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19.06.20
15:28 Uhr
SPD

Dr. Heiner Dunckel: Jamaika fehlt eine konkrete Strategie zur Digitalisierung des Landes

Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion
Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 1305 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.de Es gilt das gesprochene Wort!

Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek

LANDTAGSREDE – 19. Juni 2020
Dr. Heiner Dunckel: Jamaika fehlt eine konkrete Strategie zur Digitalisierung des Landes TOP 68: Nutzung von Open-Source-Software (Drs. 19/756, 19/2056)
„2018 haben wir hier im Landtag über das Thema debattiert und waren uns einig, dass eine Open-Source- und Multi-Vendor-Strategie sinnvoll und vernünftig ist. Die Landesregierung wurde beauftragt bis zum ersten Quartal 2020 einen Bericht vorzulegen, wie und bis wann die Nutzung von Open-Source-Software umsetzbar ist. Der Bericht liegt seit März d.J. vor. Dafür vielen Dank. Die Strategie ist beschrieben, die Begründungen sind nachvollziehbar. „Digitale Souveränität der Verwaltung“, „Green IT“, „Multi-Vendor-Strategie“ sind hier sicherlich die richtigen Stichworte. Leider finden wir nur wenige zeitliche Angaben, die ja eigentlich zu einer Strategie dazu gehören. In Bezug auf Microsoft-Office wird es ein bisschen konkreter und als Datum wird der 14.10.2025 für den Übergang zu LibreOffice genannt, ansonsten finden sich allenfalls vage Zeitangaben für erste Evaluationen, einzelne Einsatzszenarien oder Erprobungen. Einmal mehr fällt bei diesem wie bei vielen anderen Digitalisierungsberichten dieser Landesregierung auf, dass wieder viel konzeptionell erarbeitet, erprobt, pilotiert etc. wird, aber klare Aussagen, wie und bis wann OSS umgesetzt wird, sind nicht wirklich erkennbar. Es wird darauf verwiesen, dass eine Open-Source-Strategie nicht vom Vorgehen anderer Bundesländer und des Bundes abzukoppeln ist. Dies ist sicherlich richtig. Aber trotzdem hätten wir uns nach zwei Jahren – wie 2018 gefordert – eine konkrete Zeitschiene erwartet, also klare Aussagen, bis wann (!) in welchen Bereichen Open-Source-Software eingeführt wird. Ich darf noch – mit Erlaubnis von P/VP – einmal an unseren Beschluss aus dem Jahre 2018 erinnern: „Das Zentrale IT-Management wird gebeten, bis zum ersten Quartal 2020 zu berichten, wie und – ich betone – in welchem Zeitfenster – ich betone noch einmal – das Ziel der vollständigen Ablösung von Closed Source durch Open-Source-Software zu erreichen ist“. Einen weiteren Punkt finde ich dann doch mehr als enttäuschend, nicht nur, weil ich, weil wir das auch schon vor zwei Jahren formuliert haben. Wenn ich richtig erinnere haben wir schon 2018 über die Schnittstellenproblematik, die Notwendigkeit der Qualifizierung und der Anwenderschulung und Möglichkeiten der Unterstützung unserer mittelständischen Wirtschaft angesprochen. Die Einführung von Software ist nie nur ein technisches Projekt, es geht immer auch um Organisationsveränderung, Personalentwicklung. Softwareeinführung ist immer ein soziotechnisches Projekt! Hierzu lese ich in dem Bericht nun gar nichts! Nehmen Sie nur das Beispiel MS Office. Seit Jahrzehnten wird mit dieser Software gearbeitet, es gibt unzählige Dokumente, Datenbanken, Powerpoint-Präsentationen, Aufgabenlisten, E-Mail-Konten etc. Auch wenn es uns nicht gefällt, MS Office ist Standard. Die Migration – wie z.B. MS Office zu LibreOffice – und die Akzeptanz einer neuen Softwarelösung wird nur gelingen, wenn das neue System die gleiche Funktionalität hat, vorhandene Dokumente einfach zu nutzen erlaubt und sich ohne größere Friktionen in die gewohnten Arbeitsabläufe einbetten lässt. Wenn Sie z.B. mir als Hochschullehrer 2025 einfach eine andere Software vorsetzen und nicht gewährleisten, dass Hunderte Powerpoint-Präsentationen einfach genutzt oder migriert werden können, dann wird das nicht unbedingt auf Akzeptanz stoßen. Erlauben Sie mir hierzu auch noch ein kleines Zitat aus der Chip (2020): „Oft kämpft LibreOffice jedoch mit dem Layout, sodass Sie dieses möglicherweise manuell anpassen müssen. Gerade in der Geschäftswelt, wenn Sie Dateien unter Kollegen austauschen, kann das ziemlich nervig sein“. Und selbst wenn die Migration technisch und organisatorisch gelingt, was nicht trivial ist und an der aktuellen Diskussion zur Datensicherheit von LibreOffice auch deutlich wird, bedarf es erheblicher Anstrengungen bei der Fort- und Weiterbildung der Arbeitenden und Nutzer*innen. Aufgrund Ihres Berichtes habe ich nicht wirklich den Eindruck, dass Ihnen diese Zusammenhänge klar sind. Wer schon einmal Software – insbesondere in diesem

1 Maßstab – eingeführt hat, der weiß, dass das erst einmal mehr Geld und Aufwand bedeutet. Vor diesem Hintergrund ist die Behauptung, dass die Ablösung von MS-Office Geld in Millionenhöhe spart, bestenfalls unbedarft. Uns scheint es nicht nur aufgrund dieser Punkte dringend geboten, das Thema im Innen- und Rechtsausschuss zu vertiefen.“



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