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13. Dezember 2019 – Dezember-Plenum

Semesterticket soll Erfolgsmodell werden

Anfang Oktober ist das landesweite Semesterticket für Studierende gestartet. Regierung und Landtag bewerten das positiv und zeigen sich enttäuscht, dass die FH Westküste nicht dabei ist.

Semesterticket Studenten
Mit dem neuen Semesterticket können Studierende den Nahverkehr landesweit nutzen. Foto: dpa, Patrick Pleul

Das im Oktober landesweit eingeführte Semesterticket für den öffentlichen Personennahverkehr ist vom Landtag fraktionsübergreifend gelobt worden. „Es leistet etwas nicht nur für Studierende, sondern auch für den Hochschulstandort Schleswig-Holstein“, sagte Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) bei der Vorstellung eines zweiseitigen Berichts. Ihm zufolge profitieren 55.000 Studierende in Schleswig-Holstein. Enttäuscht reagierte der Landtag, dass die Fachhochschule Westküste in Heide als einzige im Land das Ticket abgelehnt hat.

Kai Vogel (SPD) bremste ein wenig die Euphorie: „Viele Fragen bleiben noch offen“ – etwa was passiert, wenn das Ticket nicht angenommen werde. Außerdem nannte er die Kosten „eine Herausforderung für Studenten.“ Andreas Tietze (Grüne) wies das zurück: „70 Cent pro Tag für eine Netzkarte ist ein absoluter Spitzenpreis.“ Er forderte, künftig auch junge Menschen, die freiwillige Dienste leisten, in das Ticket einzubinden. Und Jette Waldinger-Thiering (SSW) regte an, auch den dänischen Grenzverkehr mit einzubeziehen.

Weitere Redner:
Tobias von der Heide (CDU), Kay Richert (FDP), Volker Schnurrbusch (AfD)

Ein jahrelang heiß diskutiertes Thema hat es in die Umsetzung geschafft. Zum Beginn des Wintersemesters ist an den meisten Hochschulen das landesweite Semesterticket eingeführt worden. Dennoch bleibt ein Wermutstropfen. Denn der ursprünglich angekündigte Preis von unter 100 Euro konnte nicht gehalten werden. In diesem Semester kostet die landesweite Mobilität die Studierenden 124 Euro, die zuzüglich zu den Semestergebühren anfallen. Die Kosten für ein Semester haben sich damit insgesamt mehr als verdoppelt.

Für den studentischen Geldbeutel bedeutet das landesweite Semesterticket eine spürbare Mehrbelastung. Denn: Laut der letzten Sozialerhebung des Bundeswirtschaftsministeriums aus dem Jahr 2016 stehen einem Studierenden etwa 900 Euro pro Monat zum Leben zur Verfügung. Die Hochschule Heide hat sich darum gegen die Einführung entschieden. Die Kieler Christian-Albrechts-Universität, die Fachhochschule Kiel, die Muthesius Kunsthochschule Kiel, die Universität Lübeck, die Technische Hochschule Lübeck, die Musikhochschule Lübeck und die Europa-Universität Flensburg sind dagegen dabei. Hier stimmte die erforderliche Mehrheit der Studierenden für das Semesterticket.

Subventionen bis 2022 geplant

Ohne Subvention durch das Land würde der Einführungspreis noch höher liegen. Das Land hat neun Millionen Euro als Anschubfinanzierung für das Ticket zur Verfügung gestellt. Der Zuschuss fällt jedes Semester geringer aus. Die Senkung geschieht in kleinen Schritten, um einen sprunghaften Anstieg der Kosten für die Studierenden zu vermeiden. So kostet das landesweite Semesterticket im kommenden Sommersemester 130 Euro statt 124 Euro. Ein milder Anstieg um sechs Euro, der allerdings zu jedem Semester erfolgt, bis das Land die Subventionierung zum Sommersemester 2022 einstellen wird.

Die Anschubfinanzierung fungiert auch als Risikominderung für die beteiligten Verkehrsunternehmen. Denn derzeit ist noch unklar, in welchem Umfang die Studenten das neue Angebot nutzen werden. Die vierjährige Einführungsphase dient dazu, den tatsächlichen Bedarf für landesweite Mobilität zu ermitteln. Um dies zu ermöglichen, zahlen alle Studierenden – besondere Härtefälle ausgenommen – solidarisch ihren Beitrag. Ein System, das sich bereits bewährt hat. Alle derzeit in Deutschland existierenden Semestertickets sind solidarisch finanziert und nicht staatlich getragen. Nach der Einführungsphase wird das Ticket das kosten, was die Studierenden tatsächlich „verfahren“. Das heißt, dass der Preis für das Ticket durchaus wieder günstiger werden kann.

Vorbild für Jobticket?

Ob die Einführung des Semestertickets auch Vorbild für das geplante Jobticket für Pendler ist, bleibt abzuwarten. Die Landesregierung hat Schleswig-Holsteins Nahverkehrsgesellschaft NAH.SH damit beauftragt, zum 01. August 2020 ein entsprechendes Pendler-Ticket für Arbeitnehmer und Auszubildende anzubieten. Eine Ersparnis von 25 Prozent gegenüber den regulären Preisen ist im Gespräch. Von dem Ticketpreis könnte der Arbeitgeber zusätzlich ein Drittel übernehmen, der Arbeitnehmer zahlt dann die verbliebenen zwei Drittel.

Hintergrund ist eine Übereinkunft mit dem Hamburger Senat. Nach dieser müssen allen pendlerstarken Regionen in der Metropolregion der Beitritt zum Hamburger Verkehrsverbund HVV ermöglicht werden, und es ist ein einheitlicher Nord-Tarif zu schaffen. Rund 350 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte pendeln laut DGB Nord täglich zum Arbeiten nach Hamburg, darunter mehr als 170.000 aus Schleswig-Holstein.

(Stand: 11. November 2019)

Vorherige Debatte zum Thema:
April 2018

Bericht

Bericht zur Einführung eines landesweiten Semestertickets für Studierende
Bericht der Landesregierung – Drucksache 19/1643
(Federführend ist das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus)