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05.02.21
13:16 Uhr
B 90/Grüne

Aminata Touré zu den Hilfeangeboten für von Gewalt betroffenen Frauen

Presseinformation

Landtagsfraktion Schleswig-Holstein Pressesprecherin Claudia Jacob Landeshaus Düsternbrooker Weg 70 24105 Kiel
Zentrale: 0431 / 988 – 1500 Durchwahl: 0431 / 988 - 1503 Mobil: 0172 / 541 83 53
presse@gruene.ltsh.de www.sh-gruene-fraktion.de
Nr. 053.21 / 05.02.2021


Wir müssen mehr Frauenhausplätze in Schleswig-Holstein schaffen!
Zur Vorstellung und Diskussion der Bedarfsanalyse „Hilfeangebote für von Gewalt be- troffene Frauen in SH“ sagt die frauenpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, Aminata Touré:
Lange haben wir gespannt auf diese Analyse gewartet. Jetzt liegen die Ergebnisse vor und sprechen eine deutliche Sprache! Die Kombination aus der Analyse und meinen Be- suchen aller 16 Frauenhäuser in Schleswig-Holstein ergeben folgende Forderungen:
Es gibt zu wenig Frauenhausplätze in Schleswig-Holstein! Bei so gut wie allen Frauen- häusern gab es während meiner 1,5 jährigen Besuchstour das Problem der Abweisung. Nicht allen Frauen konnte geholfen werden. Auch die Analyse zeigt, wir haben eine große Lücke im Norden. Wir Grüne wollen, dass die nach den Modellberechnungen fehlenden Plätze geschaffen und ein neues Frauenhaus für die Kreise Schleswig-Flensburg und Nordfriesland gebaut wird. Zusätzlich muss geprüft werden, wie auch im Bestand den Erfordernissen von Familienzimmern gemäß der Istanbul-Konvention Rechnung getra- gen werden kann. Es ist gut, dass wir als Land 30 weitere Frauenhausplätze geschaffen haben, den Platzkostensatz erhöhen werden und auch während der Corona-Krise zu- sätzliche Mittel bereitstellen. Aber jetzt muss es um grundsätzliche Anpassungen und Verstetigung gehen.
Die Frauenhausfinanzierung in Schleswig-Holstein ist richtig und bundesweit bespielhaft. Aber in der Höhe muss drauf gelegt werden. Es ist erforderlich, die realen Miet- und Be- triebskosten zu erstatten und eine Sockelfinanzierung für „Overhead“ und pädagogische Leistungen einzuführen. Die Frauenhausmitarbeiter*innen leisten seit Jahrzehnten eine
Seite 1 von 2 großartige Arbeit. Sie tun das unter schwierigen Bedingungen und oft auch noch zusätz- lich in ihrer Freizeit. Alles Mögliche an täglichen Herausforderungen, die die Frauen mit ihren Kindern haben, müssen sie mitbearbeiten. Von der Wohnungssuche über Schul- wechsel bis hin zu Behördengängen und Arztbesuchen. Alles kann anfallen und braucht die Unterstützung der Frauenhausmitarbeiter*innen. Deshalb wollen wir Grüne eine zu- sätzliche Verbesserung des Personalschlüssels.
Auch die Frauenberatung in Schleswig-Holstein ist nicht schlecht aufgestellt. Aber es gibt Nachbesserungsbedarf. Im ländlichen Raum ginge es noch besser. Zum Beispiel durch mobile Beratungsangebote. Inklusive Angebote für Frauen mit Behinderungen und ge- flüchtete Frauen müssen in die Fläche getragen werden. Die existenzielle Unsicherheit für Beratungsstellen und Mitarbeiter*innen muss ein Ende haben. Wir Grüne fordern des- halb mehrjährige Verträge für die Landesförderung.
Vernetzung ist wichtig. Wir wollen, dass die Kooperations- und Interventionskonzept Ar- beitskreise (KIK) überall im Land gleichermaßen gut arbeiten. Genauso wichtig sind Netz- werke zwischen unterschiedlichen Angebotssträngen. Frauenhäuser und – beratungs- einrichtungen sind nicht für alle Probleme dir richtige Adresse. Wenn es um Sucht oder Traumatisierung geht, ist es erforderlich, an fachspezifische Angebote zu verweisen. Durch das Projekt „Frauen_Wohnen“ haben wir als Land ein Thema gesondert angepackt und eine eigene Struktur geschaffen. Das Thema Gewalt gegen Frauen ist keines, das nur im Gleichstellungsministerium zu Hause ist. Auch die anderen zuständigen Ministe- rien können und müssen hier ihre Verantwortung sehen.
Zu guter Letzt: Gewalt gegen Frauen ist ein gesamtgesellschaftliches Problem! Wir dür- fen dieses Problem nicht nur bei Frauen verorten. Deshalb sind wir auch dafür, das Thema als ernsthaftes Sicherheitsproblem zu diskutieren. In Deutschland ist jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von physischer und/oder sexualisierter Gewalt geworden. Das ist keine Lappalie.
Eigentlich ist es fatal, dass es Frauenhäuser überhaupt geben muss und Frauen und ihre Kinder Schutz vor gewalttätigen Partner*innen bzw. Expartner*innen suchen müssen. Es hat mich nachhaltig geprägt, all diese Frauen und Kinder zu sehen, die vor häuslicher Gewalt ihr zu Hause verlassen und oft ein neues Leben beginnen müssen.
Unser Ziel muss sein, dass es Frauenhäuser nicht mehr braucht und Gewalt gegen Frauen ein Ende findet. Aber solange wir sie brauchen, brauchen wir vernünftig finan- zierte und gut ausgestattete Frauenberatungsstellen und Frauenhäuser.
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