Navigation und Service des Schleswig-Holsteinischen Landtags

Springe direkt zu:

Diese Webseite verwendet ausschließlich für die Funktionen der Website zwingend erforderliche Cookies.

Datenschutzerklärung

Pressefilter

Zurücksetzen
28.08.20
15:21 Uhr
SSW

Christian Dirschauer: Die Corona-Pandemie darf Menschen mit Behinderung nicht zusätzlich belasten

Presseinformation
Kiel, den 28.08.2020



Es gilt das gesprochene Wort



Christian Dirschauer TOP 39+47 Teilhabe während der Corona-Pandemie sicherstellen,
Menschen mit Behinderung durch die Entwicklung
von Besuchskonzepten besser schützen und integrieren
Drs. 19/2323 (neu) und 19/2341

„Wir können nicht akzeptieren, dass Menschen mit Behinderungen durch die
aktuelle Situation noch zusätzlich belastet werden. Aber für viele Menschen mit
Handicap bringt die Pandemie in ihrem Alltag, im Wohnheim oder öffentlichen
Leben erhebliche zusätzliche Belastungen mit sich.“

Für den SSW ist völlig klar, dass wir diejenigen, die schon ohne Krise keine besonders große Lobby
haben, gerade in diesen Zeiten nicht vergessen dürfen. Wir können nicht akzeptieren, dass
Menschen mit Behinderungen durch die aktuelle Situation noch zusätzlich belastet werden. Aber
für viele Menschen mit Handicap bringt die Pandemie in ihrem Alltag, im Wohnheim oder
öffentlichen Leben erhebliche zusätzliche Belastungen mit sich. Und deshalb ist es gut, dass wir
diese Themen heute auf der Tagesordnung haben. 2

Der Antidiskriminierungsstelle des Bundes lagen bis Ende Juli rund 700 Beratungsanfragen im
Zusammenhang mit dem Coronavirus vor. Viele davon von Menschen mit Behinderungen. Ihre
gesellschaftliche Teilhabe ist demnach längst nicht immer und schon gar nicht überall
sichergestellt. Viele beklagen zum Beispiel eine Ungleichbehandlung, wenn es um den Zugang zu
Informationen rund um Corona geht. Wenn man bedenkt, wie häufig sich kommunale oder
landesweite Schutzverordnungen und Verhaltensregeln im Umgang mit der Pandemie ändern, ist
das ein echtes Problem. Ich meine; hier sind alle, die entsprechende Informationen herausgeben,
aufgefordert, Menschen mit Behinderungen stärker mitzudenken.


Aber es ist völlig richtig: Auch Schutzmaßnahmen wie Gesichtsmasken können eine
Benachteiligung darstellen, wenn Menschen diese wegen einer Behinderung nicht tragen können.
Viele Betroffene berichten, dass entsprechende Maßnahmen in Supermärkten oder Arztpraxen
unnötig rigoros durchgesetzt werden. Unnötig deshalb, weil es bekanntlich Ausnahmeregelungen
gibt, über die das jeweilige Personal dann aber nicht immer ausreichend informiert ist. Hier
müssen wir uns genauso Gedanken über Verbesserungen machen, wie bei der Frage des Zugangs
zu den Einrichtungen der Eingliederungshilfe.


Für uns ist vor allem die Perspektive der Menschen mit Handicap maßgeblich. Und sowohl die
verbesserte Teilhabe wie der Schutz der Bewohnerinnen und Bewohner in den Einrichtungen ist
unter Pandemiebedingungen wichtig. Hier sind wir uns hoffentlich alle einig. Und auch wenn uns
zum Beispiel noch nicht ganz klar ist, wie ein ohnehin stark gefordertes Landesamt für Soziale
Dienste zusätzliche Ausweise schnell und unbürokratisch ausstellen soll. Oder ob ein weiteres
amtliches Dokument das Problem wirklich löst, weil ja offenbar weder
Schwerbehindertenausweise oder ärztliche Atteste immer anerkannt werden, gehen die Anträge
der SPD und der Jamaika-Koalition in die richtige Richtung.


Wir können also beiden zustimmen. Aber wir stehen natürlich weiterhin vor der Herausforderung,
gleichzeitig schnell zu helfen und gründlich abzuwägen, wie wir das am besten hinkriegen. Noch 3

dazu muss klar sein, dass wir dabei nicht nur die Menschen mit Behinderungen in den
Einrichtungen, sondern auch ihren Beauftragten einbinden. Doch trotz dieser Herausforderung bin
ich grundsätzlich zuversichtlich, dass wir hier bald zu Verbesserungen im Sinne der Betroffenen
kommen.


Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek/