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19.02.21
11:11 Uhr
Landtag

Rechtsextremistischer Anschlag vor einem Jahr: Landtagspräsident Schlie gedenkt der Opfer von Hanau

Nr. 14 / 19. Februar 2021


Rechtsextremistischer Anschlag vor einem Jahr: Landtagspräsident Schlie gedenkt der Opfer von Hanau

Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov: Heute vor einem Jahr wurden diese neun jungen Menschen bei dem rassistischen Anschlag in Hanau getötet. Zu Beginn der Expertenanhörung zur Corona-Pandemie heute (Freitag) im Plenarsaal hat Landtagspräsident Klaus Schlie ihrer gedacht. Die Rede im Wortlaut:
„Meine Damen und Herren,
heute vor einem Jahr starben in Hanau neun Menschen. Sie wurden ermordet, weil ihre Familien eine Migrationsgeschichte hatten. Anschließend tötete der Täter seine pflegebedürftige Mutter.
Unsere Gedanken sind heute bei den Opfern dieses rechtsextremistischen Terroraktes. Sie sind bei ihren Familien, die schwer unter diesem Verbrechen zu leiden haben und die sich – mitten unter uns – bis heute verlassen fühlen.
Für uns alle, für unsere gesamte Gesellschaft, ist es ein bedrückender Grund zur Sorge, dass viele unserer Mitmenschen in Angst leben müssen – in der Angst, Opfer zu werden, weil sie anders aussehen, eine andere Herkunft haben, eine andere Sprache sprechen oder einer anderen Religion angehören.
Hanau – Halle – der Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke – der Terror des NSU oder Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte: Dies alles zeigt, dass wir noch wachsamer sein müssen – jede und jeder Einzelne von uns, auch im Alltag!
Wir stehen vereint gegen den Hass, gegen Rassismus und gegen ein politisches Klima, das Verbrecher wie jenen von Hanau zu ihren Taten geradezu ermutigt. Wer – leider teilweise auch in den Parlamenten – anderen die Würde des Menschseins abspricht, sie diskreditiert und sie mit umschreibenden Worten als ,Schmarotzer‘ diffamiert, der versucht letztlich, ein 2

dumpfes ,Volksempfinden‘ anzuheizen, das überhaupt erst den Boden für Taten bereitet wie jene von Hanau.
Wir alle stehen in der Pflicht, dem entschieden entgegenzutreten – nicht nur an Jahrestagen wie heute, sondern immer und überall.
Und wir müssen uns – und anderen – immer wieder bewusstmachen: Es ist ein Gebot der Mitmenschlichkeit und die entscheidende Lehre aus unserer Geschichte, dass sich alle in diesem Land geborgen fühlen dürfen – auch wenn sie anders aussehen, auch wenn sie anders leben, auch wenn sie anders glauben oder anders lieben sollten, als es die Mehrheit tut. Die Würde des Menschen ist unantastbar.
Erinnern wir uns heute gemeinsam an die Opfer – und überwinden wir die Sprachlosigkeit!“