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Für die Zukunft der beruflichen Bildung Lehrkräfte einstellen statt verlieren!

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Bildung und Wissenschaft

Die Berufsschulen in Schleswig-Holstein stehen vor einer Krise: Gut ausgebildete Lehrkräfte werden nicht eingestellt, befristete Verträge nicht verlängert und viele wandern in die freie Wirtschaft ab. Das hat nicht nur Auswirkungen auf die aktuelle Unterrichtsqualität, sondern gefährdet langfristig die Zukunft der beruflichen Bildung in unserem Land.

Wir fordern:

Einstellungen statt Sparmaßnahmen: Nachwuchslehrkräfte müssen nach dem Referendariat übernommen werden unabhängig von befristeten Verträgen.
Planungssicherheit für junge Lehrkräfte: Frühzeitige und verbindliche Stellenangebote müssen Standard werden.
Transparenz bei Stellenausschreibungen: Alle freie Stellen an Berufsschulen müssen zentral und öffentlich ausgeschrieben werden.
Bedarfsgerechte Personalplanung: Schulleitungen sollten mehr Mitspracherecht bei der Einstellung von Lehrkräften erhalten. Langfristige Bedarfsprognosen müssen Pensionierungen, Schülerzahlen und den Fachkräftemangel berücksichtigen.

Warum handeln? Der Lehrkräftemangel wird sich in den kommenden Jahren verschärfen. Eine vorausschauende Personalpolitik mit Einstellungen leicht über dem aktuellen Bedarf kann die berufliche Bildung sichern und gleichzeitig Überlastungen von Lehrkräften verhindern. Nur so bleiben Berufsschulen attraktiv und zukunftsfähig.

Unterstützen Sie uns und setzen Sie ein Zeichen für die berufliche Bildung in Schleswig-Holstein!

Beschluss des Petitionsausschusses
17.06.2025

Der Petitionsausschuss des Schleswig-Holsteinischen Landtages hat die von 2.061 Personen unterstützte öffentliche Petition auf der Grundlage der von der Petentin vorgetragenen Gesichtspunkte sowie einer Stellungnahme des Ministeriums für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur unter Berücksichtigung der Erkenntnisse aus einer öffentlichen Anhörung beraten.

Die Petentin ist selbst Berufsschullehrerin und setzt sich dafür ein, gut ausgebildete Lehrkräfte an berufsbildenden Schulen zu halten und deren Abwanderung zu verhindern. Sie fordert, bedarfsgerechte Personalplanungen unter Beteiligung der Schulleitungen, zentral veröffentlichte frühzeitige Stellenausschreibungen möglichst ohne Befristungen sowie die Übernahme von Nachwuchslehrkräften nach dem Referendariat. Sie kritisiert, Planstellen würden kaum und Vertretungsstellen nicht oder erst ab einem Vertretungszeitraum von länger als zwölf Monaten ausgeschrieben. Die schlechten Einstellungschancen würden den Lehrerberuf unattraktiv machen. Insgesamt baue das Land Stellen ab, obwohl ein Bedarf an Nachwuchskräften bestehe und noch steigen werde. Die Petentin verweist auf die Altersstruktur der Lehrkräfte an berufsbildenden Schulen und auf prognostizierte steigende Schülerzahlen zum Ende der 2020er Jahre. Diese würden verdeutlichen, dass die von ihr geforderten Maßnahmen künftig noch an Bedeutung gewinnen werden und schlägt vor, schon jetzt Lehrkräfte leicht über Bedarf einzustellen.

Der Petitionsausschuss stimmt der Petentin zu, dass einem qualitativ hochwertigen Unterricht an den berufsbildenden Schulen ein hoher Stellenwert zukommt. Dieser bereitet Schülerinnen und Schüler nicht nur auf die Arbeitswelt vor, sondern versetzt sie auch in die Lage, in beruflichen und gesellschaftlichen Situationen sachgerecht und verantwortungsbewusst zu handeln. Den Schulen müssen dafür Lehrkräfte in angemessenem Umfang zur Verfügung stehen, um diesem Anspruch nachzukommen.

Der Ausschuss begrüßt daher ausdrücklich die trotz einer angespannten Haushaltslage ergriffenen Maßnahmen des Bildungsministeriums, um Lehrkräften eine gute Einstellungs- beziehungsweise Übernahmeperspektive zu bieten. Er hebt hervor, dass insbesondere die derzeitige Prüfung von Möglichkeiten, Lehrern im Vorbereitungsdienst vorübergehende Beschäftigungen an Gemeinschaftsschulen und Grundschulen anzubieten, ein gutes Mittel darstellt, um Lehrkräfte einzustellen, die bei steigenden Pensionierungszahlen erst später an beruflichen Schulen gebraucht werden. Auch die vorübergehende Bereitstellung von befristeten Stellen zur Überbrückung von beispielsweise Mutterschutzzeiten und Sabbatjahren können Einstellungsperspektiven eröffnen Der Petitionsausschuss nimmt den Hinweis zur Kenntnis, dass für die von der Petentin prognostizierten steigenden Schülerzahlen keine verlässlichen Statistiken vorliegen. Zudem erschweren die außerordentlich dynamische Entwicklung der Berufe und die dadurch bedingten Ausbildungsbedarfe eine langfristige konkrete Prognose außerordentlich. Er schließt sich dem Hinweis des Bildungsministeriums an, dass eine Einstellung über Bedarf aufgrund der Haushaltslage nicht möglich ist.

Für zielführend hält der Petitionsausschuss, dass die lehramtsbildenden Hochschulen Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und Europa-Universität Flensburg, das Leibnitz-Institut für Pädagogik sowie das Landesseminar Berufliche Bildung am Schleswig-Holsteinischen Institut für Berufliche Bildung, das Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein und das Bildungsministerium in der „Allianz für Lehrkräftebildung“ standortübergreifend zusammenarbeiten mit dem Ziel, aktuellen wie auch künftigen Herausforderungen einer qualitativ hochwertigen Lehrkräftebildung gerecht zu werden.

Für den Ausschuss ist es sehr verständlich, dass junge Lehrkräfte sich Planungssicherheit wünschen. Ihm ist bekannt, dass Stellenausschreibungen teilweise erst deshalb relativ kurz vor Schuljahresstart veröffentlicht werden können, da die zu besetzenden Planstellen von den jährlichen Haushaltsabschlüssen abhängen. Er geht davon aus, dass Stellenausschreibungen frühestmöglich erfolgen und entnimmt der Stellungnahme, dass Bewerbungen für den Schuldienst in Schleswig-Holstein grundsätzlich zentral über das Verfahren Online-Stellenmarkt-Schule erfolgen. Dies entspricht der Forderung der Petentin nach einer zentralen und transparenten Ausschreibung.

Der Petitionsausschuss kann nachvollziehen, dass eine tragfähige Prognose der fachlichen Bedarfe in den verschiedenen Regionen des Landes aufgrund der Komplexität der unterschiedlichen Anforderungen schwierig ist und begrüßt, dass die Schulleitungen wie von der Petentin gefordert, bei Personalplanungen und Stellenbesetzungen nicht nur beteiligt werden, sondern ihnen aufgrund der vielschichtigen Erfordernisse dezentral die Personalplanung obliegt. Der Ausschuss wünscht sich eine möglichst umfängliche Umsetzung der Planungen der Schulen und bewertet positiv, dass das Bildungsministerium proaktiv konkrete Maßnahmen umsetzt und entwickelt, um Lehrkräfte in Ausbildung zu gewinnen und zu halten.

Das Ministerium stellt dar, dass ein großer Teil der ehemaligen Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst ein Übernahmeangebot erhält. Da das Land jedoch über den eigenen Bedarf hinaus ausbildet, damit Masterstudenten ohne Zeitverlust ihre Ausbildung beenden können, kann nicht allen fertigen Lehrkräften unmittelbar ein Übernahmeangebot unterbreitet werden. In manchen Fachrichtungen kommt es vor, dass nur befristete Stellen angeboten werden können. Schulleitungen nutzen diese häufig übergangsweise für eine unbefristete Übernahme zu einem späteren Zeitpunkt. Eine hohe Bedeutung für berufliche Schulen hat neben dem Direkt- auch der Quereinstieg. Anfang 2025 waren 33,33 % der fertigen Referendare Quereinsteiger.

Der Ausschuss begrüßt die Prüfung weiterer Möglichkeiten durch das Bildungsministerium, wie das Angebot von Verbeamtungen, um den Lehrerberuf attraktiver zu machen. Als richtungsweisend sieht er, dass der Masterplan Berufliche Bildung, der die Schulentwicklungsplanung für berufliche Schulen gestaltet, mit zusätzlichen Lehrerstellen unterstützt wurde, um Ausbildungswege zu erhalten und möglichst viele Lehramtsanwärter einstellen zu können.

Der Petitionsausschuss bedankt sich für das Engagement der Petentin. Er sieht wie sie die Herausforderungen, die sich aus dem umfangreichen fachspezifischen Bildungsangebot für mehr als 250 Ausbildungsberufe an 35 berufsbildenden Schulen ergeben. Der Ausschuss geht davon aus, dass das Bildungsministerium die beruflichen Schulen weiterhin eng begleiten wird und er verspricht sich gute Ergebnisse durch die bereits umgesetzten und geplanten Maßnahmen, um Lehrkräfte zu gewinnen und zu halten.

Die Veröffentlichung des Beschlusses erfolgt vorbehaltlich der Bestätigung der Erledigung der Petition durch den Schleswig-Holsteinischen Landtag. Die Bestätigung erfolgt in einer der nächsten Tagungen.

Details

Veröffentlichungsdatum
10.12.2024
Petent/in
Lara Matzke
Status
abgeschlossen
Mitzeichnungs­frist abgelaufen
2.061 Mitzeichner