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28.03.19
12:25 Uhr
B 90/Grüne

Lasse Petersdotter zum Branchencheck Pflegekräfte

Presseinformation

Landtagsfraktion Es gilt das gesprochene Wort! Schleswig-Holstein TOP 37 – Bericht zum Branchencheck Pflegekräfte Pressesprecherin Claudia Jacob Landeshaus Düsternbrooker Weg 70 Dazu sagt der Abgeordnete der Landtagsfraktion von 24105 Kiel Bündnis 90/Die Grünen, Zentrale: 0431 / 988 – 1500 Durchwahl: 0431 / 988 - 1503 Lasse Petersdotter: Mobil: 0172 / 541 83 53
presse@gruene.ltsh.de www.sh-gruene-fraktion.de
Nr. 148.19 / 28.03.2019

Wir wollen gute Pflege für die Menschen im Land
Sehr geehrte Damen und Herren,
Pflege ist ein Schwerpunktthema in der Jamaika-Koalition. Und das aus gutem Grund. Bei der Pflege brennt es an allen Ecken und Enden: In den Krankenhäusern, in den Pflegeheimen und in der ambulanten Pflege. Die Pflege ist selbst zum Pflegefall gewor- den.
Heute geht es um die Altenpflege in unserem Land, konkret um den Branchencheck. Laut Landespflegebericht gab es 2015 428 ambulante Pflegedienste, und 686 stationä- re Pflegeinrichtungen in Schleswig-Holstein. Dort waren insgesamt rund 42.300 Men- schen beschäftigt. 2017 bezogen in Schleswig-Holstein 109.200 Personen Leistungen der Pflegeversicherung. 67 Prozent der Pflegebedürftigen wurden zu Hause gepflegt, 33 Prozent in stationären Pflegeinrichtungen.
Eine große Verantwortung liegt also auf den Schultern von Familie, Angehörigen und Freunden*innen. Aber unsere Gesellschaft wird immer mobiler. Die sozialen Netze vor Ort werden lockerer. Immer mehr Menschen sind auf „fremde Hilfe“ angewiesen. Umso wichtiger wird das professionelle Unterstützungsangebot in der Pflege. Wir brauchen mehr ambulanten und stationäre Pflegeangebote und mehr Menschen, die hauptberuf- lich pflegen wollen.
Aber hier nehmen die Probleme eher zu als ab. Die Arbeit in der Pflege ist anspruchs- voll, körperlich und psychisch oft belastend. Die Bezahlung ist mäßig und die gesell- schaftliche Anerkennung gering. Die Verweildauer im Beruf variiert stark, viele steigen nach wenigen Jahren wieder aus. Offene Stellen bleiben lange unbesetzt. Hinzu kom- men Ausfallzeiten durch Krankheit und Urlaub. Die verbleibenden Kolleg*innen arbeiten an und über dem Limit. Wir müssen es schaffen, dass ganz viele motivierte junge Men- schen einen Beruf in der Pflege ergreifen.
Seite 1 von 3 Genau deshalb haben wir die Altenpflegeausbildung in Schleswig-Holstein für die Aus- zubildenden kostenfrei gestellt. Wir müssen es schaffen, dass Arbeitnehmer*innen in der Pflege zufrieden sind und gesund arbeiten können - bis zur Rente. Initiiert durch die Trägerverbände haben Landesregierung, Arbeitsagentur, Gewerkschaft und das „Kom- petenzzentrum Fachkräftegewinnung“ eine Zukunftswerkstatt durchgeführt.
Das Ergebnis ist der Branchecheck Pflege. Gemeinsam mit der Fachhochschule Kiel wurden Konzept und Fragestellungen entwickelt. In zwei Runden wurden Arbeitge- ber*innen und Arbeitnehmer*innen der Altenpflegeinrichtungen in Schleswig-Holstein befragt. 294 Pflegeinrichtungen – immerhin ein Viertel - und 706 Pflegekräfte haben mitgemacht.
Die Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen: Für die Mitarbei- ter*innenzufriedenheit und damit die Bindung und Kontinuität der Beschäftigten an ihre Pflegeinrichtung sind folgende Punkte entscheidend:
 Die eigene Ausbildung und eine strategische Personalentwicklung,
 gute Erreichbarkeit durch öffentliche Verkehrsmittel,
 ehrenamtliches Engagement in der Einrichtung,
 ein verlässlicher Dienstplan und eine schlanke Dokumentation,
 eine betriebliche Gesundheitsförderung
 und die Unterstützung bei der Kinderbetreuung.

Im Gegenzug wirkt sich eine hohe Fluktuation nachteilig auf die Zufriedenheit der Mitar- beiter*innen aus. Das wundert nicht. Wichtige Faktoren sind hierbei dauerhafte Über- forderungssituationen und ein hoher Anteil von Zeitarbeitskräften. Die Frage, wer in die- ser Situation Henne und wer Ei ist, bleibt allerding schwer zu beantworten.
Weitere Faktoren für Zufriedenheit und Bindung von Mitarbeiter*innen sind die Bezah- lung, Wertschätzung und Anerkennung, Team und Betriebsklima, Arbeitszeiten und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Im Grunde hängt alles mit allem zusammen.
Das ist gut, denn wenn man an einer Stelle etwas zum Guten verändert, öffnen sich vie- le Chancen. Die Ergebnisse des Branchenchecks Pflege wurden intensiv in Arbeits- gruppen beraten, um konkrete Handlungsempfehlungen zu entwickeln. Die Branche selbst, die Pflegeeinrichtungen, die Chef*innen, die Mitarbeiter*innen sollen motiviert und unterstützt werden. Sie können ihre Arbeitsbedingungen verbessern und zielfüh- rende Maßnahmen für eine gelungene Mitarbeiter*innengewinnung und langfristige Bindung entwickeln. Das ist gut für alle: die Pflegenden, die, die gepflegt werden, das Unternehmen und die Gesellschaft.
Wir Grüne haben vor kurzem selbst hier im Plenarsaal eine große Veranstaltung mit über 140 Gästen durchgeführt. Es gab einen Vortrag von „Buurtzorg“, der uns alle tief beeindruckt hat. Nach dem Beispiel aus Holland wird den Pflegekräften durch diesen innovativen Ansatz in der ambulanten Pflege, Verantwortung, Kompetenz, Entschei- dung und Souveränität zurückgegeben. Eine klassische win-win-Situation für alle. Ich kann nur empfehlen, sich das mal genauer anzusehen! 2 Auf der Fachtagung zum Branchencheck Pflege am Montag, sind die Ergebnisse der Fachöffentlichkeit vorgestellt worden. In Arbeitsgruppen haben sie spannende Best- Practice-Beispiele vorgestellt. Ein Branchen-Dialog ist gestartet. Das ist gut so.
Heute diskutieren wir im Landtag politisch über die Ergebnisse. Auch diese Bilanz ist ermutigend. Jamaika handelt. Schleswig-Holstein ist auf dem Weg. Gute Pflege kann dann gelingen, wenn wir an einem Strang ziehen. Und das tun wir.
In Sachen Pflege verbindet uns ein gemeinsames Ziel: Gute Pflege für die Menschen in unserem Land.
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