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19.11.20
15:40 Uhr
SSW

Christian Dirschauer: Düngeverordnung in enger Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft umsetzen

Presseinformation
Kiel, den 19.11. 2020



Es gilt das gesprochene Wort



Christian Dirschauer
TOP 19 Umsetzung der Düngeverordnung in Schleswig-Holstein
umsetzen Drs. 19/2545


„Gerade vor dem Hintergrund drohender Strafzahlungen ist es wichtig, dass Deutschland gegenüber der EU endlich beweist, dass wir gewillt sind etwas zu
tun, um unser Grundwasser zu schützen.“

Die Diskussion um eine Verschärfung der Düngeverordnung wurde lange Zeit sehr emotional
geführt. Ein Höhepunkt wurde erreicht, als die erste Nitrat-Karte vorgelegt wurde, wonach rund 50%
der Landesfläche in Schleswig-Holstein als rote Gebiete ausgewiesen wurden. Wohlwissend, auch
von Seiten der Landwirtschaft, dass in Bezug auf die EU-Nitratrichtlinie etwas passieren muss, war
die Ausweisung der Gebietskulisse für Nitrat ein politischer Fehler der Landesregierung. Wir als SSW
haben die Aussagekraft der Messergebnisse, beziehungsweise deren Übertragung auf den
Grundwasserkörper kritisch hinterfragt. Es ist doch niemandem plausibel zu erklären, wenn
vorliegende Ergebnisse von Messstellen den Wert einhalten, diese sich aber trotzdem in einer roten
Kulisse befinden. Diese Art der Darstellung war von vornherein falsch, denn die einzelnen 2

Messergebnisse wurden nicht zugrunde gelegt und damit wurde nicht berücksichtigt wie die
Landwirte wirtschaften. Das sorgt für Unverständnis und Unmut in der Landwirtschaft.
Mittlerweile wurde bereits im Agrarausschuss über die neue Nitratkulisse von Seiten des
Ministeriums berichtet. Demnach wurde im Gegensatz zur bisherigen Nitrat-Kulisse nicht mehr der
gesamte Grundwasserkörper in den Blick genommen, sondern die Bereiche, in denen es wirklich eine
Überschreitung der Nitrat-Schwellenwerte gibt. Damit liegt nun eine Nitrat-Karte vor, die nur noch
rund 10% der Landesfläche mit roten Gebieten ausweist. Nicht nur für uns als SSW ist das eine
nachvollziehbare Karte. Ich kann mir gut vorstellen, dass von Seiten der Landwirtschaft, diese Karte
nun auch akzeptiert wird. Aber das wird die laufende Anhörung zeigen.
Aus unserer Sicht wird nun deutlich, dass gerade im nördlichen Landesteil Bereiche der Geest
betroffen sind. Also dort, wo wir sandigere Böden vorfinden. Damit will ich sagen, dass die Landwirte
dort, nicht unbedingt schlechter gewirtschaftet haben, als anders wo, aber die Böden dort das Nitrat
schlechter binden.
Darum ist es aus unserer Sicht wichtig, dass die betroffenen Landwirte dort nochmal besondere
Beratung benötigen. Die Beratung dort muss stärker die bodenkundlichen und hydrologischen
Eigenschaften berücksichtigen und dementsprechend müssen neue Düngepläne aufgestellt werden.
Zusätzlich brauchen die Landwirte dort Programme, damit sie beispielsweise Zwischenfrüchte
anbauen können. Darüber hinaus muss mit moderner Ausbringungstechnik die Nährstoffeffizienz
verbessert werden. Das wären erste Schritte oder Maßnahmen, die in Betracht gezogen werden
können, um die Landwirte dort nicht hängen zu lassen.
Wir als SSW sehen uns mit der neuen Nitrat-Kulisse beziehungsweise mit der Auswertung der
Messstellen auf dem richtigen Weg. Die Untersuchungen sind repräsentativ und aussagekräftig.
Aber wir können sie weiter verbessern, indem das Messtellennetz weiter ausgebaut wird. Wir sollten
dabei auch in Betracht ziehen, weitere Messtiefen einzubeziehen, um frühzeitiger Ergebnisse
einzuholen. Damit könnten wir die Ergebnisse der Düngeverordnung schneller evaluieren und
eventuell früher gegensteuern.
Gerade vor dem Hintergrund drohender Strafzahlungen ist es wichtig, dass Deutschland gegenüber
der EU endlich beweist, dass wir gewillt sind etwas zu tun, um unser Grundwasser zu schützen. Ein 3

engmaschigeres Messtellennetz das bereits früher Daten liefert, wäre sicherlich nicht verkehrt und
würde zudem der Forderung der EU nach einem verbesserten Wirkungsmonitoring
entgegenkommen.
Aber wir brauchen auch ein Kontroll- und Sanktionssystem, mit dem deutlich wird, dass wir das
Problem angehen wollen. Nichts desto trotz: Verantwortlich ist die Landwirtschaft und wir erwarten,
dass sie das Problem mit dem überschüssigen Stickstoff in den Griff bekommt. Diesen Weg wollen
wir mit den Landwirten gemeinsam gehen.


Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:
http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek/