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10. Juli 2025 - Bildungsausschuss

Umstrittene Islamwoche: Vorwürfe gegen Uni-Spitze

Nach der umstrittenen „Islamischen Hochschulwoche“ an der Uni Kiel gerät die Hochschulleitung unter Druck. Salafistische Inhalte, extremistische Redner und getrennte Sitzordnungen sorgen für Empörung, Politik und Öffentlichkeit fordern nun umfassende Aufklärung.

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Im Bildungsausschuss wurde über die Islamwoche im vergangenen Mai diskutiert.

Erst hatten Zeitung und Rundfunk berichtet, nun sind im Bildungsausschuss weitere Details über die umstrittene „islamische Hochschulwoche“ Anfang Mai an der Kieler Christian Albrechts Universität (CAU) bekannt geworden. So ist der Verfassungsschutz bereits in der Woche vor der Veranstaltung auf mögliche salafistische Inhalte aufmerksam geworden. Das erklärte Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU). Zudem berichtete die Ministerin von einem Büchertisch mit extremistischen Schriften und ähnlichen Vorfällen im Vorjahr. Die Abgeordneten blickten insbesondere auf den Umgang der CAU mit dem Thema. Die Erkenntnisse des Geheimdienstes wurden teilweise in vertraulicher und nicht öffentlicher Sitzung beraten.

Auslöser der Diskussion: Die Islamische Hochschulgruppe Kiel (IHG) hatte vom 5. bis 9. Mai an der CAU eine jährliche Aktionswoche veranstaltet. Laut Augenzeugen seien Männer und Frauen dazu aufgerufen worden, unterschiedliche Eingänge zu nutzen und getrennt voneinander Platz zu nehmen. Frauen sollten sich nach hinten setzen, Männer nach vorne. Außerdem hätten Besucher antisemitische Aufkleber auf Laptops ausgemacht. Diese Darstellung hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Einer der Redner, so Innenministerin Sütterlin-Waack in der Ausschusssitzung, sei Sertac Odabas gewesen, ein „führender Akteur einer salafistischen Organisation aus Österreich“. In der Woche vor der Veranstaltung sei in der salafistischen Szene für die Kieler Islamwoche geworben worden, und die IHG habe vorab per Instagram auf die getrennte Sitzordnung hingewiesen. Der Verfassungsschutz habe das Geschehen deswegen im Vorfeld als „bedenklich“ eingestuft, so die Ministerin. Die Hochschulgruppe habe einen Büchertisch mit salafistischen Büchern aufgestellt. Bereits bei der Islamwoche 2024 seien „zwei Referenten mit Bezügen zum Salafismus“ aufgetreten.

Kritik am Krisenmanagement der Universität

FDP-Fraktionschef Christopher Vogt, der das Thema auf die Tagesordnung gesetzt hatte, nannte die Geschehnisse „skandalös“ und warf der CAU-Spitze Naivität vor. So habe eine „entspannte Form der Raumvergabe“ dazu beigetragen, dass die Islamwoche ohne eingehende Prüfung über die Bühne gehen konnte. Auch Jette Waldinger-Thiering (SSW) fand es „besorgniserregend“, wenn die Uni nicht nachvollziehen könne, „was auf dem Campus stattfindet“. Sowohl das Innen- als auch das Bildungsministerium seien im Vorwege alarmiert gewesen, stellte Martin Habersaat (SPD) fest - die CAU aber erst danach. Martin Balasus (CDU) sprach von einem „gravierender Sachverhalt, der bundesweit ausstrahlt“.

Sein Fraktionskollege Patrick Pender machte einen „Reputationsschaden auf allen Seiten“ aus und warf der CAU ein „ganz miserables Krisenmanagement“ vor. Die Uni habe nur eine einzige Pressemitteilung zu dem Thema veröffentlicht und sei in den sozialen Medien stumm geblieben. Er sei „irritiert“, sagte Malte Krüger (Grüne), dass das Uni-Präsidium erste mehrere Wochen nach der Islamwoche das Gespräch mit der Hochschulgruppe gesucht habe. Bildungsministerin Dorit Stenke (CDU) stellte fest: „Die Universität als Ort der Meinungsfreiheit, der Wissenschaftsfreiheit und der Gleichberechtigung darf von niemandem in Frage gestellt werden.“ Sie erwarte seitens der Hochschule „eine umfängliche Aufarbeitung dieses Vorfalls“ und rief die Uni auf, „bei der Genehmigung von Veranstaltungen engere Grenzen zu setzen“. 

Uni-Spitze zu vertrauensvoll

CAU-Vizepräsidentin Prof. Catherine Cleophas verwies auf eine „Vielzahl von studentischen Vereinigungen,“ an der CAU. Dem Vernehmen nach sind es mehr als 80. Die Uni-Spitze habe bei Veranstaltungen „einen großen Vertrauensvorsprung“ an den Tag gelegt, doch „in diesem konkreten Fall wurde das Vertrauen missbraucht“. Die Leitung habe erst im Nachgang erfahren, welche Redner eingeladen wurden, und „wir haben nicht die Kapazität, bei jeder Veranstaltung die Rednerliste zu überprüfen“. Es sei der CAU aber „sehr wohl bewusst, dass wir bei einzelnen Themen genauer draufgucken müssen“. Die Uni Kiel sei „kein Ort für religiöse Veranstaltungen“, so Cleophas, doch „uns wurde eine religionswissenschaftliche Veranstaltung angekündigt“. Die CAU habe aufgrund der Vorfälle „die Privilegien der IHG suspendiert“.