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18.11.99 , 10:00 Uhr
Landtag

Arens: Kunst und Politik müssen einen Dialog führen

D E R L A N D T A G SCHLESWIG HOLSTEIN   ¡ ¢ ¢ £ ¡ ¤ ¥ ¦ § £ ¦



134/1999 Kiel, 17. November 1999



Heinz-Werner Arens: Kunst und Politik müssen einen Dialog führen

Kiel (SHL) – In seiner Rede, anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „der gerüstbau“ der Muthesius-Hochschule für Kunst und Gestaltung am Mittwoch, dem 17.11.1999 im Landeshaus, erklärte Landtagspräsident Heinz-Werner Arens u.a.:

„Als diese Ausstellung angeliefert, im Landeshaus abgelegt und anschließend Stück für Stück aufgebaut wurde, erschloss sich uns hier im Haus zunächst überhaupt nicht das Entstehen einer Ausstellung. Wir schwankten in den Vermutungen zwischen der A n- nahme, hier handele es sich um die langersehnte Unterstützung für die Firma, die g e- genwärtig im Landeshaus alle Fenster erneuert und der Annahme, dies könne - wenn auch völlig unerklärlich - der vorgezogene Beginn des Neubaus des Plenarsaals sein. Diese Annäherung an eine Kunstausstellung scheint mir im vorliegenden Fall auch ganz natürlich zu sein.

Damit sind wir bei der Ausstellung, die eine in den letzten 10 Jahren gewachsene Tr a- dition fortsetzt und sicherlich auch um ein ganz besonderes Ereignis bereichert. In di e- sem Zeitraum hat der Schleswig-Holsteinische Landtag immer wieder und gerne seine Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt, um Künstlerinnen und Künstlern aus dem Land Gelegenheit zu geben, ihre Arbeit im öffentlichen Raum einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Herausgegeben von der Pressestelle des Schleswig- Holsteinischen „Die Politik ist keine Wissenschaft, wie viele der Herrn Professoren sich Landtages in 24105 Kiel, einbilden, sondern eine Kunst.“ Das sagte Otto von Bismarck 1884 vor Landeshaus; 24100 Kiel, Postfach 3607; dem Deutschen Reichstag. Man muss sich nicht jede Auffassung von Tel. (0431) 988 Durchwahl App. Otto von Bismarck zu eigen machen. Ich wollte mit diesem Zitat darauf 1120 bis 1125 und 1116 bis 1118 Fax (0431) 988 1119 V.i.S.d.P. Dr. Joachim Köhler Diese Pressemitteilung ist auch über das Internet abrufbar: www.sh-landtag.de Internet:http//www.sh-landtag.de oder in Form des Pressetickers unter www. ltsh.de bzw. www.parlanet.de. e Mail:Joachim.Koehler@ltsh.landsh.de Über den Presseticker können die Pressemitteilungen auch per E-Mail direkt abonniert werden. -2-



aufmerksam machen, dass man auch im vorigen Jahrhundert schon über die enge Verbindung zwischen Politik und Kunst nachgedacht hat. Darüber hinaus bin ich aber noch aus einem weiteren Grund der Auffassung, dass der Schleswig-Holsteinische Landtag ein sehr geeigneter Ort für eine Ausstellung wie diese ist.

Wir befinden uns heute, am Ende des 20. und am Beginn des 21. Jahrhunderts in einer Phase tiefgreifendster gesellschaftlicher Umbrüche. Kaum ein Bereich des sozialen, ökonomischen, politischen und kulturellen Lebens, der sich nicht grundlegend verä n- dert. Um sich das Ausmaß des gegenwärtigen Wandlungsprozesses vor Augen zu fü h- ren, ist ein vergleichender Blick in die Geschichte hilfreich. Mit Beginn des 19. Jah r- hundert breitete sich in Deutschland die „industrielle Revolution“ aus. Angestoßen durch die bahnbrechende Erfindung der Dampfmaschine vollzog sich die Transformat i- on der Agrargesellschaft in die Industriegesellschaft, mit einer ungeheuren Dynamik und wahrhaft revolutionären Verä nderung aller Lebensbereiche.

Heute nun befinden wir uns wieder in einer gesellschaftlichen Umbruchzeit, in einer historischen Epoche also, im Transformationsprozess von der Industrie- zur Dienstleistungs- und Informationsgesellschaft und das alles im Zeitalter der Globalisi e- rung unter sich weltweit verändernden Rahmenbedingungen. Und in all diesen Verä n- derungen steht der Mensch, als Objekt und Subjekt der Zeitgeschichte, d.h. also auch mit den gewaltigen Anforderungen an ihn, diese Veränderungen zu begreifen, sie mi t- zumachen und zu ihrer Gestaltung beizutragen. Alle Formen unseres Zusammenl e- bens, des öffentlichen und privaten Lebens, der Arbeit, der Kultur werden von diesen Veränderungen erfasst. Wir sind mitten in diesem Prozess der Herausforderungen und können ihn abschließend - sozusagen historisch - nicht beurteilen. Aber wir wissen, dass dieser Prozess, nicht wie bei der Transformation von der Agrar- zur Industrieg e- sellschaft 1 bis 1 ½ Jahrhunderte dauern wird, sondern sich in wenigen Jahrzehnten ereignet.

Und in einer solch reizvollen, ungeheuer spannenden, aber unbestritten auch schwier i- gen, ja brisanten Zeit werden wir Politiker mit Fragen und Forderungen geradezu bo m- bardiert. Und das mit Recht. Kann man doch von uns als den gewählten Volksvertr e- tern Lösungen erwarten. Doch - wir können die Antworten nicht geben. Wir können sie zumindest alleine nicht geben. Die Antworten auf die drängenden Fragen dieser Zeit muss die Gesellschaft insgesamt geben. Der Politik als Gestaltungsauftrag fällt auch gar nicht die Verantwortung zu, die Antworten alleine zu geben. Aber ihr fällt die Ve r- -3-



antwortung zu, den gesellschaftlichen Lösungsprozess zu organisieren und über era r- beitete Lösungsansätze zu entscheiden und sie umzuse tzen.

Aus diesem Grund halte ich es für dringend geboten, dass die Politik den Dialog sucht. So unter anderem und besonders den Dialog mit der Kunst, mit den Künstlerinnen und Künstlern. Im Gespräch und in der Auseinandersetzung mit den Werken können wir lernen, die Dinge von einer anderen Seite zu betrachten. Auf der Suche nach Wegen kann das nur von Vorteil sein.

Die Muthesius-Hochschule in Kiel fühlt sich diesem Leitbild einer gesellschaftlich a m- bitionierten Kunst und Gestaltung verpflichtet. Die Studentinnen und Studenten bezi e- hen mit ihren Werken Position zu aktuellen Problemen. Gesellschaftliche Lebens- und Arbeitswelten werden künstlerisch und gestalterisch verarbeitet und kritisch hinterfragt. Fehlentwicklungen werden aufgezeigt und Alternativen vorgestellt. Mit zahlreichen Projekten beteiligt sich die Muthesius-Hochschule am gesellschaftlichen Diskurs, e i- nem Diskurs also, den ich in einer Umbruchzeit für essentiell notwendig, also für u n- verzichtbar halte. Auch aus diesem besonderen Grund denke ich, dass es kaum einen geeigneteren für diese Ausstellung geben konnte als den Schleswig-Holsteinischen Landtag in Kiel.

Die Studentinnen und Studenten der Muthesius-Hochschule haben in die Ausstellung viel Zeit und Arbeit, hohes Engagement und beachtliche Kompetenz investiert. Dass die Ausstellung nun fertig ist und hier vorgestellt werden kann, ist für alle Beteiligten ein Grund, heute Abend zu feiern. Daneben denke ich aber auch, dass gerade diese gesellschaftlich sehr engagierte Ausstellung eine hervorragende Gelegenheit ist, um sich über die Zukunft unserer Gesellschaft auszuta uschen.“



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