Diese Webseite verwendet ausschließlich für die Funktionen der Website zwingend erforderliche Cookies.

Datenschutzerklärung

19.10.00 , 11:23 Uhr
SSW

Krankenhausplanung: CDU-Argumentation ist primitiv, Gutachten hat wie Katalysator gewirkt

Südschleswigscher Wählerverband Schleswig-Holsteinischer Landtag im Schleswig-Holsteinischen Landtag Düsternbrooker Weg 70 D - 24105 Kiel Tel. (0431) 988 13 80 Fax (0431) 988 13 82
PRESSEINFORMATION SSW-Landtagsvertretung Norderstr. 74 D – 24939 Flensburg Tel. (0461) 14 40 83 00 Fax (0461) 14 40 83 05
Kiel, d. 19.10.2000 Silke Hinrichsen Es gilt das gesprochene Wort
TOP 40 Krankenhausplanung
Ich bin noch immer enttäuscht davon, wie manche Kollegen mit dem Rüschmann-Gutachten
und dem Rest des Planungsprozesses umgegangen sind. Im ersten Akt wird medienwirksam
ein riesiger populistischer Aufschrei produziert. Es wird behauptet, das Gutachten würde zum
Kahlschlag in der schleswig-holsteinischen Krankenversorgung führen. Im zweiten Akt wird
die Ministerin aufgefordert, den „Gutachter aus der Schusslinie zu nehmen“; die Ministerin
müsse sich endlich zu ihrer Reform bekennen. Im dritten Akt dann die dramatische Wende:
Es zeichnet sich eine Kompromisslösung ab, mit der die Kritiker müssten leben können.
Diese prügeln aber lieber auf die angeblich gescheiterte Ministerin ein, statt sich zu freuen. Es
scheint fast, als wäre man enttäuscht, dass einem das Feindbild abhanden gekommen ist.
Einen so unseriösen und primitiven Umgang mit einem so hoch sensiblen Thema habe ich
selten erlebt. Ich hoffe, wir werden im weiteren Verlauf der Krankenhausplanung zu einem
vernünftigeren Miteinander finden, in dem die Sicherung und Verbesserung der
medizinischen und pflegerischen Versorgung der Bürgerinnen und Bürger im Vordergrund
steht - dazu sind wir schließlich gewählt worden.

Die jetzt verbreitete Häme, die Ministerin habe im Planungsprozess nichts erreicht, zielt
gewaltig an den Realitäten vorbei. Man sollte den Fortschritt nicht unterschätzen, den bereits
Internet: http://www.ssw-sh.de; e-mail:info@ssw-sh.de die von der Arbeitsgruppe der Beteiligtenrunde erarbeitete Planungsgrundlage bringen
könnte. Das Reform-Verfahren ist gestreckt worden, aber es ist nicht vom Tisch. Wer den
Bürgern vorgaukelt, dass jetzt und in den nächsten Jahren alles weitgehend beim alten bleiben
kann, sagt willentlich die Unwahrheit oder hat es noch immer nicht kapiert.

Wir halten die Methodik der Gesellschaft für Systemberatung im Gesundheitswesen nach wie
vor für richtig. Deshalb begrüßen wir, dass der Ansatz des Rüschmann-Gutachtens nicht vom
Tisch ist, sondern auch in Zukunft als Grundlage für die Planung dient. Das Konzept einer
leistungsbezogenen, auf Benchmarking-Vergleichen beruhenden Krankenhausrahmenplanung
ist die richtige Grundlage für die strukturellen Veränderungen der Finanzierung, die in den
nächsten Jahren auf die Krankenhäuser zukommt. Bei Einführung der fallbezogenen Abrech-
nung über die sogenannten DRGs im Jahr 2003 müssen unsere Krankenhäuser warm ange-
zogen sein. Durch das jetzt gewählte Verfahren wird dieser Anpassungsprozess erst einmal
vorwiegend den Krankenhäusern selbst überlassen. Wir können nur hoffen, dass die Selbst-
steuerung in dem Sektor funktioniert, so dass einiges von dem verwirklicht wird, was die
Rüschmann-Planungsempfehlungen vorweg nehmen wollten. Wir sind da nicht ohne Zuver-
sicht, denn nicht zuletzt dank der intensiven Debatte über die vorgeschlagenen Struktur-
änderungen, wurde bereits ein Neudenken angeregt und bestehende Kooperationspläne der
Krankenhäuser forciert. In diesem Sinne hat das Gutachten wie ein Katalysator gewirkt.

Eines der größten Spannungsfelder bei der Krankenhausplanung besteht darin, finanziellen
Spielraum für erforderliche neue Angebote zu schaffen, ohne die Gesamtkosten hochzu-
treiben. Das geht nur indem man irgendwo etwas einspart. Die Kunst besteht also darin, trotz
Veränderungen im bestehenden die Krankenversorgung nicht zu verschlechtern. Dafür steht
Internet: http://www.ssw-sh.de; e-mail:info@ssw-sh.de uns mit dem Ansatz des Gutachtens ein gutes Instrument zur Verfügung. Wir benötigen es
dringend, denn wir sind alle daran interessiert, z. B. die geriatrische Versorgung im Land zu
verbessern. Daher bedauern wir auch, dass nach dem neuesten Stand der Dinge die Geriatrie
nicht so stark ausgebaut wird, wie vom Gutachter vorgeschlagen. Ein zweiter Bereich, der
leider schon im Rahmen des Gutachtens unter den Tisch gefallen ist, ist die Kinder- und
Jugendpsychiatrie. Die kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung ist z. B. in Flensburg
katastrophal – es gibt dort überhaupt keine. Ich hoffe, dass die Beteiligten hier noch einmal in
sich gehen. Sie müssen dafür sorgen, dass die Verzögerung des Strukturwandels nicht dazu
führt, dass solche drängenden neuen Aufgaben verdrängt werden.



Internet: http://www.ssw-sh.de; e-mail:info@ssw-sh.de

Download PDF

Pressefilter

Zurücksetzen