Diese Webseite verwendet ausschließlich für die Funktionen der Website zwingend erforderliche Cookies.
Landtagspräsident Heinz-Werner Arens: Aidskranke brauchen unsere Solidarität
D E R L A N D T A G SCHLESWIG HOLSTEIN ¡ ¢ ¢ £ ¡ ¤ ¥ ¦ § £ ¦163/1999 Kiel, 10. Dezember 1999Landtagspräsident Heinz-Werner Arens: Aidskranke brauchen unsere solidarität Kiel (SHL) – In seiner Rede erklärte Heinz-Werner Arens u.a.: „AIDS und Weihnachten - eine schreckliche Krankheit und schöne Lieder - auf den ersten Blick scheint das ein Widerspruch zu sein. Wer aber genauer hinschaut, wer einen zweiten Blick riskiert, der merkt sehr schnell, dass es jenseits des oberflächlichen Widerspruchs einen tieferen Zusammenhang gibt. Weihnachten, das ist nicht nur Hektik und Konsum. Weihnachten, das ist auch immer noch die Zeit der Besinnung. Die Zeit, in der Menschen mehr als sonst an ihre Mitme n- schen denken. Weihnachten ist und bleibt das Fest der Nächstenliebe - oder um es modern zu formulieren - Weihnachten ist ein event der Solidarität. Eine Rückbesinnung auf diesen Sinn des Festes und eine Rückbesinnung auf die B e- deutung der Solidarität ist nach meinen Eindruck heute nötiger denn je. Soziologen sprechen nicht mehr von einer Ellenbogen-Gesellschaft. Sie sehen uns bereits auf dem Weg zur Ich-Gesellschaft. Diese Entwicklung ist nicht zwangsläufig. Und es ist daher Herausgegeben von eine zentrale Aufgabe, nicht zuletzt der Politik, diese Entwicklung zu der Pressestelle des Schleswig- bremsen, diesen Trend zu stoppen oder ihn sogar umzukehren. Erlauben Holsteinischen Landtages in 24105 Kiel, Sie mir hier eine selbstkritische Bemerkung. Die Politik - und damit meine Landeshaus; 24171 Kiel, Postfach 7121; ich alle Parteien - bremst diesen Trend zur Ich-Gesellschaft derzeit nicht, Tel. (0431) 988 Durchwahl App. sie verstärkt ihn eher - manchmal unbewusst. Unabhängig vom Parte i- 1120 bis 1125 und 1116 bis 1118 Fax (0431) 988 1119 V.i.S.d.P. Dr. Joachim Köhler Diese Pressemitteilung ist auch über das Internet abrufbar: www.sh-landtag.de Internet:http//www.sh-landtag.de oder in Form des Pressetickers unter www. ltsh.de bzw. www.parlanet.de. e Mail:Joachim.Koehler@ltsh.landsh.de Über den Presseticker können die Pressemitteilungen auch per E-Mail direkt abonniert werden. -2-buch konzentrieren sich Politiker auf die Mitte der Gesellschaft - auf die Mehrheit der Menschen. Damit wächst die Gefahr, das Minderheiten zu kurz ko mmen.Gerade sie aber brauchen unsere Solidarität. Sie haben einen Anspruch darauf. Und das nicht nur in den besinnlichen Tagen rund um Weihnachten. Das gilt insbesondere für die Menschen, die HIV-infiziert oder an AIDS erkrankt sind. In Schleswig-Holstein tragen etwa 2.000 Menschen den Virus in sich. Weit über 400 haben AIDS. Einige von ihnen mussten schon vor ihrer Erkrankung erfahren, was es bedeutet, zu einer Minde r- heit zu gehören.Spätestens seit der Diagnose ihrer Krankheit haben alle diese Erfahrung gemacht - im Kreis ihrer Freunde und Bekannten, am Arbeitsplatz, beim Zahnarzt, im Krankenhaus, bei den Behörden, im Urlaub oder den eigenen vier Wänden. Solidarität - wie ich sie verstehe - bedeutet, dass sich die Gesellschaft als Ganzes auch für diese Minderheit verantwortlich fühlt.Diese Verantwortung geht über die medizinische, soziale und psychologische Hilfe für Erkrankte weit hinaus. Sie bedeutet Aufklärung - über die Ursachen von AIDS, um so die Mehrheit vor dem Virus und die Minderheit vor der Diskriminierung zu schützen. Sie bedeutet, dass man die HIV-Forschung intensiviert und die Sozialsysteme umbaut, weil AIDS dank immer besserer Medikamente schon heute - gottlob - nicht mehr automa- tisch einem Todesurteil gleichkommt.Sie merken: Solidarität ist heute mehr denn je auch eine Frage des Geldes. An der B e- reitschaft der Parlamente, Mittel zur Verfügung zu stellen, und an der Bereitschaft j e- des einzelnen Menschen, privat zu helfen, wird sich denn auch zeigen, was uns Mi n- derheiten wert sind und wie solidarisch unsere Gesellschaft ist oder noch ist. Das gilt erst recht, wenn wir nicht nur an uns, sondern global denken. Weltweit sind über 33 Millionen Menschen mit dem HI-Virus infiziert. Und nicht nur in Afrika, sondern in uns e- rem ganzen globalen Dorf ist die Armut der Nährboden für AIDS. Es gibt also viele Gründe, um nicht nur in der Weihnachtszeit über AIDS, über unsere Gesellschaft oder über die Bedeutung der Solidarität nachzudenken. Und es gibt nicht nur zur Weihnachtszeit viele Möglichkeiten, persönlich Verantwortung zu übernehmen und zu helfen. Das Benefiz-Konzert zu Gunsten der AIDS-Hilfe Kiel heute Abend ist ein -3-kleines, aber hervorragendes Beispiel für praktizierte Solidarität.Ich möchte mich an dieser Stelle bei den Veranstaltern, den vielen Sponsoren, den Künstlern und natürlich nicht zuletzt bei Ihnen, den Besuchern des Konzertes, herzlich bedanken. Dafür - das jede und jeder - auf ihre oder seine Art - dieses Konzert heute Abend hier unterstützt. Vielen Dank.Und erlauben Sie mir abschließend auch eine versöhnliche Bemerkung in Form ebe n- falls eines Dankeschöns. Ich wollte angesprochen haben, welche bitteren Erfahrungen AIDS-Kranke mit mangelnder Solidarität in ihrem persönlichen Umfeld machen mus s- ten und machen müssen. Ich will diese traurigen Erfahrungen auch gar nicht mit einem abstrakten Appell vermeiden helfen. Das gelingt sowieso nicht.Aber ich weiß aus vielen Gesprächen mit Betroffenen, dass es eben im persönlichen Umfeld immer wieder auch ausgesprochen positive Erfahrungen mit aufopferungsvo l- ler, liebevoller Umsorgung und Hinwendung von Verwandten, Nachbarn, Bekannten und Freunden gibt, die manchmal weit über das Normalmaß hinauswachsen und de n- noch Gegenstand keiner Berichterstattung sind.Sie sind so häufig Helden des Alltags. Eine ganze Reihe befinden sich hier im Saal. Ihnen allen, aber auch den vielen Ungenannten im Land meinen Respekt und mein Dankeschön.