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17. Dezember 2025 - Empfang

„Ein Fest des Lichtes, der Hoffnung und der Zuversicht“

Der Landtag und die Landesregierung haben für heute (17.12.) zu einem gemeinsamen Empfang anlässlich des jüdischen Lichterfestes Chanukka ins Landeshaus eingeladen.

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Landtagspräsidentin Kristina Herbst betonte in ihrer Eröffnungsrede: „Jüdisches Leben gehört zu Schleswig-Holstein – ohne Wenn und Aber.“
© Foto: Landtag, Michael Neubauer

Die festliche Veranstaltung fand im Schleswig-Holstein-Saal des Landeshauses statt. Rund 80 Gäste waren der Einladung gefolgt - unter ihnen auch Vertreterinnen und Vertreter der jüdischen Gemeinden, der Kirchen und zahlreicher weiterer gesellschaftlicher Gruppen. Zu Beginn des Empfangs wurde die dritte Kerze des Chanukka-Leuchters von Walter Blender und Ljudmila Budnikov entzündet, um zu zeigen, dass das Gute niemals von der Dunkelheit besiegt werden kann.

Landtagspräsidentin Kristina Herbst sagte in ihrer Eröffnungsrede: „Jüdisches Leben gehört zu Schleswig-Holstein – ohne Wenn und Aber. Mit dem Chanukka-Leuchter im Landeshaus machen wir sichtbar, was selbstverständlich ist: Jüdisches Leben ist ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft und unseres Landes. Der antisemitisch motivierte Terroranschlag in Sydney hat uns auf schmerzliche Weise vor Augen geführt, wie real die Bedrohung jüdischen Lebens auch heute ist. Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen, und wir verurteilen diese Tat auf das Schärfste“, betonte Herbst und ergänzte: „Gerade in Zeiten, in denen antisemitischer Hass und antisemitische Gewalt wieder zunehmen, ist es unsere gemeinsame Aufgabe, uns entschlossen vor unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger zu stellen. Chanukka ist ein Fest des Lichtes, der Hoffnung und der Zuversicht. Mit jeder Kerze wächst das Licht und sendet ein klares Zeichen: Hass und Gewalt werden niemals über Frieden, Gemeinsinn und Menschlichkeit siegen. Das Licht lässt sich von der Dunkelheit nicht verdrängen“, schloss die Landtagspräsidentin ihre Rede.

Jüdisches Leben soll in Schleswig-Holstein sichtbar sein

 

„Das Lichterfest Chanukka erinnert an den Sieg des Lichts über die Dunkelheit. Jedes Licht der Chanukkia erzählt von der Stärke des jüdischen Volkes. Von Überleben, Hoffnung und Zuversicht“,so Ministerpräsident Daniel Günther, der in seiner Rede eindringlich dazu aufrief, jüdisches Leben zu schützen, zu stärken und den Antisemitismus zu bekämpfen: „Dass wir die Lichter der Chanukkia im Landeshaus entzünden, drückt unsere Solidarität aus und, dass wir uns unserer Verantwortung bewusst sind. Der Terroranschlag auf die Chanukka-Feier in Sydney hat uns schmerzlich vor Augen geführt, wie nötig diese Botschaft ist. Mit jedem Mord und jedem Anschlag, vor allem auf ein Fest des Lebens und der Hoffnung, wird das Verbrechen größer, das Menschen einander antun.“ Der Empfang zeige, dass jüdisches Leben in Schleswig-Holstein sichtbar und vor allem selbstverständlich sein solle. Der Chanukka-Leuchter im Parlament mache jüdisches Leben im Herzen der Demokratie sichtbar. Günther: „Dafür danke ich den jüdischen Landesverbänden, unserem Antisemitismus-Beauftragten Gerhard Ulrich und den Verantwortlichen im Landtag.“

 

Ministerpräsident Daniel Günther: „Das Lichterfest Chanukka erinnert an den Sieg des Lichts über die Dunkelheit.“
Foto: Landtag, Michael Neubauer

Walter Blender, Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Schleswig-Holstein, wies eingangs darauf hin, dass der Anschlag von Sydney in diesem Jahr Teil von Chanukka sei. „Wieder einmal entlud sich ein todbringender Hass einzelner und wieder einmal aus einem einzigen Grund: um jüdische Menschen zu töten.“ Durch das Entzünden der Chanukka-Kerzen werde hingegen Licht in das Dunkel gebracht. Blender ging in seinem Grußwort auch darauf ein, dass sich Tannenbaum und Chanukka-Leuchter im Foyer des Landeshauses genau gegenüberstehen. „Unten im Flurbereich da steht diesem Leuchter genau gegenüber einTannenbaum. Und ich muss sagen, das ist schon ein wunderschönes Gefühl. Man geht durch eine Schleuse zwischen Tannenbaum und Chanukkia und sieht das friedliche Nebeneinander unter einem Dach für unser gemeinsames Feiern im Monat Dezember. Das ist einfach eine schöne Symbolik und das macht was mit einem“, sagte Blender.

Den Hassenden nicht das letzte Wort geben

 

Wies darauf hin, dass der Anschlag von Sydney in diesem Jahr Teil von Chanukka sei: Walter Blender, Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Schleswig-Holstein.
Foto: Landtag, Michael Neubauer

Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinschaft Schleswig-Holstein, Igor Wolodarski, ging in seiner Rede zunächst auf den historischen Hintergrund des Chanukkafestes ein und auf die Symbolik, die von dem Nebeneinander des Weihnachtsbaumes und des Chanukka-Leuchters ausgehe. Auch Wolodarski rief die entsetzlichen Ereignisse in Australien in Erinnerung. „Wir warnen seit langem davor, dass die anhaltende antisemitische Feindseligkeit auf unseren Straßen in Gewalt umschlagen wird. Wir sehen hier ein Muster, dass bereits zuvor in mehreren Ländern erkennbar geworden ist“, sagte Wolodarski. Er erinnerte daran, wie wichtig es sei, dass sich die Demokratie gegen ihre Feinde – egal von welcher Seite - schütze.

 

Er erinnerte daran, wie wichtig es sei, dass sich die Demokratie gegen ihre Feinde schützt: Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinschaft Schleswig-Holstein, Igor Wolodarski.
Foto: Landtag, Niko Wasmund

Nora Steen, Bischöfin im Sprengel Schleswig und Holstein der Nordkirche, ging in ihrer Ansprache auf die jüdische Lyrikerin Nelly Sachs ein. „Die jüdische Lyrikerin Nelly Sachs wagte es, nach der Shoah Worte zu finden. Und das, obwohl Adorno und andere postulierten, nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben sei barbarisch und unmöglich. Sachs und andere verstummten aber nicht. Sie schufen Worte, die weiter daran festhielten: Es wird eine Zukunft geben.“ Das Gedicht ‚Völkerder Erde‘ von Nelly Sachs sei ein Appell, den Worten nicht ihre Macht zu nehmen, sondern aus ihnen Sterne zu gebären. „Wir sind heute hier versammelt, weil wir den Hassenden und den Mördern nicht das letzte Wort geben werden. Weil wir nicht verstummen dürfen“, sagte die Bischöfin. Der Schein der Chanukka-Kerzen leuchte in diese wunde Zeit hinein. „Wenn die Christen nicht an der Seite der Juden stehen, dann verraten sie ihre gemeinsamen Wurzeln. Und ein Deutschland ohne jüdisches Leben ist eines Teils seiner Seele beraubt“, sagte Steen.

„Das Licht darf nicht erlöschen“

 

Nora Steen, Bischöfin im Sprengel Schleswig und Holstein der Nordkirche: „Wir sind heute hier versammelt, weil wir den Hassenden und den Mördern nicht das letzte Wort geben werden.“
Foto: Landtag, Niko Wasmund

Der emeritierte Weihbischof des Erzbistums Hamburg, Horst Eberlein, ging ebenfalls auf die Ereignisse in Australien ein. „Das Grußwort für den heutigen Tag war schon am Samstag geschrieben. Dann der Sonntag, mit seiner schrecklichen Nachricht vom Anschlag auf eine feiernde jüdische Gottesdienstgemeinde in Sydney. Die Attentäter wollten auslöschen. Leben auslöschen. Glauben auslöschen. Fröhlichkeit auslöschen. Licht auslöschen. Genau an dem Festtag, an dem abends auf dem Chanukka-Leuchter das erste Licht entzündet wird. Wo Freude und Lebensmut gefeiert werden, gelingt es den Attentätern, auszulöschen“, sagte Eberlein. Die Ohnmacht sei groß. „Doch wir sind hier, damit die Finsternis nicht siegt“, sagte der Weihbischofund schloss: „Trotz Trauer und Verzweiflung – lasst uns in Geschwisterlichkeit heute Abend am Chanukka-Leuchter – oder bei uns zuhause vielleicht am Adventskranz – ein Licht entzünden. Das Licht darf nicht erlöschen.“

 

Horst Eberlein, emeritierter Weihbischof des Erzbistums Hamburg: „Wir sind hier, damit die Finsternis nicht siegt.“
Foto: Landtag, Niko Wasmund

In seinem Schlusswort dankte Gerhard Ulrich, Beauftragter für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus des Landes Schleswig-Holstein, allen Beteiligten, die den Empfang möglich gemacht hätten, und ging sodann auf die Vorkommnisse in Sydney ein. „Nach dem grauenvollen Terroranschlag in Sydney auf das jüdische Leben, gezielt am Chanukka, wiegt die Dunkelheit in diesen Tagen besonders schwer und ist kaum zu ertragen für ganz viele Menschen.“ Die Welt sei insgesamt dunkler und unruhiger geworden. Demokratien stünden unter Druck und Kriege erschütterten Kontinente. Wahrheit werde relativiert und der Antisemitismus nehme in erschreckender Weise zu – auch hier bei uns in Schleswig-Holstein, so Ulrich. „Umso wichtiger ist das Licht. Das Licht, das Hoffnung, Zuversicht und Zusammenhalt spendet. Gerade deshalb ist dieser Empfang – ist diese Stunde heute – ein Zeichen der Hoffnung“, betonte der Beauftragte.

Sah den Empfang als ein „Zeichen der Hoffnung“: Gerhard Ulrich, Beauftragter für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus des Landes Schleswig-Holstein.
Foto: Landtag, Niko Wasmund