Jeder Schüler in Schleswig-Holstein soll nach Ansicht von Bildungsministerin Karin Prien (CDU) eine Schülerfirma gründen oder in einer mitarbeiten. Das ist ein zentraler Punkt im neuen Landeskonzept „Entrepreneurship Education“, das die Ministerin ankündigte. Sie folgt damit einem Antrag der Jamaika-Koalition, den der Landtag mehrheitlich beschloss. SPD und SSW lehnten ihn ab. Für den FDP-Fraktionschef Christopher Voigt steht fest: „Wir brauchen bessere Rahmenbedingungen und einen neuen Gründergeist“ im Land. Die SPD sieht wichtigere Themen an den Schulen.
„Entrepreneurship Education“ sei eine von acht Schlüsselkompetenzen der EU-Kommission, die Jugendliche heute erlernen müssten, unterstrich Prien. Es zeige Jugendlichen, wie sie eigene Ideen umsetzen könnten, fördere Kreativität, verantwortungsvolles Handeln und soziale Kompetenz. Ziel ihrer Regierung sei es nun, „die schulischen Angebote auszubauen sowie die Sichtbarkeit und Vernetzung der bereits bestehenden Aktivitäten zu verbessern“. Zudem soll die Landesregierung laut Antrag prüfen, ob auch Hochschulen einbezogen werden können.
FDP: Neuen Gründergeist schaffen
Schleswig-Holstein habe „Nachholbedarf bei der ökonomischen Bildung“, konstatierte der Liberale Vogt. Er mahnte einen stärkeren Austausch zwischen Schulen und Wirtschaft an. Und: „Wir sollten auch prüfen, ob es in Schleswig-Holstein wie in Nordrhein-Westfalen das Schulfach Wirtschaft geben kann“, so Vogt.
Man müsse Schülern mehr Berufsauswahl-Möglichkeiten geben und bestehende Projekte vernetzen, schloss Tobias von der Heide (CDU) an. „Entrepreneurship Education“ verknüpfe zahlreiche Schulfächer und mache es „reizvoll, seine eigene Chefin zu sein“, warb auch Ines Strehlau (Grüne) für den Koalitionsantrag. Frank Brodehl (AfD) unterstützte den Vorstoß ebenfalls. Ein Konzept zu entwickeln, damit mehr Schülerfirmen entstehen und „mehr mutige Firmengründer heranwachsen“, sei der richtige Weg.
SPD und SSW: Es gibt Wichtigeres
Martin Habersaat (SPD) überzeugte das kaum. Die Landesregierung solle sich vielmehr damit beschäftigen, „den schulischen Auftrag mit dem schulischem Alltag abzugleichen und zu schauen, wie man beides in Einklang bringt“. Dazu gehörten zum Beispiel Kooperatives Lernen oder zeitgemäße Ganztagsmodelle. Auch in der Wirtschaft sei das Thema wenig nachgefragt, hier seien Unternehmensnachfolgen und Betriebsübergaben wichtigere Dinge, so Habersaat. „Sie müssen nicht jede Woche eine neue bildungspolitische Sau durchs Dorf treiben“, hielt er Jamaika vor.
Jette Waldinger-Thiering (SSW) sprach von „Weltfremdheit“. Die Schule habe nicht die Kapazitäten für noch eine weitere Aufgabe, sie sei weder „eine Reparaturwerkstatt für alles, was in der Gesellschaft nicht so gut läuft, noch eine Besserungsanstalt“. Der SSW wünsche sich vielmehr Ruhe in den Schulen, damit „endlich die viel zitierte hundertprozentige Unterrichtsversorgung zum Tragen kommt“ und die Schüler einen verlässlichen und guten Unterricht bekämen.