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Hermann Benker: Situation Transportgewerbe in SH
Herausgeber: SPD-Landtagsfraktion und SPD-Landesvorstand Verantwortlich: Sven-Hauke Kaerkes•Landeshaus•Postfach 3607•24100 Kiel Tel: 0431/ 988-1305 • Fax: 0431/988-1308• E-Mail: pressestelle@spd-fraktion-ltsh.de Internet: www.spd-schleswig-holstein.deLandtag Kiel, 19.11.1999aktuell Es gilt das gesprochene Wort! Sperrfrist: RedebeginnHermann Benker zu TOP 29: TransportgewerbeSeit Einführung des europäischen Binnenmarktes kam eine Deregulierung nach der anderen:Mengenbegrenzung fiel 1993 Obligatorischen Tarife fiel 1994 Umstellung auf repräsentative Erhebung Kabotageregelung fällt weg. 1998 Wegfall der Kontingentierung von Genehmigungen im Güterverkehr. Aufhebung der Unterscheidung zwischen Güternah-, Güterfern- und Umzugs- verkehr im Juli 1998.Dies muß man wissen, wenn man heute etwas über den Güterverkehr wissen will und wenn man etwa den Güterverkehr wieder politisch beeinflussen will. Freier Markt ist freier Markt.Symptomatisch wie in der gesamten Wirtschaftsstruktur in Schleswig-Holstein ist, dass auch das Transportgewerbe von kleinen und mittleren Unternehmen bestimmt wird. Obwohl eigentlich aufgrund der behaupteten Marktferne sich die Ansiedlung von Transportgroßunternehmen anbieten würde. - 2-Der Preisdruck hat zugenommen. Die Zunahme der Transportnachfrage von 5% wird nicht zu einer Steigerung des Ertrages sondern zu einer Kapazitäts- ausweitung führen. Auch das kann nicht die Politik sondern nur der Markt regeln.Die Tatsache, dass Betriebsergebnisse und Umsatzbewertung starken Schwankungen unterliegen, müßte eigentlich eher zu einer stärkeren Kapazi- tätsauslastung als zu einer Kapazitätsausweitung führen.Das dies nicht der Fall ist, kann z.B. daran liegen, dass Abschreibungen auf Neufahrzeuge immer noch als vorteilhafter angesehen werden als die Steige- rung der Effektivität eines bestehenden Fuhrparks.Erst mit Einführung der Ökosteuer hat sich ein neues Motiv für neue Kraftfahr- zeuge ergeben, nämlich die Einführung verbrauchsärmerer LKWS.Bei einer durchschnittlichen Jahresfahrleistung von 135.000 km ergibt sich für das Jahr 1999 ein Mehrkostenbetrag von 135 000: 4* 3=101250 + 35 + 0,006= 2126,25 DM in 1999 212625: 3*4=2835 DM jährlichSenkung der Lohnnebenkosten bei 87500 DM Jahreslohn 700 DM = 0,8% d.h. 350 DM ArbeitgeberanteilNettosteigerung aus Ökosteuer in 1999 wird 1876,25 DMNettosteigerung in 2000 wird 2485 DM - 3-Tatsache ist eine jährliche Unkostensteigerung von ca. 2500 DM pro Fahrzeug ist auf Sicht von 4 Jahren sowohl zu erwirtschaften als auch zu verkraften. Wo- bei die Weitergabe an den Kunden ja auch nicht vergessen werden darf.Deutlich höher bis zum 4-fachen der Ökosteuer sind inzwischen die Preissteige- rungen der OPEC und der Erdölkonzerne. Dies wird den Frachtkostenanteil von Waren sehr viel stärker beeinflussen als die Ökosteuer. Und trotzdem - das zeigt die Übersicht der Kraftstoffpreise im internationalen Vergleich - bleiben wir konkurrenzfähig.Deshalb werden die Auswirkungen auf buy at home, sell at home nur gering sein wohl aber die Auswirkung auf die Weiterentwicklung von neuen LKW Moto- ren.Unter diesen Gesichtspunkten wird die Verlagerung von Güterverkehren auf die Schiene an Bedeutung zunehmen. So wie die Landesregierung dies im inte- grierten Güterverkehrskonzept bereits ausgeführt hat.Die Spediteure - soweit sie nicht selbst Frachtnehmer sind - werden immer das billigste, schnellste und zuverlässigste Transportmittel auswählen, völlig unab- hängig von politischen Vorgaben. Deshalb müssen wir Schiff und Schiene zu konkurrenzfähigen Bedingungen verhelfen. Aber nach der Privatisierung der Bahn geht dies auch nur noch über die Investition Schiene, alles weitere, wie die Sicherung von Marktanteilen, muß die Bahn schon selbst machen.Verbesserung der Kombiverkehre und Einsatz von Telematik wird den Güter- verkehr effizienter machen. - 4-Die Schiene ist nicht in der Lage, über Nacht ihren Frachtanteil zu verdoppeln, aber den Zuwachs im Frachtverkehr abzuschöpfen wäre eine ökonomisch und ökologisch sinnvolle Zielvorgabe für die Bahn.Unternehmensvorgaben für Umsatzsteigerung würde ich hier gerne auch von der Bahn hören.Trotz allen Bemühungen für die Bahn bleibt der LKW für die Hinterland Verkehr in Schleswig-Holstein unerläßlich weil er flexibler reagiert. Nicht nur durch den hohen Konkurrenzdruck sondern auch durch die Spezialanforderung an den Transportraum der von den LKW Herstellern sehr viel schneller erfüllt werden kann als von der Bahn.Wenn Schleswig-Holstein - als Drehscheibe für den Norden - sich als Standort für Logistikdienstleister weiterentwickelt und eine Fachkompetenz erarbeitet, könnten dabei auch Konzepte für die Schiene und für den Schiffsverkehr abfal- len. Die noch weiter in die Zukunft gedacht, auch Vorbildcharakter für ökolo- gisch sinnvolle Systemlösungen haben könnten. Es lohnt sich auch für die Poli- tik daran mitzuarbeiten.