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Heiner Garg: Barrieren einreißen - auch in den Köpfen
F.D.P. L a n d t a g s f r a k t i o n Schleswig-Holstein 1 Christian Albrecht Pressesprecher V.i.S.d.P. F.D.P. Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag Landeshaus, 24171 Kiel Nr. 56/2000 Postfach 7121 Telefon: 0431/9881488 Kiel, 5. Mai 2000 Telefax: 0431/9881497 E-Mail: fraktion@fdp-sh.de Internet: http://www.fdp-sh.de Menschen mit Behinderungen/Internationaler ProtesttagHeiner Garg: Barrieren einreißen – auch in den KöpfenAnlässlich des Europäischen Protesttages zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen sagte der sozialpolitische Sprecher der F.D.P.-Landtagsfraktion, Dr. Heiner Garg: Presseinformation „Barrieren müssen eingerissen werden – neben den baulichen vor allem die Barrieren, die nach wie vor in vielen Köpfen sind.Denn: Was nützt etwa die schönste barrierefreie Ferienwohnung, wenn die Feriennachbarn ihre Ablehnung gegen Behinderte offen zur Schau tragen? Und was nützt eine Rampe für Rollstuhlfahrer zum Einkaufszentrum, wenn sie von unachtsamen Zeitgenossen zugeparkt wird?Natürlich kostet die Absenkung von Gehsteigen, der Einsatz von Niederflurbussen oder die sensorische Kennzeichnung öffentlicher Gebäude Geld. Und natürlich hören Sie gerade deshalb immer wieder von der Politik, dass nicht alles finanzierbar ist was wünschenswert wäre.Aber: Gleichgültigkeit, Ängste und Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderungen behindern deren Integration mindestens genau so wie unüberwindbare Gehsteigkanten, Treppen oder zu enge Türen.Menschen mit Behinderungen brauchen Verständnis und Hilfe, aber sie wollen und dürfen nicht in ein Korsett der öffentlichen Bevormundung eingezwängt werden.Der Grundstein hierfür wird im Kindesalter gelegt.Integrative Gruppen in Kindertageseinrichtungen sind daher aus unserer Sicht geeignet, bereits in jungen Jahren dafür zu sorgen, dass Berührungsängste erst gar nicht entstehen. Dieser Lern- und Erfahrungsprozeß muß sich kontinuierlich fortsetzen, so daß wir eine enge Zusammenarbeit zwischen Regel- und Förderschulen nachhaltig unterstützen. 2 Mit Nachdruck treten wir auch für die Verbesserung der Berufsausbildung für Menschen mit Behinderungen ein. Denn nur so läßt sich ein größtmögliches Maß an Selbstbestimmung erreichen.Gerade die Möglichkeit, ein eigenständiges Leben führen zu können trägt entscheidend zur Integration, zum ‚ganz normalen Miteinander‘ bei.Manchmal machen wir Politiker uns um Dinge Gedanken, die denjenigen die davon betroffen sind eigentlich völlig egal sind.Als ich vor ein paar Wochen im Landtagswahlkampf mit einer Rollstuhlfahrerin über alles mögliche gesprochen habe, kamen wir unter anderem auch darauf, ob es politisch korrekter sei, von Behinderten oder von Menschen mit Behinderungen zu sprechen.Dabei schaute mich die junge Frau nur amüsiert an und meinte lachend, dass sei ihr völlig schnuppe. Sie fühle sich wie jeder andere Mensch auch – sie sei eben nur ein bisschen anders als viele andere – und deshalb benötige sie in ihrem Umfeld einfach ein paar Dinge anders als andere Menschen.Etwa eine niedrigere Arbeitsplatte in ihrer Küche, denn Kochen könne sie schließlich besser als viele andere - oder eben die bereits erwähnte abgesenkte Gehsteigkante.Ganz bestimmt ist nicht jeder Mensch in der Lage, so offen und so selbstverständlich mit seiner Behinderung umzugehen, wie diese junge Frau.Aber mir hat diese Begegnung Mut gemacht.Mut gemacht, auch klar und deutlich zu sagen, dass niemandem damit geholfen ist, wenn wir – und jetzt verwende ich einfach diesen Begriff jener jungen Frau – Menschen, die ein wenig anderes sind als andere, einfach nur zu bedauern.Konkrete Schritte, wie etwa die im vergangenen Jahr vorgenommene Novellierung der Landesbauordnung, mit der die barrierefreie Erreichbarkeit bestimmter Räume endlich gesetzlich gewährleistet ist, sind notwendig.Notwendig, um genau das umzusetzen, was für die F.D.P. im Mittelpunkt steht: Die Möglichkeit für alle Menschen, ein unabhängiges, selbstbestimmtes Leben führen zu können.“