Schleswig-Holstein will seine Böden besser schützen. „Sie sind die Grundlage, auf der wir leben und wirtschaften“, erklärte Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) bei der Vorstellung des neu aufgestellten Landesprogramms zum Schutz der Böden und Flächenmanagement. Ein Schwerpunkt sei die Altlastensanierung. In der Debatte wurden von allen Rednern die Interessenkonflikte um den „nicht vermehrbaren Faktor Boden“ herausgestellt. Neben neuen Wohnungen und neuen Straßen, Landwirtschaft und dem Ausbau von erneuerbaren Energien würden unter anderem auch Naturschutz, der Abbau von Rohstoffen wie Kies und Sand oder neue Gewerbegebiete um Flächen buhlen. Der AfD-Zusammenschluss legte einen Antrag zu Unternehmensansiedlungen vor.
Rund 90.000 Standorte im Land mit möglichen Altablagerungen seien in den vergangenen Jahren in einem Kataster erfasst worden, bei über 74.000 davon habe die Befürchtung auf Gifte im Boden jedoch bereits entkräftet werden können, sagte Albrecht. Weitere 1000 Standorte seien mit Mitteln in Höhe von 25,2 Millionen Euro, davon fast acht Millionen von der EU, saniert worden. Diese nun belastungsfreien Flächen stünden wieder zur Bebauung zur Verfügung und sollten genutzt werden, so der Minister.
30 Millionen Euro für Flächenmanager und Kommunen
Die Landesregierung habe zudem eine weitere Million Euro bereitgestellt, um eine Gefährdungsabschätzungen und Sanierungen für weitere 6500 Flächen zu bezahlen. „Mit vorsorgenden und nachsorgenden Bodenschutz erhalten wir die Lebensgrundlage nachfolgender Generationen“, sagte Albrecht. Als weitere Schwerpunkte nannte er die Sicherstellung von Dauergrünland und Humusböden, die Stärkung der landwirtschaftlichen Bodenberatung sowie den Bodenschutz beim Bauen.
Bis 2026 stehen laut Bildungsministerin Karin Prien (CDU), die in Vertretung von Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) den zweiten Teil des Berichts hielt, 30 Millionen Euro und sieben Planstellen für das nachhaltige Flächenmanagement zur Verfügung. Das Geld werde im ersten Schritt für kommunale und regionale Flächenmanager eingesetzt, die freie Potentiale im Land erkennen und eine digitale Infrastruktur aufbauen sollen. In einem weiteren Schritt sollen die Kommunen dann bei der Entwicklung dieser Flächen unterstützt werden.
Flächenverbrauch soll deutlich gesenkt werden
Die Landesregierung will dabei den Flächenverbrauch in Schleswig-Holstein von derzeit 3 Hektar auf 1,3 Hektar Land bis 2030 reduzieren. Eine Flächenkreislaufwirtschaft soll langfristig dazu führen, dass das Verhältnis von Siedlungs- und Verkehrsflächen in Bezug zu Freiflächen sowie land- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen gleichbleibt, so Prien. Unter dem Motto „Böden nachhaltig schützen – Altlasten sanieren – Flächen sparen“ ist das übergeordnete Ziel in dem 107-seitigen Papier eine nachhaltige Sicherung und die Wiederherstellung der Funktionen des Bodens.
Der Zusammenschluss der AfD-Politiker greift die Kritik von Wirtschaftsverbänden auf, die Standortnachteile in Schleswig-Holstein wegen zu strikter Vorgaben für Gewerbeflächen fürchten. „Auch ein nachhaltiges Flächenmanagement darf nicht den Wirtschaftsstandort gefährden“, mahnte Volker Schnurrbusch (AfD). Der Zusammenschluss im Landtag scheiterte aber mit ihrem Antrag, „im Rahmen der Fortschreibung des Landesentwicklungsplans die vorgesehenen Flächeneinsparziele so zu erreichen, dass eine ausreichende Bereitstellung zusammenhängender Gewerbeflächen für die Neuansiedlung von Unternehmen auch in Zukunft gewährleistet ist“.
Der Boden-/Flächen-Bericht soll im Umwelt- und Agrarausschuss sowie im Innen- und Rechtsausschuss abschließend beraten werden.
Weitere Redner:
Heiner Rickers (CDU), Thomas Hölck (SPD), Marlies Fritzen (Grüne), Oliver Kumbartzky (FDP), Christian Dierschauer (SSW)