Ein vom SSW geforderter elfseitiger Bericht der Landesregierung zu E-Sport-Initiativen im Land hat die Opposition auf die Zinne gebracht. Die regierungstragenden Fraktionen „ducken sich weg, weil der Ministerpräsident noch in der Findungsphase ist“, sagte Lars Harms (SSW) in Richtung Regierungsbank. CDU, Grüne und FDP gingen zum Gegenangriff über.
Der für Sport zuständige Innenminister Hans-Joachim Grote (CDU) hatte zunächst ein positives „Zwischenfazit“ gezogen. Den von der Landesregierung in diesem Jahr zur Verfügung gestellten Fördermitteln in Höhe von 500.000 Euro lägen Anträge in etwa gleicher Höhe gegenüber. Derzeit prüfe das Bildungsministerium, ob es eine tragfähige Finanzierung für die geplante E-Sport-Akademie der Fachhochschule Westküste in Heide gibt, so Grote.
SSW: „Level bei weitem nicht erreicht“
Ein Landes-E-Sport-Zentrum in Kiel stehe „kurz vor der Eröffnung“. Hier habe es zunächst „Probleme bei der Immobiliensuche“ gegeben, so der Minister. Das Zentrum soll seinen Worten zufolge Anlaufpunkt für kommunale E-Sport-Häuser, aber auch Beratungszentrum für die allgemeine Öffentlichkeit sein. Grote verwies darauf, dass Medienkompetenzvermittlung, Suchtprävention und Bewegungsanreize wichtige Punkte für eine Förderzusage seien. Es gehe darum „ein gesundes und kompetentes Aufwachsen des E-Sports“ zu erreichen.
Für die Opposition ist das angestrebte Level aber bei weitem nicht erreicht. Die Vertreter der Koalition „sabbeln viel, aber es wird nicht gehandelt“, monierte Lars Harms (SSW). Derzeit seien keine Haushaltsmittel ab 2020 eingeplant. Dabei verbuche der E-Sport inzwischen einen Umsatz in Deutschland von über einer halben Milliarde Euro und weise zweistellige Wachstumsraten aus. „Und da wollen die Landesregierung und die Koalition nicht investieren? Man wäre mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn man es nicht tun würde“, so Harms.
Kritik am E-Sport-Bund
Der Bericht sei eine einzige Enttäuschung, schloss auch Kathrin Wagner-Bockey (SPD) an. „Zehn Seiten ohne konkrete Ziele und Planungen“, monierte sie. Das Innenministerium sei bei dem Thema „ambitionslos gescheitert“. Ähnlich äußerte sich auch Claus Schaffer (AfD): „E-Sport ist Sport, und der ist längst Teil unserer Gesellschaft.“ Daher stehe seine Fraktion an der Seite der Teilnehmer.
Barbara Ostmeier (CDU) wies die Angriffe vehement zurück. Die Jamaika-Koalition habe „geliefert“ und die im Koalitionsvertrag vereinbarten Prüfauftrag mit der Anschubfinanzierung für ein Landes-E-Sport-Zentrum sogar „übererfüllt“. Deutliche Kritik übte die Vorsitzende des Innen- und Rechtsausschusses am E-Sport-Bund Deutschland. Ob dieser der richtige Partner sei, sehe sie nicht. So gebe es noch kein Konzept und „erheblichen Klärungsbedarf“, etwa beim Jugendschutz. Gerade vor diesem Hintergrund gelte es „verantwortungsvoll“ und nicht „unreflektiert“ zu handeln, so Ostmeier.
Drei Ausschüsse beraten weiter
Auf derselben Spur fuhr Joschka Knuth (Grüne). Er verwies darauf, „dass schon vieles in Bewegung gesetzt wurde“. Nötig sei nun eine neue „Kulisse“. Über offene Fragestellungen müsse nun gesprochen werden. Und Jörg Hansen (FDP) ergänzte: „Wir wollen nach wie vor E-Sport-Land Nummer 1 werden.“
Der Bericht wurde zur abschließenden Beratung an die Ausschüsse Innen- und Recht, Bildung und Soziales überwiesen.