Es fallen die Worte „erschreckend“, „beschämend“ und „bedrückend“: In der Debatte über die Missstände in Kindererholungsheimen in den 1950er bis 1980er Jahren stellen sich alle Fraktionen hinter die Forderung nach einer umfassenden Aufarbeitung der Geschehnisse. Adressat ist die Landesregierung, die den Aufarbeitungsprozess eng begleiten soll.
„Was zum Wohle der Kinder gedacht war, entpuppte sich für Viele als echter Alptraum“, berichtet Sozialminister Heiner Garg (FDP) in einem mündlichen Bericht. Kinder seien auf perfide Weise gedemütigt und erniedrigt worden: Sie hätten zum Teil ihr Erbrochenes essen müssen oder ihnen sei verboten worden, nachts auf die Toilette zu gehen. Das Ausmaß sei zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abzuschätzen, so Garg. Einen Auftrag zur Recherche habe sein Ministerium bereits erteilt – mit bislang noch wenigen Ergebnissen. Ziel sei eine systematische, länderübergreifende Aufklärung, „bei der wir momentan noch ganz am Anfang stehen“.
„Trauriges Kapitel kollektiven Versagens“
Rund 840 Erholungsheime mit insgesamt 65.000 Plätzen bundesweit habe es gegeben, so Tobias von Pein (SPD) – schätzungsweise könnten 1,6 Millionen Kinder betroffen sein. Er sprach von einem „traurigen Kapitel kollektiven Versagens“. Nach solch „lebenszerstörenden“ Erlebnissen müsse auch geklärt werden, warum den Betroffenen damals kein Gehör geschenkt wurde. Von Pein machte deutlich: „Was geschehen ist, darf nie wieder passieren.“ Dem schlossen sich alle weiteren Redner an.
Weitere Redner:
Werner Kalinka (CDU), Aminata Touré (Grüne), Dennys Bornhöft (FDP), Claus Schaffer (AfD), Flemming Meyer (SSW)