Im Jahr 2021 wird das Bundesland Schleswig-Holstein 75 Jahre alt. Als Geburtstagsgeschenk will der SSW dem Norden ein „Haus der Landesgeschichte“ bescheren. Koalition sowie SPD und AfD sind grundsätzlich mit im Boot, fordern zunächst aber bis Mitte 2018 ein „Umsetzungskonzept“ des Bildungsministeriums. Dabei soll auch untersucht werden, ob das neue Geschichtshaus an ein bereits bestehendes Museum angegliedert werden könnte. Ein weiterer Knackpunkt: die Kosten. Denn bisherige Museumspläne scheiterten stets an den klammen Landesfinanzen.
„Noch nie waren die Bedingungen so günstig wie jetzt“, blickte Jette Waldinger-Thiering (SSW) auf die derzeit entspannte Haushaltslage. Die Überschüsse seien in einem solchen Projekt „sinnvoll angelegt“. Alle anderen Bundesländer hätten bereits eine derartige Einrichtung, so Waldinger-Thiering.
Anette Röttger (CDU) verwies in ihrer ersten Rede im Landtag auf das Lübecker Hansemuseum, das „die Stadt bereichert“ habe und viele Touristen anlocke. Für die Identität des nördlichsten Bundeslandes sei ein solches Museum wichtig, denn „nicht mehr jeder Schleswig-Holsteiner weiß noch, wie Schleswig und Holstein zusammengekommen sind“.
Plädoyer für dezentrales Modell
Martin Habersaat (SPD) erinnerte daran, dass sich der Landtag bereits 2001 geschlossen für ein „Haus der Geschichte“ ausgesprochen habe – ohne dass seitdem viel passiert sei. Statt eines zentralen Standpunktes brachte er „Landesausstellungen an unterschiedlichen Orten“ ins Spiel. „Wechselnde Standorte statt illusorischer Ideen“ lautete auch das Motto von Marlies Fritzen (Grüne). Die Haushaltslage habe sich trotz positiver Entwicklung „nicht so wesentlich verändert“, und auch andere kulturelle Einrichtungen wie Theater und Museen müssten mit engen finanziellen Spielräumen klarkommen.
Anita Klahn (FDP) schlug vor, das neue Projekt an das Landesmuseum Schloss Gottorf in Schleswig anzudocken, das ohnehin gerade „inhaltlich und baulich neu ausgerichtet“ werde. Zur Finanzierung könne das Land auch an das „bürgerliche Engagement“ appellieren, so Klahn, ähnlich wie beim Berliner Stadtschloss, wo die neue Fassade „allein aus Spendenmitteln“ bezahlt worden sei.
Ministerin: „Geschichtsverdrehung“ entgegenwirken
Dass der Norden noch kein eigenes historisches Museum habe, sei ein „Versäumnis, das es aufzuholen gilt“, merkte Volker Schnurrbusch (AfD) an. Es gehe darum, die regionale Identität und die „Verbundenheit mit der Heimat“ zu stärken.
„Gerade in Zeiten von Geschichtsverdrehung“ müsse es darum gehen, Angebote für junge Menschen zu machen, so Kulturministerin Karin Prien (CDU): „damit sie immun werden gegen radikale Verführer“. Auch sie warnte vor „Schnellschüssen“. In ihrem Ministerium werde bereits an einem Konzept gearbeitet, „das für Generationen tragen kann“.
Die Abgeordneten beraten das Thema auf Basis zweier Anträge von dem SSW und den Koalitionsfraktionen im Bildungsausschuss weiter.