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10. Januar 2019 – Sozialausschuss

Dank für Mut und Offenheit

Rückblick auf eine bewegende Veranstaltung: Nach einem Symposium zum Missbrauch von Kindern in Heimen und Kliniken im November hat der Sozialausschuss seine Forderung nach Aufklärung und Wiedergutmachung erneut bekräftigt.

Der Vorsitzende des Sozialausschuss steht am Rednerpult im sonendurchfluteten, vollbestzten Plenarsaal des Landtages
Der Sozialpolitiker Werner Kalinka (CDU) vor rund 150 Betroffenen, Gästen und Abgeordneten im November: „Wir hören zu und signalisieren: Ihre Sorgen sind bei uns angekommen.“ Foto: Landtag, Yvonne Windel

Gewalt, Isolation, Medikamentenversuche: Tausende Menschen wurden in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg in deutschen Kinderheimen und Kliniken missbraucht. Ihr Schicksal wurde lange Zeit wenig beachtet. Ende November boten Sozialausschuss und Sozialministerium Betroffenen im Landtag mit dem Symposium ,,Die Vergangenheit im Kopf ­– die Zukunft in der Hand“ ein Forum, um öffentlich von ihren Erfahrungen zu berichten. Der Sozialausschuss hat das Thema nun erneut aufgegriffen. Im Fokus standen neben einem Rückblick auf die Veranstaltung die geplante wissenschaftliche Aufarbeitung von Medikamentenversuchen in Schleswig-Holstein und ein Bericht aus einer Beratungsstelle der bundesweiten Stiftung „Anerkennung und Hilfe“, bei der Betroffene bis zu 9000 Euro Entschädigung beantragen können.

Während der Ausschussberatung wird deutlich: Die Fassungslosigkeit über das Geschehene wirkt nach. „Dieses tief beeindruckende Symposium hat uns alle sehr betroffen gemacht“, resümiert der Ausschussvorsitzende Werner Kalinka (CDU). Einhellig sprechen die Abgeordneten allen, die im Landtag über ihr Leid berichtet haben, Dank für ihren Mut und ihre Offenheit aus. Bemerkenswert sei, so Sozialminister Heiner Garg (FDP): „Sie geben sich nicht zufrieden mit dem, was bisher passiert ist.“ Und weiter: „Wenn am Ende ein sichtbares Zeichen der Versöhnung steht, hätte der Landtag einiges erreicht.“

Stiftung will mehr Betroffene erreichen

Antje Christiansen und Britta Tölch von der Beratungsstelle der Stiftung „Anerkennung und Hilfe“ in Neumünster berichten dem Ausschuss indessen über ihre Arbeit. Das größte Problem sei, alle Betroffenen zu erreichen. In den vergangenen zwei Jahren hätten 735 Menschen einen Antrag auf Entschädigung gestellt, 433 Beratungsgespräche seien geführt worden, so Christiansen. Zudem seien bis Ende 2018 bereits mehr als vier Millionen Euro an finanzieller Entschädigung bewilligt worden. Angst, sich an die Stiftung zu wenden, müsse dabei niemand haben, ergänzt Tölch. „Bei uns muss sich niemand entblößen.“

Eine Studie über Medikamentenversuche an Kindern und Erwachsenen in Schleswig-Holstein im Zeitraum von 1949 bis 1975 soll bis Ende 2020 vorliegen. Außerdem verabschiedeten die Ausschussmitglieder einstimmig einen Antrag, in dem sie sich unter anderem für die weitere Aufklärung der Missstände in Heimen und Kliniken aussprechen und den Geschädigten ihre Unterstützung zusichern. Dort heißt es unter anderem: „Wir können das Geschehene nicht rückgängig machen, wir wollen aber zuhören, das Gespräch führen und nach Wegen suchen, Versäumtes nachzuholen.“

Weitere Infos:
Pressemitteilung