Mit Unverständnis und großer Verärgerung haben die Schleswig-Holsteinischen Landespolitiker auf Empfehlungen aus dem Bundesverkehrsministerium reagiert, wonach der Lärmschutz bei der Hinterland-Anbindung der festen Fehmarbelt-Querung nicht über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinausgehen soll. Das Verhalten von CSU-Minister Andreas Scheuer treibe ihm „die Zornesröte ins Gesicht“, erklärte etwa Andreas Tietze (Grüne).
Tietze warf dem Minister „eine fiese Art und Weise“ vor. Auch die anderen Fraktionen zeigten sich empört. Feste Zusagen aus Berlin würden nicht eingehalten, so der Tenor.
„Mit Zuckerbrot und Peitsche“
Es könne nicht weiter das Motto gelten „Im Süden klotzen, im Norden kleckern“, wehrte sich der Fraktionsvorsitzende der FDP, Christopher Vogt, gegen eine „Ungleichbehandlung“ unter den Bundesländern. Wie die Bundesregierung mit Schleswig-Holstein umgehe sei „beschämend und unwürdig in einer Demokratie“. Sein Koalitionskollege Lukas Kilian von der CDU warf der Bundesregierung ein Verhalten nach dem Motto „Zuckerbrot und Peitsche“ vor. Das sei nicht die Art, „wie wir uns als souveränes Bundesland behandeln lassen“, ereiferte sich der Unionsabgeordnete.
Volker Schnurrbusch (AfD) sprach von einem „Schock“ für alle Bürger in Ostholstein und Stormarn, und Lars Harms (SSW) betonte: Dies sei „ein klarer Verstoß“ gegen den Bundestagsbeschluss – was versprochen sei, müsse auch durch die Bundesebene gehalten werden. „Wenn im Rheintal alles bezahlt wird, muss auch bei uns alles bezahlt werden“, so Harms mit Blick auf das Verkehrsprojekt Rheintal-Bahn in Baden-Württemberg.
Streit über Kostenbeteiligung
Die SPD forderte in einem Alternativantrag eine Kostenbeteiligung des Landes in Höhe von 50 Prozent der Mehrkosten und stieß damit bei den anderen Fraktionen auf Ablehnung. Das sei „hanebüchen“, entgegnete etwa CDU-Mann Kilian. Das Land werde nicht „eine Viertelmilliarde ins Projekt stecken, obwohl wir eine Zusage der Bundesregierung haben“. Dadurch das falsche Signal ausgesendet, das Land knicke ein.
SPD-Fraktionschef Ralf Stegner wies die Kritik zurück: „Wir lassen die Bevölkerung nicht im Stich, nur weil es nicht klappt, was die Landesregierung medienwirksam versprochen hat.“ Von einem „Affront“ gegen Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Bernd Buchholz, sprach sein Fraktionskollege Thomas Hölck. Seine Partei stehe uneingeschränkt zu den Forderungen des Projektbeirats und Dialogforums zu übergesetzlichen Lärmschutz – auch wenn das Land einspringen müsse. Denn, so Hölck: Verkehrslärm mache krank und werde mittlerweile „als schlimmste Umweltstörung“ in der Bevölkerung gesehen.
Minister: „SPD-Antrag ist absurd“
Der angesprochene Minister Buchholz (FDP) bestätigte, er habe das Verhalten als „Affront“ nicht nur gegen sich, sondern auch gegen die Bürger von Schleswig-Holstein empfunden. Beim Dialogforum seien „99 Prozent der Gemeinden“ von ihren Maximalforderungen abgewichen, um einen Kompromiss zu finden. Das diese Akzeptanzlösung nun in Berlin nicht mehr angenommen werde, „davon habe ich nicht ausgehen können“, so Buchholz.
Den SPD-Antrag bezeichnete er als „absurd“. Das Land sei schon bereit, über 70 Millionen Euro an Kosten für die Hinterland-Anbindung zu tragen. Das seien in etwa 15 Prozent der Gesamtkosten. Mehr, so Buchholz, gehe nicht.
Der SPD-Antrag wurde abgelehnt, der Ursprungsantrag der Jamaika-Koalition bei Enthaltung der SPD angenommen.