Der Landtag ist uneins, ob Cannabis unter strenger Kontrolle legalisiert werden soll. Auch innerhalb der Jamaika-Koalition gibt es dazu unterschiedliche Ansichten. Während CDU und AfD ein vom SSW gefordertes Modellprojekt in der Debatte klar ablehnten, forderten alle anderen Fraktionen eine möglichst schnelle Umsetzung. Dennoch stimmten auch Grüne und FDP für einen Alternativantrag der Regierungskoalition, der die Landesregierung auffordert, zunächst die Möglichkeiten für einen Modellversuch weiter zu prüfen. Der SSW-Antrag wurde abgelehnt. Er fand nur die Zustimmung der SPD.
„Wir wollen mit unserem Antrag weder den Absatz von Cannabis ankurbeln, noch Menschen zum Kiffen verleiten“, betonte Flemming Meyer (SSW). Es gehe vielmehr um den Schutz derjenigen, die Cannabis konsumieren, eine wirksamere Prävention und eine Aufklärung über die verbundenen Risiken. Die bisherige Drogenpolitik mit Kriminalisierung und Strafverfolgung sei „längst gescheitert“, konstatierte Meyer.
FDP: „Illegalität verstärkt Weg zu härteren Drogen“
Ähnlich äußerten sich auch SPD, Grüne und FDP. Kriminalisierung habe „keine präventive Wirkung entfalten können“, erklärte SPD-Gesundheitsexperte Bernd Heinemann. Der Konsum von Cannabis steige in Deutschland weiter und binde Polizei, Staatsanwaltschaften und Gerichte. „Die Entlastung an dieser Stelle würde Ressourcen für wirksame Prävention, Aufklärung sowie für einen konzentrierten Kampf gegen den illegalen Drogenhandel frei machen“, sagte Heinemann.
Auch Dennys Bornhöft (FDP) unterstrich, das Verbot von Cannabis sei gescheitert. Jeder siebte Minderjährige habe heute schon zu der Droge gegriffen. Die Illegalität verstärke „den Weg zu härteren Drogen“. Bornhöft outete sich: „Auch wenn ich anders aussehe, ich habe noch nie in meinem Leben gekifft und ich werde es niemals tun.“
CDU: „Cannabis ist Einstiegsdroge“
Das sah Andrea Tschacher (CDU) ganz anders: Cannabis an sich sei „eine Einstiegsdroge“, deren Konsum den Weg zu harten Drogen ebne. „Die Legalisierung von Cannabis würde – so wie es auch bei Tabak und Alkohol der Fall ist – den Konsum bei Jugendlichen erleichtern“, merkte sie an. Genau an dieser Stelle widersprach Burkhard Peters (Grüne): „Die eigentlichen Einstiegsdrogen sind Tabak und Alkohol“, sagte er. Mit dem Verbot von Cannabis gebe der Staat die Kontrolle über den Jugendschutz und die Reinheit der Droge auf. „Der gigantische Drogenhandel wird in den Schwarzmarkt verdrängt. Und Verbraucher- und Jugendschutz gibt es auf dem Schwarzmarkt nicht“, betonte er.
Claus Schaffer (AfD) erklärte, der „bocklose Kiffer, der sich das Gehirn weggeraucht hat“, sei Realität. Seine Fraktion lehne daher eine Freigabe strikt ab. Nur weil ein polizeilicher Erfolg bei den Delikten nicht erkennbar sei und keine Strafe folge, dürfe Cannabis nicht legalisiert werden. Die Landesregierung würde sich wünschen, dass die Bundesregierung den Weg für ein Modellprojekt frei macht, sagte Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP). Derzeit sei so ein Projekt aber „nicht einfach umzusetzen“. Für sein Haus sei eine Prüfung daher auch noch nicht abgeschlossen.