Schleswig-Holstein steuert auf einen „harten Lockdown“ zu. Das kündigte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) im Landtag an. In den Vortagen waren die Infektionszahlen auch in Schleswig-Holstein gestiegen. „Die Situation ist dramatisch“, sagte der Regierungschef: „Deswegen müssen wir handeln.“ Konkrete Maßnahmen soll eine neue Landesverordnung enthalten, die dem Vernehmen nach am morgigen Donnerstag auf den Weg gebracht werden soll. Ein Punkt: Es werde keinen Alkoholausschank in der Öffentlichkeit mehr geben, so Günther. Dies sei die Konsequenz aus einer wachsenden „Sorglosigkeit“ in der Bevölkerung. Der Ministerpräsident sprach sich aber gegen die Forderung aus, die Schulen bereits ab Anfang kommender Woche zu schließen. Dies gehe zu weit.
Im Landtag gab es breiten Zuspruch für härtere Maßnahmen. „Mit einem bundesweiten, harten Lockdown“ gebe es die Chance, aus der momentan schwierigen Situation herauszukommen, sagte CDU-Fraktionschef Tobias Koch. Auch Eka von Kalben (Grüne) machte sich für einen „klaren Lockdown“ stark, der „spätestens nach Weihnachten“ bundesweit gelten solle. „Die Lage ist sehr ernst, und der Winter hat noch gar nicht richtig angefangen“, merkte Christopher Vogt (FDP) an. Der derzeitige Teil-Lockdown sei „keine überzeugende Dauerlösung“.
SPD: Regierung hat am Parlament vorbei agiert
„Wir würden auch einen bundesweiten Lockdown mittragen“, sagte SPD-Fraktionschef Ralf Stegner. Dies sei aber „nur die zweitbeste Lösung“. Besser, so Stegner, wäre eine „konsequente und verbindliche Corona-Inzidenzampel“ mit abgestuften Schritten, je nach Infektionslage. Grüne und FDP bekundeten Sympathie für das Ampel-Modell. Lars Harms (SSW) befürchtete hingegen Grenzschließungen und weitere Schäden für die Wirtschaft bei einem harten Lockdown, und Claus Schaffer (AfD) warnte vor weiteren Grundrechtseinschränkungen.
Anlass der Aktuelle Stunde im Landtag war die Video-Konferenz der Ministerpräsidenten mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in der Vorwoche. Dort waren die Corona-Einschränkungen bis zum 10. Januar verlängert worden. Zuvor war der 20. Dezember vereinbart. Die Verlängerung sei ohne Rücksprache beschlossen worden, monierte SPD-Oppositionsführer Stegner. Er sprach von einer „Überrumpelung von Parlament und Öffentlichkeit“.
Kritik auch aus den Reihen der Koalition
Kritik an der „Nachgipfelkommunikation“ der Landesregierung kam auch von Grünen, FDP, SSW und AfD. Die Grünen-Fraktionsvorsitzende von Kalben rief den Ministerpräsidenten auf, stattdessen die „Vorgipfelkommunikation“ auszubauen und das Parlament im Vorwege einzubinden. „Wir könnten die parlamentarische Beteiligung ausweiten“, so von Kalben, und es liege nicht an ihrer Fraktion, dass dies nicht geschehe. „Es wirkt nicht besonders souverän und überzeugend, wenn bundesweite Vereinbarungen im Tages- und Stundentakt wieder verändert werden“, kritisierte FDP-Mann Vogt den Bund-Länder-Gipfel. Auch er rief die Regierungen auf, sich vorher bei den Parlamenten die Zustimmung zu holen.
Es gebe „genügend Möglichleiten“, die Abgeordneten zu informieren, betonte Lars Harms vom SSW – etwa in den Ausschüssen oder „per SMS an den Fraktionsvorsitzenden“. Er forderte „Zuverlässigkeit und Nachvollziehbarkeit“ bei der Kommunikation und bei den Maßnahmen. Claus Schaffer (AfD) hielt die „Entrüstung“ der anderen Parteien hingegen für „wenig glaubwürdig“. Die Parlamentsmehrheit habe der Landesregierung Ende November einen „Persilschein“ ausgestellt. „Wer sich parlamentarisch derart bereitwillig auf den Rücken legt“, der dürfe sich hinterher nicht beschweren.
Günther: „Planungssicherheit“
Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) verteidigte sein Vorgehen. Er habe bereits im November angekündigt, dass es über Weihnachten und Neujahr keine Lockerungen geben werde, so Günther. Insofern habe „Planungssicherheit“ geherrscht. CDU-Fraktionschef Koch lobte den Ministerpräsidenten: „Wenn eine Entscheidung in der Sache richtig ist, dann ist es ein Gebot von Transparenz und Ehrlichkeit, das auch auszusprechen.“