2.499 Jugendliche haben am Ende des Schuljahres 2023/24 Schleswig-Holsteins Schulen ohne Abschluss oder lediglich mit einem sonderpädagogischen Abschluss verlassen. Das entspricht einer Quote von 11,4 Prozent, wie das Bildungsministerium in der jährlichen Schulstatistik darlegt. Diese hohe Zahl beschreibe einen „Zustand den wir nicht hinnehmen wollen und nicht hinnehmen werden“, so Wiebke Zweig (CDU). Ziel der Koalition sei es, diese Zahl in den nächsten zehn Jahren zu halbieren: „Das ist eine ambitionierte Zielsetzung, doch wir haben den Willen und die passenden Werkzeuge.“ Auch die anderen Fraktionen legten Vorschläge auf den Tisch.
CDU und Grüne regen an, in den Klassen 1 und 5 die „Lernausgangslagen“ jedes Schulkinds zu erfassen – also etwa die Kompetenzen in Lesen, Schreiben, Sprechen und Mathematik. An den Schnittstellen von der Kita zur Grundschule und dann zur weiterführenden Schule gingen viele Schüler verloren, so Malte Krüger (Grüne). Die Daten sollen Teil einer „Schülerinnen- und Schüler-ID“ werden, um Bildungsverläufe auch über die Grenzen des Schulsystems und der Bundesländer hinweg nachvollziehen zu können. Auch die Berufsberatung soll eingebunden werden und junge Menschen „ohne eine konkrete Abschlussperspektive“ direkt ansprechen.
Nicht auf das „nationale Bildungsregister“ warten
„Jeder Schüler, der keinen Abschluss erreicht, ist einer zu viel“, sagte Bildungsministerin Karin Prien (CDU). Die Schüler-ID sei ein guter Vorschlag – das Land werde nicht auf das vom Bund angekündigte „nationale Bildungsregister“ warten, denn dies sei erst 2030 zu erwarten. Die angeregten „Lernausgangslagen“ sollen ab dem Schuljahr 2025/26 kommen.
Die SPD rief die Regierung auf, zunächst Mindeststandards zu definieren, wie der Übergang von der Kita in die Grundschule ablaufen soll, wie der schulische Ganztag gestaltet wird und wie Schulsozialarbeit und Jugendberufsagenturen mitgenommen werden sollen. „In jeder Klasse sitzt statistisch ein Mensch, der ohne Abschluss ins Leben starten wird“, stellte der Abgeordnete Martin Habersaat fest.
Diskussion wird im Ausschuss fortgesetzt
Die FDP forderte die verpflichtende Erhebung von Sprachdefiziten bei Vierjährigen, einen Datenaustausch mit der Bundesagentur für Arbeit, mehr individuelle Förderung von leistungsschwachen Schülern sowie die Entlastung der Lehrer von Verwaltungsaufgaben. „Die Wahrscheinlichkeit von Arbeitslosigkeit ist ohne Schul- und Berufsausbildung sechsmal so hoch wie mit Berufsausbildung“, so Fraktionschef Christopher Vogt. Der SSW regte darüber hinaus an, in diesem Bereich enger mit Hamburg zu kooperieren, „um auch über die Landesgrenzen hinweg eine optimale Beschulung sicherzustellen“, wie die Abgeordnete Jette Waldinger-Thiering klarstellte.
Der Bildungsausschuss berät das Thema weiter.