Auf Antrag der Fraktionen von SPD, CDU und Grünen ist von der Landesregierung ein Bericht über die Situation und Perspektiven von Schülerinnen und Schülern mit Neurodivergenzen erstellt worden. Dieser Bericht kommt zu dem Schluss, es bestehe aktuell kein Handlungsbedarf, das Land habe bereits „sehr fortschrittliche und umfassende Rahmenbedingungen und Regelungen für den Umgang mit Neurodivergenzen in Schulen“. Betroffene und Experten würden dies allerdings anders einschätzen, schreibt die SPD in ihrem aktuellen Antrag, in dem sie von der Landesregierung den „besseren Umgang mit Neurodivergenzen an Schulen“ einfordert.
Derzeit gebe es oftmals Bemühungen Betroffener, von deren Eltern oder vereinzelt auch von den Lehrkräften, heißt es im Antrag. „Anstelle individueller Bemühungen bedarf es jedoch einer systematischen und strukturellen Berücksichtigung neurodivergenter Schülerinnen und Schüler.“ Zielführend sei hier unter anderem ein flächendeckendes Screening in der 1. Klasse, um frühzeitig auf Förderbedürfnisse Betroffener einzugehen. Zudem brauche es eine klare Orientierungshilfe für Eltern neurodivergenter Schülerinnen und Schüler und Fortbildungen für an Schulen tätige Personen. Des Weiteren solle neurodivergenten Kindern Nachteilsausgleich und Notenschutz gewährt werden, mit der Aufnahme von Ruheräumen im Musterraumprogramm soll Betroffenen zukünftig eine Rückzugsmöglichkeit geboten werden. Neuroinklusive Schulen nützen dank Individualisierung, Offenheit und Flexibilität nicht nur neurodivergenten Kindern, sondern auch neurotypischen oder anderen mit nicht sichtbaren Beeinträchtigungen wie Depressionen oder Suchterkrankungen, so der SPD-Antrag.
Was bedeutet Neurodivergenz?
Neurodivergent beschreibt Menschen, deren Gehirnfunktion in den Bereichen Wahrnehmung, Denken und soziale Interaktion stark vom als „normal“ angesehenen Durchschnitt abweicht. Reize, Emotionen und Informationen werden anders als bei neurotypischen Personen verarbeitet. Hierzu zählt etwa die Autismus-Spektrum-Störung, die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, aber auch die Lese-Rechtschreib-Schwäche, Hochsensibilität und Hochbegabung.