Der Landtag hat einvernehmlich die jüngsten Korruptionsvorwürfe gegen Abgeordnete aus dem Bundestag und dem Bayerischen Landtag verurteilt und fraktionsübergreifend einen Bekenntnis-Antrag verabschiedet, der solche Vorgänge in Schleswig-Holstein verhindern soll. Voraussichtlich im Juni werde es zur Stärkung der Transparenz einen Gesetzentwurf zur Änderung des Abgeordnetengesetzes geben, kündigte CDU-Fraktionschef Tobias Koch an.
Es gebe in Schleswig-Holstein bisher keine Fälle, wie sie im Bund oder in Bayern aufgetreten sind, hoben Redner aller Fraktionen in der Debatte hervor. Wichtig sei dennoch „die Transparenz in allen Belangen“, lautete der Teno. Einig ist sich der Landtag zudem, dass Freiberufler, Landwirte oder Unternehmer weiterhin neben dem Landtag tätig sein dürfen. Es sei nötig, eine Vielfalt von Berufsbildern im Landtag zu haben und diesen Mandatsträgern auch die Rückkehr in den Beruf nach dem Mandat zu ermöglichen, so die Begründung. Hier sei Transparenz nötig.
„Wahre Abgründe“ aufgetan
Die sogenannte Maskenaffäre habe „wahre Abgründe“ aufgetan, erklärte Koch, der bedauerte, dass Mitglieder der Unionsfraktionen betroffen waren. „Wer sich an der Krise bereichert und selbst die Taschen vollmacht, hat den moralischen Anspruch verloren, Mitglied eines Parlamentes zu sein“, betonte er. Das zerstöre Vertrauen in demokratische Institutionen.
Politiker seien keine besseren Menschen als andere, betonte SPD-Fraktionschef Ralf Stegner. „Entscheidend ist, dass aus Einzelfällen kein System wird und wir verstehen, dass uns ein schlechtes Beispiel immer alle betrifft.“ Und Grünen-Fraktionschefin Eka von Kalben ergänzte, Demokratie lebe von erarbeitetem Vertrauen. „Fehlt das Vertrauen, fehlt auch die Akzeptanz für Maßnahmen, die beschlossen werden“, machte sie deutlich.
„Schwarze Schafe“ gibt es überall
Es bestehe „akuter Handlungsbedarf“ erkannte auch Jan Marcus Rossa (FDP). Verlässlichkeit und Offenheit spielten eine zentrale Rolle, wenn man Vertrauen zurückgewinnen wolle. „Dafür haben viel zu oft versagt“, so Rossa, der unter anderem die Corona-Politik mit seinen „massiven Grundrechtseinschränkungen“ als Beispiel nannte. Lars Harms (SSW) betonte, der Landtag habe schon gute Regeln, die könnten aber noch verbessert werden. Und Jörg Nobis (AfD) monierte, die Halbwertszeit politischer Versprechen werde immer kürzer.
„Das Parlament und staatliche Organe haben Vorbildfunktion“, betonte Justizminister Claus Christian Claussen (CDU), der sich in der Debatte gleichzeitig gegen einen „Generalverdacht“ gegen Abgeordnete aussprach. „Schwarze Schafe“ gebe es überall, eben auch in der Politik, sagte er. Der Minister begrüßte zudem die Diskussionen auf Bundesebene zu Änderungen des Parteiengesetzes.
Letzte Verschärfung gab es 2018
Zuletzt hatte der Landtag das Abgeordnetengesetz und die Verhaltensregeln für Abgeordnete 2018 verschärft. Seitdem müssen die Parlamentarier etwaige Nebentätigkeiten und Nebeneinkünfte öffentlich preisgeben und auch politische Spenden anzeigen.