Große Einigkeit im Plenum: In Schleswig-Holstein sollen künftig der Aufbau und die Inbetriebnahme von Frauenmilchbanken für Kliniken geprüft und modellhaft gefördert werden. Der Landtag hat einen entsprechenden interfraktionellen Antrag einstimmig beschlossen. Angeschoben hatte die Debatte ein gemeinsamer Antrag der Fraktionen von SPD und SSW. Die Parlamentarier lobten die gesundheitsfördernden Eigenschaften von Frauen- oder Muttermilch vor allem für Frühgeborene. Derzeit ist noch offen, ob Milchbanken nach der Modellphase über die Krankenkassen finanziert werden können. Die Landesregierung will sich im Dialog mit den Krankenkassen und auf Bundesebene dafür einsetzen.
„Ich freue mich, dass wir uns beim Thema Frauenmilchbanken grundsätzlich einig sind“, sagte Christian Dirschauer (SSW). Das schnelle Zwischenergebnis sei dem Umstand zu verdanken „dass wir weder flächendeckende Förderung noch eine dauerhafte finanzielle Förderung gefordert haben.“ Laut Website der Frauenmilchbank-Initiative gebe es derzeit 31 Milchbanken in Deutschland. „Davon befindet sich eine, oder eher gesagt eine halbe, in Schleswig-Holstein“, so Dirschauer. Halb deshalb, weil am UKSH in Lübeck die Verfügbarkeit von Spendermilch davon abhängt, wie viel freie Kapazitäten die Mitarbeiter haben.
Bundesratsinitiative gefordert
„Schleswig-Holstein ist auf der Deutschlandkarte hier ein weißer Fleck“, bekräftigte Hans Hinrich Neve (CDU). Muttermilch sei „für jedes Kind lebenswichtig, für Frühgeborene überlebenswichtig. Kein Pharmaunternehmen könne ein Produkt dieser Komplexität herstellen. „Die Natur schenkt es uns, wir müssen es nur nutzen“, sagte Neve. Er forderte die Landesregierung auf, sich auf Bundesebene für das Modell der Frauenmilchbank einzusetzen.
Verkehrsminister Bernd Buchholz sprach in Vertretung von Gesundheitsminister Heiner Garg (beide FDP). In Deutschland und im europäischen Ausland gebe es noch keine einheitlichen Richtlinien für Frauenmilchbanken. Darum würden sie nicht von den Krankenkassen finanziert, so Buchholz. „Wir werden den Austausch mit den Krankenkassen suchen und uns auf Bundesebene für die Milchbanken einsetzen“, sagte der Minister zu.
Muttermilch kann Leben retten
Besonders für Frühchen, aber auch für kranke Neugeborene sei Muttermilch „sehr wertvoll“, so die Antragsteller. Es sei wissenschaftlich erwiesen, „dass Muttermilch das Kind vor Infektionen und Allergien schützt, für eine gesunde Darmflora sorgt und langfristig präventiv z.B. bei der Vermeidung von Diabetes wirkt.“ Mit gespendeter Muttermilch könne „wertvolle Hilfe“ geleistet werden. Ähnlich wie bei einer Blutspende würden die Spenderinnen „auf übertragbare Krankheiten wie HIV oder Hepatitis-B untersucht und ihre Muttermilch auf Krankheitserreger und Rückstände überprüft“.
Weitere Redner:
Birte Pauls (SPD), Marret Bohn (Grüne), Dennys Bornhöft (FDP)