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Wolfgang Baasch zu TOP 20: Situation der Familien
Sozialdemokratischer InformationsbriefLandtag Kiel, 28.01.00aktuell Es gilt das gesprochene Wort! Sperrfrist: RedebeginnWolfgang Baasch zu TOP 20:Situation der Familien in Schleswig-Holstein, Bericht der LandesregierungNach Bearbeitung des umfangreichen Berichtes bleibt für mich festzuhalten, in Schleswig- Holstein hat die Familie Zukunft! Es bleibt aber auch festzuhalten, Gutes kann immer noch verbessert werden!Familienpolitik bleibt ein wichtiger Teil der Gesellschaftspolitik und ein viele Politikfelder übergreifendes und in viele Politikfelder eingreifendes Thema.Familie ist und bleibt in ihren vielfältigen Ausprägungen von zentraler Bedeutung für unser gesellschaftliches Zusammenleben. Familie bleibt für die Kindererziehung zuständig. Dar- über hinaus leistet die Familie als Lebensform wichtige Beiträge, um das Sozialgefüge in unserer Gesellschaft zusammenzuhalten.Familie hat Zukunft, Familie lebt und ist nach wie vor attraktiv. Für mehr als 90 % aller Jugendlichen, übrigens für Jungen und Mädchen gleich, ist die Familie der an- gestrebte Lebensentwurf. Allerdings wird Familie von Jugendlichen auch immer mit aktiver Berufstätigkeit und mehreren Kindern gedacht. Fast alle Menschen, junge wie alte, haben hohe Erwartungen im Notfall an die eigene Familie, aber auch die Bereitschaft, in der ei- genen Familie ein Gesprächspartner in Freud und Leid zu sein.Familie ist somit auch immer Rückzugspunkt für den Einzelnen, der Unterstützung und Hilfe braucht. Schleswig- HolsteinHerausgeber: SPD-Landtagsfraktion und SPD-Landesvorstand Verantwortlich: Sven-Hauke Kaerkes Landeshaus Postfach 7121, 24171 Kiel Tel: 0431/ 988-1309 Fax: 0431/ 988-1308 E-Mail: pressestelle@spd.ltsh.de Internet: www.spd.ltsh.de SPD -2-Es bleibt hier festzuhalten, dass die Pflege- und Betreuungsleistung innerhalb der Familie seit vielen Jahren konstant hoch ist. Für diese, oft bis an die Grenze gehende Einsatzbe- reitschaft von Familienmitgliedern für betreuungsbedürftige Angehörige da zu sein, an die- ser Stelle ein Dank als kleine Anerkennung der geleisteten Arbeit.„Familie ist da, wo Kinder sind!“ Und: „Von einer Familie sprechen wir nach heutigem Verständnis immer dann, wenn Er- wachsene auf Dauer mit Kindern zusammenleben,“ heißt es im Familienbericht. Wer dieser Feststellung im Familienbericht zustimmen will, muß die politischen Rahmen- bedingungen schaffen. Die vorhandenen Rahmenbedingungen sind verbesserungswürdig.Es bleibt festzuhalten: - Mütter haben heute zwar mehr und öfter Gelegenheit zu Teilzeitbeschäftigung, damit also auf Berufstätigkeit. Aber Kinder und berufliche Karriere sind im Regelfall nicht un- ter einen Hut zu bringen! - Väter, die sich für eine gewisse Zeit der Betreuung ihrer Kinder widmen, erleben viel- fältige Nachteile in ihrer beruflichen Karriere. Ganz abgesehen von dem Spott und Un- verständnis, der ihnen für diese Entscheidung oft entgegengebracht wird. - Betreuungseinrichtungen für Kinder außerhalb des Kindergartenalters, wie Krippen, Horte und die verstärkte Einführung von Ganztagsschulen, bleiben eine große Her- ausforderung. Der Mangel an Einrichtungen in diesem Bereich ist im Bericht eindeutig belegt.Familie ist vielfältig. Die Familienstruktur ist durch folgende Entwicklungen geprägt, wie wir auf Seite 21 fol- gende nachlesen können. Ich will stichwortartig nur kurz die Ergebnisse des Berichtes erwähnen.1. Familien werden kleiner. In jeder zweiten Familie lebt nur ein Kind. Allerdings verwundert mich in diesem Zusammenhang der im Bericht an dieser Stelle gebrauchte Begriff „Null-Kind-Familien“, denn die Formulierung, Familie ist da wo Kin- -3- der leben, steht für mich in einem gewissen Widerspruch zu dieser hier gebrauchten Begrifflichkeit. 2. Die Heiratsbereitschaft sinkt. Damit ist gemeint, dass das Heirats- und Elternalter sich im Lebensalter nach hinten hinausschiebt und nach skandinavischem Beispiel darf man davon ausgehen, dass etwa 20 % der Männer und 25 % der Frauen eines Jahr- ganges nie heiraten und auch voraussichtlich keine Kinder haben werden! 3. Die Zahl der „nicht ehelichen“ Geburten allerdings steigt dennoch. Durch die sinkende Heiratsbereitschaft der Menschen entsteht eine Zunahme von nicht ehelichen Lebens- gemeinschaften, was zur Folge hat, dass heute jedes 10. Kind nicht ehelich geboren wird. 4. Die Scheidungsquoten steigen. Die Zahl der Ehescheidungen hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich erhöht. Nach Aussage des Frankfurter Soziologen Hondrich, der im Bericht zitiert wird, bedeutet dies aber nicht die Abkehr von der Familie schlechthin, sondern die Unzufriedenheit mit der traditionellen Hausfrauenehe. 5. Die Zahl der Zweit- und Drittfamilien steigt. Das bedeutet, dass Geschiedene sich mit neuen Partnern in Ehen wieder zusammenfinden, sogenannte Stief- oder Fortset- zungsfamilien. Von allen Familien mit Kindern sind heute ca. 10 % Zweit- und Drittfa- milien und 6. die Familien- und Haushaltsformen werden vielfältiger. Die Ein-Eltern-Familien nehmen seit Jahren kontinuierlich zu. Ehescheidungen oder Menschen, die dauernd getrennt leben, bilden einen immer größer werdenden Bereich und die Zahl der Alleinerziehen- den prägen mehr und mehr das Bild von Familien.Diese Aufzählung im Familienbericht macht deutlich, die Familienstruktur verändert sich laufend. Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Formen. Familie bedeutet für mich: Sie ist die Institution, in der die einzelnen Familienmitglieder für einander Verantwortung, ideelle und materielle, übernehmen und wo für einander generationsübergreifend gesorgt wird. Schwerpunkt von Familienpolitik muß daher die Sorge für Kinder sein. Wer Familien för- dern will, muß sich auf die Kinder und die sie betreuenden Erwachsenen beziehen. Wir dürfen aber nicht diejenigen vergessen, die die Sorge für ihre alten Eltern übernehmen oder pflegebedürftige Angehörige betreuen! -4-Politik muß sich auch um diese „Sorgefamilie“ kümmern. Diese nur kurz angerissenen Punkte des Familienberichtes gilt es auch in Zukunft schwerpunktmäßig in das politische Handeln einzubeziehen.Die Leistungsbilanz der Landesregierung gilt es hier fortzuschreiben! Sicherung des hohen Niveaus an Kindertagesstättenplätzen von über 90 % für alle Kinder zwischen drei und sechs Jahren! Nächste Teilziele müssen sein: Ausweitung von Betreuungsangeboten im Bereich der Krippen und Hortbetreuung sowie bei betreuten Grundschulen und Ganztags- schulen!Mit der Kampagne „Schleswig-Holstein, Land für Kinder“ wurde und wird Schleswig- Holstein familien- und kinderfreundlich gestaltet. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist in Schleswig-Holstein nicht nur Schlagwort, sondern reale Politik. Die Förderung des beruflichen Wiedereinstiegs, z.B. durch das seit 10 Jahren landesweit erfolgreich tätige Netzwerk „Frau und Beruf“ belegt und die Qualifizierung von Tagesmüttern, Servicebörsen für Landfrauen, Existenzgründer-programme für Frauen, Kampagnen zur Teilzeit für Män- ner und flexible Arbeitszeiten, mit Förderung von Frauen durch Programme im Rahmen von „Arbeit für Schleswig-Holstein“, sind hier wesentliche Elemente für eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf gelegt.Mit der Förderung im Eigenheimbau für Familien nach dem Landeswohnungsbaupro- gramm und im Rahmen der Städtebauförderung, z.B. jetzt auch mit dem großen Pro- gramm „Soziale Stadt“, werden Familien und das Zusammenleben von Menschen insge- samt gefördert.Für Menschen, die zur Bewältigung ihrer Probleme Hilfe brauchen, für Familien haben wir umfassende Beratungs- und Unterstützungsangebote, Familienbildungsstätten, Erzie- hungsberatungsstellen, Jugendämter. Wir haben Mädchenhäuser, Kinderschutzzentren, Frauenhäuser, Street-Work-Programme, um bei Problemlösungen unterstützend und hel- fend zur Seite zu stehen. -5-Kinder- und Jugendnotdienste, Maßnahmen gegen Gewalt in der Familie, Zeugenbegleit- programme, Pflegenottelefone, sind weitere Einrichtungen zur Hilfe in schwierigen Le- benslagen.Und diese Liste ließe sich, gerade im Bereich Beratung, Bildung und Erholung für Famili- en, sehr viel weiter fortsetzen. Ich glaube, wir können festhalten, Familie hat in Schleswig- Holstein nicht nur Zukunft, Familie hat Zukunft gewonnen durch diese Landesregierung.