Der Alltag von jungen Menschen wird immer digitaler – und viele Jugendliche sind damit überfordert. Es fällt ihnen schwer, die Informationsflut zu beherrschen, Wichtiges von Unwichtigem und Wahres von Falschem zu unterschieden. Das belegen aktuelle Studien. Vor diesem Hintergrund fordert die SPD die Landesregierung auf, „solide Grundlagen für die Medienbildung an Schulen zu schaffen“. Der Alternativantrag von CDU und Grünen setzt auch auf die Zusammenarbeit mit außerschulischen Medienakteuren und Initiativen zur Medienbildung. Nach vielschichtiger Debatte kam das Plenum überein, das Thema im Bildungsausschuss weiter zu beraten.
Ein Handyverbot löse das Problem nicht, so der SPD-Abgeordnete Martin Habersaat, denn „damit gehen die Sozialen Medien ja nicht wieder weg“. Stattdessen gehöre das Thema schon in der Grundschule auf den Lehrplan. Habersaat forderte, alle Grundschulen im Lande zu „Internet-ABC-Schulen“ auszubauen. Jeder Schüler, mindestens an den weiterführenden Schulen, müsse ein digitales Endgerät zur Verfügung gestellt bekommen. „Die Landesregierung muss die Schulen bei der Medienbildung unterstützen, wie soll das gehen ohne digitales Endgerät?“ Ältere Schüler sollten den jüngeren als „Medienscouts“ unter die Arme greifen, und die Lehrer sollten das Thema auf Elternabenden und in Elterngesprächen zur Sprache bringen.
Union gegen Handynutzung im Unterricht
Eine lückenlose Versorgung aller Schüler mit Endgeräten bleibe das Ziel, so Hermann Junghans (CDU), aktuelle Studien zeigten allerdings, dass die Zahl der Endgeräte in Schülerhand steige, die Medienkompetenz aber sinke. Klar sei für ihn auch: „Ohne Unterrichtsbezug muss ein Verbot der Handynutzung im Unterricht selbstverständlich sein.“
„ABC-Schulen finden wir wohl alle wichtig“, sagte der Grünen-Abgeordnete Malte Krüger, aber wir müssen auch die vielen schulischen und außerschulischen Angebote besser verzahnen.“ Es sei erschreckend, dass laut einer Studie „40 Prozent der Jugendlichen lediglich Grundkenntnisse in der Medienbildung besitzen – obwohl sie täglich mehrere Stunden am Smartphone verbringen. Hier müssen wir besser werden“.
„Es geht auch um Stabilität unserer Demokratie“
Medienkompetenz werde in Zeiten von immer neuen Social-Media-Plattformen, Künstlicher Intelligenz, Fake News, Populismus und Propaganda immer wichtiger, betonte der FDP-Abgeordnete Christopher Vogt. „Es geht dabei ganz konkret auch um die Stabilität unserer Demokratie.“ Medienbildung habe an Bedeutung gewonnen, „sie muss aber flächendeckend gestärkt werden.“ Private Handys hätten „in Grundschulen nichts zu suchen“.
Noch in diesem Jahr müsse der Digitalpakt 2.0 verabschiedet werden, forderte Jette Waldinger-Thiering (SSW) „Die Schulen warten auf belastbare, dauerhafte Strukturen, die es ihnen erlauben Medienbildung anbieten zu können.“
Prien: Schulleitungen sehen digitale Medien kritisch
„Ich glaube, wir kriegen da noch etwas hin in dieser Wahlperiode“, gab sich Bildungsministerin Karin Prien (CDU) diesbezüglich zuversichtlich. „Wir brauchen eine gesellschaftliche Debatte über die Schattenseiten sozialer Medien.“ Alle Seiten seien sich einig darüber, dass es am Ende darum gehe, „junge Menschen so zu bilden und zu erziehen, dass ein verantwortungsvoller Umgang mit den Medien möglich ist“. Die Studienlage lege etwa sehr eindeutig nahe, dass ein Handynutzungsverbot messbar Auswirkung auf Lernleistung und soziales miteinander habe. Deshalb dürfe es keine Handynutzung in der Grundschule geben. 75 Prozent aller Schulen hätten die Medienkompetenz bereits im Curriculum verankert, Fortbildungen seien sehr gut besucht.
Das eigentliche Problem, so die Bildungsministerin, seien Schulleitungen. „Nur rund 40 Prozent sind der Meinung, dass der Einsatz von digitalen Medien sinnvoll ist“, die richtige Haltung sei bei vielen Schulleitungen nicht vorhanden.