foto: Landtag, Sönke Ehlers

Nach der außergerichtlichen Einigung zwischen Landesregierung und BUND über den Weiterbau des A20-Abschnitts zwischen Weede und Wittenborn hat Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) die in der vergangenen Woche erzielte Vereinbarung im Landtag verteidigt. Die Regierungsfraktionen wollten mit der Aktuellen Stunde Hintergründe und Auswirkungen der Verständigung darstellen. Madsen hob die Wichtigkeit der Einigung hervor und betonte zugleich den Ausbau der Natur- und Artenschutzmaßnahmen. Die Opposition kritisierte hingegen die Höhe der Zahlung und den begrenzten Fortschritt für das Gesamtprojekt.

 

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Verwies auf die Bedeutung der A20 für die Ost-West-Verbindung: Lukas Kilian (CDU).
© Foto: Landtag, Sönke Ehlers

Der Minister bezeichnete die 14 Millionen Euro für die neue Landesstiftung als „gut eingesetztes Geld“. Verzögerungen und wirtschaftliche Nachteile wären aus seiner Sicht die Alternative gewesen. Er verwies darauf, dass die Gespräche mit dem BUND auf Augenhöhe geführt worden seien, und sprach in diesem Zusammenhang von einem „dänischen Weg“: In Dänemark sei es üblich, Konflikte frühzeitig und im Dialog zu lösen. Dieses Prinzip müsse auch bei künftigen Verfahren stärker leitend werden, fügte Madsen hinzu.

Regierungsfraktionen begrüßen Verständigung

 

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Erinnerte an die mehr als 30.000 Fledermäuse in den Segeberger Kalkberghöhlen: Grünen-Fraktionschef Lasse Petersdotter.
© Foto: Landtag, Sönke Ehlers

Aus der CDU hieß es, die Einigung sei ein wichtiger Schritt hin zu mehr Planungssicherheit. Lukas Kilian verwies auf die Bedeutung der A20 für die Ost-West-Verbindung und forderte, Planungs- und Verbandsklagerecht so weiterzuentwickeln, dass lange Verzögerungen künftig verhindert werden. Politische Beschlüsse müssten umgesetzt werden, sagte er, und „die Menschen im Land“ erwarteten, dass große Infrastrukturprojekte nicht über Jahre blockiert würden. Der Vergleich zeige, dass Lösungen auf Augenhöhe möglich seien, dürfe aber „nicht zum Regelfall werden“.

Grünen-Fraktionschef Lasse Petersdotter erinnerte an die mehr als 30.000 Fledermäuse in den Segeberger Kalkberghöhlen, eine „der bedeutendsten Populationen Nordeuropas“. Es sei „keineswegs egal, welche Population wir schützen“, sagte er. Die 14 Millionen Euro flössen direkt in konkrete Maßnahmen; angesichts der bedrohten Arten sei dies notwendig. Die Klagen des BUND seien legitime Rechtsdurchsetzung, und es sei positiv, dass beide Seiten einen außergerichtlichen Kompromiss gefunden hätten.

Opposition befürchtet Risiken bei weiteren Planungen

 

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Sieht keinen Durchbruch für das Gesamtprojekt: Niclas Dürbrook (SPD).
© Foto: Landtag, Sönke Ehlers

Aus der SPD kam die Einschätzung, die Einigung sei zwar ein Fortschritt für Bad Segeberg, aber kein Durchbruch für das Gesamtprojekt. Niclas Dürbrook erinnerte daran, dass Ministerpräsident Daniel Günther 2017 angekündigt habe, die Autobahn innerhalb von fünf Jahren fertigzustellen: „Am Ende Ihrer zehnjährigen Amtszeit wird kein einziger Meter für den Verkehr freigegeben sein.“ Die Risiken der weiteren Planungsabschnitte blieben aus seiner Sicht bestehen.

 

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Bezweifelt, dass die Verständigung über Abschnitt 3 hinaus Wirkung entfalten wird: FDP-Fraktionschef Christopher Vogt.
© Foto: Landtag, Sönke Ehlers

Auch FDP-Fraktionschef Christopher Vogt bezweifelte, dass die Verständigung über Abschnitt 3 hinaus Wirkung entfalten würde. Die 14 Millionen Euro lösten nur einen Teil des Konflikts, für die übrigen Abschnitte gebe es keine verlässliche Perspektive. Vogt erneuerte die Forderung nach einem „deutlich schnelleren und einfacheren Planungsrecht“. Sybilla Nitsch (SSW) nahm Bezug auf den „dänischen Weg“ und wies den Vergleich des Ministers zurück: „Das hier ist nicht der Dänische Weg – der funktioniert ganz anders.“ In Dänemark würden Einwände frühzeitig einbezogen, ohne dass es zu einem „Ablasshandel“ komme.

 

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Sybilla Nitsch (SSW): „Das hier ist nicht der Dänische Weg – der funktioniert ganz anders.“
© Foto: Landtag, Sönke Ehlers

Die Regierungsfraktionen haben eine Aktuelle Stunde zur außergerichtlichen Einigung zwischen Landesregierung und BUND über den Weiterbau der A20 beantragt. Für den rund zehn Kilometer langen Abschnitt zwischen Weede und Wittenborn verständigten sich beide Seiten auf zusätzliche Natur- und Artenschutzmaßnahmen. Dazu gehörten die Einrichtung einer Landesstiftung „Fledermausschutz Schleswig-Holstein“ mit einem Kapital von 14 Millionen Euro sowie weitere Schutzmaßnahmen im Travetal. Der BUND kündigte im Gegenzug an, seine Klage gegen den Planungsabschnitt zurückzuziehen, um so den Weiterbau der A20 nach mehr als zehn Jahren zu ermöglichen.

Ministerpräsident Daniel Günther bezeichnete die Einigung bei der Unterzeichnung als wichtigen Schritt für Region und Infrastruktur: „Damit lösen wir unser Versprechen ein, die Menschen in und um Bad Segeberg von Lärm, Abgasen und Autokolonnen zu erlösen.“ Grünen-Fraktionschef Lasse Petersdotter hob hervor, dass tragfähige Kompromisse möglich seien, „wenn wir miteinander statt gegeneinander reden“, und betonte die Bedeutung früher Abstimmungen mit Umweltverbänden. Auch Bad Segebergs Bürgermeister Toni Köppen zeigte sich erleichtert, da die Entscheidung aus seiner Sicht mehr Sicherheit für die lokalen Planungen schaffe.

Kritik aus der Opposition

SPD, FDP und SSW begrüßten zwar, dass der Weiterbau der A20 nun vorangehe, kritisierten aber die lange Verzögerung, den Umfang der Einigung und die rechtliche Vorgehensweise. SPD-Spitzenkandidat Ulf Kämpfer warf der Landesregierung vor, die Planung über Jahre verschleppt und dem BUND das Klagerecht für 14 Millionen Euro „abgekauft“ zu haben — ein Vorgehen, das aus seiner Sicht nicht zum Regelfall werden dürfe.

Auch FDP-Fraktionschef Christopher Vogt sprach von einem „sehr hohen Preis“ und forderte Transparenz bei der Finanzierung sowie Reformen im Planungs- und Verbandsklagerecht. Sybilla Nitsch (SSW) mahnte an, das Planungsrecht so weiterzuentwickeln, dass Konflikte künftig früher geklärt würden.

Der aktuelle Planungsstand

Die Vereinbarung wurde am 12. November in Bad Segeberg unterzeichnet. Baurecht besteht nun neben dem Segeberger Abschnitt bereits für die geplante Elbquerung nach Niedersachsen. Weitere Teilstrecken befinden sich im Planfeststellungsverfahren; für den Abschnitt im Kreis Steinburg wurde noch in diesem Jahr ein Beschluss erwartet. Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen kündigte an, dass die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (DEGES) nun die Vorbereitung der europaweiten Ausschreibung für das Bauvorhaben aufnehme.

Top 1

Antrag der Fraktionen von CDU und Grünen:

Drucksache 20/3811