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Multimedia an Schulen: Kein Grund zur Zufriedenheit
Südschleswigscher Wählerverband Schleswig-Holsteinischer Landtag im Schleswig-Holsteinischen Landtag Düsternbrooker Weg 70 D - 24105 Kiel Tel. (0431) 988 13 80 Fax (0431) 988 13 82PRESSEINFORMATION SSW-Landtagsvertretung Norderstr. 74 D – 24939 Flensburg Tel. (0461) 14 40 83 00 Fax (0461) 14 40 83 05 Kiel, d. 18.10.2000 Anke Spoorendonk Es gilt das gesprochene WortTOP 7 Auswirkungen von Multimedia in Schulen (Drs. 15/434)Nur etwas über die Hälfte aller allgemeinbildenden Schulen in Schleswig-Holstein verfügtüber einen Internetzugang. Damit ist dann noch nicht einmal etwas über die Anzahl derArbeitsplätze, die Qualität der technischen Ausstattung oder die Bedingungen der Nutzunggesagt. Etwas über 50 % - das ist eine erschreckend niedrige Zahl, denn niemand ist wohl imZweifel, dass Schüler, Eltern und der Rest der Gesellschaft so etwas heute von einer Schulewie selbstverständlich erwarten. Wir erwarten, dass Schülerinnen und Schüler die neuen Kul-turtechniken Computer und Internet beherrschen. Wir erwarten, dass die Schulen sie zu einemsouveränen, aufgeklärten und kritischen Umgang mit diesen Techniken erziehen. Die Zahlender Antwort auf die Große Anfrage zeigen aber eines in aller Deutlichkeit: Wir haben nochlange nicht die Voraussetzungen dafür geschafft, dass alle Schülerinnen und Schüler dieseserlernen können.Die gegenwärtige Ausstattung der Schulen ist nicht befriedigend. Vergleicht man mit dertechnischen Ausstattung in den meisten anderen öffentlichen Bereichen, z. B. in den Kommu-nen, dann sieht man, dass die Schulen die allgemeine Realität widerspiegeln: Wir sind voneiner gleichmäßigen Verteilung der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien Internet: http://www.ssw-sh.de; e-mail:info@ssw-sh.de noch weit entfernt. Allerdings hat sich die Landesregierung ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Siewill bis Ende 2001 alle Schulens ans Netz bringen. Ich finde, es ist eine enorme Leistunginnerhalb von gut vierzehn Monaten die restlichen Schulen - immerhin annähernd die Hälfte -ans Internet anzubinden – falls es gelingt.Selbstverständlich sind wir damit nicht am Ziel. Die Zahl der Schulen mit Internetzugang sagtnoch nichts darüber aus, wie viele Arbeitsplätze von den Schülerinnen und Schülern genutztwerden können und unter welchen Bedingungen diese das Internet nutzen dürfen. Dasmittelfristige Ziel der Landesregierung lautet zehn bis zwölf Computer pro Klassenraum.Aber selbst da werden wir nicht halt machen können. Deshalb habe ich auch erheblicheZweifel, ob wir mit den von der Landesregierung vorgesehenen Mitteln auf Dauer werdenmithalten können. Vergleicht man mit den Investitionen manch anderer Bundesländer oderauch bei unseren nördlichen Nachbarn, dann geben wir eindeutig weniger aus.Die Etablierung von Multimedia in Schulen wird eine permanente Anstrengung bleiben. Esmuss nicht nur die technische Ausstattung vermehrt und verbessert werden. Es muss vorallem auch die Lehre erheblich verbessert und angepasst werden. Das Ziel ist erst erreicht,wenn wir nicht nur 12 Computer in jedem Klassenraum haben, sondern auch vermögen,diese sinnvoll pädagogisch einzusetzen.Der Bericht der Regierung macht deutlich, dass im Bereich der Lehrerbildung schon vielesgeschieht. Es wird ein Netz von Experten und Multiplikatoren geknüpft, welche die Lehrer-innen und Lehrer in großer Zahl für den Unterricht in der Informationsgesellschaft fit machensollen. Allerdings ist auch dieses System noch verbesserungsfähig. In Dänemark hat man gute Internet: http://www.ssw-sh.de; e-mail:info@ssw-sh.de Erfahrungen damit gemacht, den Schulen regionale IT-Berater anzubieten. Diese könnenangefordert werden, um die Lehrerinnen und Lehrer vor Ort bei der Entwicklung des IT-Konzepts der Schule zu beraten. Dieses wäre vielleicht eine sinnvolle Ergänzung der Fort-bildung durch das IPTS, denn wir können nicht erwarten, dass sich alle Lehrkräfte das um-fangreiche Spezialwissen aneignen, das für die Integration der IT in den Alltag der Schuleund des Unterrichts erforderlich ist. Eine optimale Einbettung der Technologien in die Schu-len erfordert eine klare Strategie. Dafür wären externe Beraterinnen und Berater vielleichteine angemessene Lösung.Der Grossen Anfrage der CDU und diesbezüglichen Pressemitteilungen des Kollegen DeJager konnten wir entnehmen, dass viele Lehrkräfte, die vor Ort für die Computer zuständigsind, viel ihrer freien Zeit dafür verwenden müssen. Das lässt sich aber kaum vermeiden. AlsAusweg wäre vielleicht auch hier ein Ansatz unserer nördlichen Nachbarn eine nähereBetrachtung Wert. Dort bietet man 1.000 Lehrern einen kostenlosen PC mit Modem an, wennsie einen sogenannten „pädagogischen IT-Führerschein“ erwerben. Man erwartet sich davon,dass sie sich auch in ihrer Freizeit damit beschäftigen. Auch wenn in Dänemark andereFinanzierungwege für so etwas bestehen, wäre es doch erwägenswert, ob sich Ähnliches hierdurch die Hilfe von Sponsoren umsetzen ließe.Zusätzlich zur Fortbildung der Lehrkräfte werden wir aber nicht umhin kommen, auch dieLehrpläne zu revidieren. Sie werden den Informations- und Kommunikationstechnologien alsGegenstand und Instrument des Lernens angepasst werden müssen. Das hat seine besonderenTücken, denn eigentlich weiß niemand von uns, wie die Technik sich weiterentwickelt. Wirwissen nur, dass es verdammt schnell geschieht. Das hat uns die Entwicklung des Internets Internet: http://www.ssw-sh.de; e-mail:info@ssw-sh.de innerhalb einer Handvoll Jahren eindrucksvoll vorgeführt. Wir brauchen deshalb flexible,schnell weiterzuentwickelnde Leitlinien für die Schulen, damit sie eine solide Basis für denUmgang mit den neuen Technologien haben, ohne dass wir ihnen unnötig die Hände binden.Die Einbeziehung der Informations- und Kommunikationstechniken in unsere Bildungskulturist neben der technischen Ausstattung die große Herausforderung, vor der wir stehen. Dafürbrauchen wir erst einmal kreative Vielfalt. Auf Dauer wird es aber nicht ohne einstrategisches Vorgehen durch zentrale Leitlinien gehen.Es gibt viel zu tun. Aber ich glaube auch, dass wir schon auf dem Weg sind. Sieht man ab vondem engen Themenkreis von Computerzahlen und Lehrerstunden, den die Grosse Anfrage derCDU vorgibt, dann gibt es auch sehr erfreuliche Entwicklungen in Schleswig-Holstein. Wirhaben einen ausbaufähigen Landesbildungsserver, der eine gute Plattform für die weitereEntwicklung der multimedialen Schule darstellt. Die Lehrerinnen und Lehrer werden ingroßer Zahl für den Computereinsatz ausgebildet. In manchen Feldern der Lehrerausbildungsind wir bundesweit Spitze. Und auf der technischen Seite hat Schleswig-Holstein als erstesBundesland in Zusammenarbeit mit einem Nürnberger Linux-Distributeur eigens für dieSchulen das besonders bedienerfreundliche „kmLinux“ entwickelt, womit endlich dieMonokultur der Software in den Schulen beseitigt wird. All dies darf man nicht übersehen,will man den Einsatz für Multimedia in den schleswig-holsteinischen Schulen würdigen.Trotzdem besteht kein Anlass zur Zufriedenheit. Wir werden kräftig investieren müssen,wenn wir unsere Schülerinnen und Schüler gut rüsten wollen – nicht nur für denArbeitsmarkt, sondern auch einfach für einen selbstbewussten und kritischen Umgang mit denHerausforderungen der schönen neuen Welt . Internet: http://www.ssw-sh.de; e-mail:info@ssw-sh.de