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Ekkehard Klug: "51 Lehrerstellen in Schleswig-Holstein unbesetzt - und der Lehrermangel nimmt zu!"
F.D.P. L a n d t a g s f r a k t i o n Schleswig-Holstein 1 Christian Albrecht Pressesprecher V.i.S.d.P. F.D.P. Fraktion im Schleswig- Holsteinischen Landtag Landeshaus, 24171 Kiel Nr. 251/2000 Postfach 7121 Telefon: 0431/9881488 Telefax: 0431/9881497 Kiel, Freitag, 27. Oktober 2000 E - Mail: fraktion@fdp-sh.de Internet: http://www.fdp-sh.de Schulpolitik/LehrermangelEkkehard Klug: „51 Lehrerstellen in Schleswig-Holstein unbesetzt – und der Lehrermangel nimmt zu!“ - In Schleswig-Holstein sind zur Zeit 51 Lehrerstellen nicht besetzt -Diese Antwort auf eine Kleine Anfrage hat jetzt der F.D.P.- Presseinformation Landtagsabgeordnete Dr. Ekkehard Klug vom Kultusministerium erhalten (Ds 15/488). Angesichts diverser Presseberichte über nicht besetzbare Lehrerstellen wollte der F.D.P.-Bildungspolitiker von der Landesregierung wissen, in welchen Schularten und in welchen Unterrichtsfächern im nördlichsten Bundesland Probleme bei der Stellenbesetzung auftreten. Der größte Lehrermangel besteht nach Auskunft der Landesregierung an den berufsbildenden Schulen. Dort seien außer drei Schulleiterstellen 14 weitere Stellen für Berufsschullehrer vakant, weil hierfür - so die Antwort des Ministeriums - „bisher keine geeigneten Bewerberinnen/Bewerber zur Verfügung standen“. Im übrigen sind jeweils 14 Stellen für Grund- und Hauptschullehrer und für Sonderschullehrer sowie 6 Realschullehrerstellen unbesetzt. Zu der Frage, wann und wie entsprechende Lehrkräfte eingestellt werden, teilte das Kultusministerium dem Fragesteller mit: „Die Wiederbesetzung der zum 01.10. 2000 insgesamt 51 freien Stellen/Stellenreste erfolgt laufend in den jeweiligen Kreisen bzw. an den jeweiligen Schulen“.Auf eine weitere Frage des F.D.P.-Abgeordneten teilte das Kultus- ministerium mit, an Grund- und Hauptschulen gebe es einen Bewerbermangel regional für Naturwissenschaften sowie für die Fächer Kunst und Musik. Bei den Sonderschulen ständen „insgesamt nur wenige Laufbahnbewerberinnen und – bewerber zur Verfügung“. Im Realschulbereich fehlen nach Auskunft des Ministeriums in einigen Regionen Bewerber für Naturwissenschaften und Sport. Bei den Gymnasien macht sich Bewerbermangel bemerkbar in den Fächern Kunst, Latein und Musik, regional für Mathematik und Physik. An den Berufsbildenden Schulen fehlen Bewerber für die Fachrichtungen Bautechnik, Metalltechnik sowie Elektrotechnik/ Nachrichtentechnik.Zur Bewertung dieser Auskünfte des Ministeriums stellte Ekkehard Klug im Pressedienst seiner Fraktion fest: 2„An den schleswig-holsteinischen Schulen zeichnet sich ein Bildungs- notstand ab.Der in den kommenden Jahren noch viel spürbarer werdende Lehrermangel ist kein Naturereignis, das unerwartet und unvorhersehbar über das Land hereinbricht.Dieser Lehrermangel ist in erheblichem Maße die Folge einer fehlenden Vorausschau und verheerender bildungspolitischer Fehlentscheidungen der letzten Jahre - Fehler, für die Rot-Grün in Schleswig-Holstein die volle Verantwortung trägt.Eine schwere Belastung entsteht den Schülerinnen und Schülern in Schleswig- Holstein vor allem aus folgenden, mit falschen landespolitischen Weichenstellungen zusammenhängenden Ursachen: • Seit dem Wintersemester 1998/99 werden neue Lehramtsstudenten für den Grund- und Hauptschulbereich nicht mehr in Kiel aufgenommen, sondern können nur noch in Flensburg studieren. Auch das Grundstudium für das Lehramt an Sonderschulen kann nur noch an der Uni Flensburg absolviert werden. Wohin dies führt, wird aus der Gegenüberstellung zweier Zahlen deutlich: In Flensburg waren im Sommersemester 2000 insgesamt 634 Studierende für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen immatrikuliert (Quelle: Website der Uni Flensburg www.uni-flensburg.de). In den kommenden fünf Jahren liegt jedoch allein der Ersatzbedarf im Bereich der Grund- und Hauptschulen wegen der hohen Pensionierungszahlen bei rund 2.000 notwendigen Neueinstellungen (Quelle: Antwort der Landesregierung auf die Große Anfrage der F.D.P.-Fraktion zum Lehrerbedarf, Drucksache 14/2684 vom 21. Januar 2000, Seite 9). Die in der vergangenen Wahlperiode von Rot-Grün durchgesetzte Konzentration der Lehrerausbildung in Flensburg führt also absehbar in den kommenden Jahren zu einer extremen Verschärfung des Lehrermangels an den Grund- und Hauptschulen und an den Sonderschulen. Diese Ursachen sind ‚hausgemacht’ und allein von SPD und Grünen zu verantworten. • Der sechs Jahre lang unter Heide Simonis’ Führung beschrittene Irrweg der Entbeamtung von Lehrern hat dreistellige Millionenbeträge verschlungen, die zu einem Zeitpunkt verschleudert wurden, als Lehrernachwuchs noch in ausreichender Zahl verfügbar war. Viele qualifizierte Nachwuchslehrer haben sich in den vergangenen Jahren wegen fehlender Stellenangebote oder wegen attraktiverer Alternativen außerhalb Schleswig-Holstein zur Abwanderung aus unserem Land entschlossen. Auf entsprechende Warnungen, die ich während der Debatten der letzten Jahre im Landtag ausgesprochen habe, reagierten Abgeordnete der rot-grünen Koalition mit Gelächter - nachzulesen etwa im Plenarprotokoll vom 24. Februar 1999, Seite 5668. 3Was ist zu tun?Um die sich absehbar weiter zuspitzenden Probleme bei der Besetzung von Lehrerstellen in den Griff zu bekommen, reichen die bisher von der Landesregierung geplanten Aktivitäten nicht aus.Das Bildungsministerium spricht jetzt in der Antwort auf meine Kleine Anfrage davon, dass es auf den zunehmenden Lehrermangel mit gezielten Werbemaßnahmen reagieren und künftig mehr Referendar- bzw. Anwärterstellen für Nachwuchslehrer bereitstellen will. Beides ist sicher richtig, aber es muss mehr geschehen, wenn das Land die Schulen wirklich vor einer sehr ernsten Krise bewahren will.Neben dem Standort Flensburg sollten sobald wie möglich auch an der Kieler Universität wieder Studienanfänger für das Lehramt an Sonderschulen aufgenommen werden. Da die Hauptfachstudenten dieses Bereiches ohnehin nach wie vor in Kiel ausgebildet werden, wäre es relativ einfach - und nicht sehr aufwendig - die vor zwei Jahren verfügte Konzentration des Grundstudiums der Sonderschullehrer in Flensburg wieder rückgängig zu machen.Überprüft werden sollte daneben auch die vor zwei Jahren verordnete Konzentration einzelner Realschullehrerstudiengänge (Musik, Technik) in Flensburg. Auch hier wäre ein Ausbildungsangebot an zwei Standorten - Kiel und Flensburg - wegen des bereits spürbaren Lehrermangels wünschenswert.Schwer vorstellbar erscheint angesichts der Tatsache, dass die Erziehungs- wissenschaftliche Fakultät der CAU sich bereits in Auflösung befindet, eine vollständige Revision dieser schlimmsten Fehlentscheidung der letzten Jahre. Gleichwohl sollte geprüft werden, ob nicht wenigstens bestimmte besonders gefragte Fächerkombinationen für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen künftig auch wieder in Kiel angeboten werden könnten. Um ein Beispiel zu nennen:Die Nachwuchssituation ist bei den Grund- und Hauptschullehrern in den naturwissenschaftlichen Fächern besonders dramatisch. Im Januar d.J. teilte die Landesregierung auf unsere Große Anfrage zum Lehrerbedarf mit, dass in Flensburg nur 9 (in Worten: neun !) angehende Grund- und Hauptschullehrer das Fach Physik studieren. Bei einem Gespräch mit dem Rektorat der Uni Flensburg erfuhr ich kürzlich, dass dort zur Zeit kein einziger Student das Lehramt im Fach Chemie anstrebt.Der Wiederaufbau eines Grund- und Hauptschul-Studienangebotes in Kiel für diese Naturwissenschaften - etwa in Kombination mit Hauptfächern wie Mathematik oder Deutsch - wäre meines Erachtens mit gutem Willen des Landes und der CAU durchaus realisierbar. Wer dies nicht will, der wird einen totalen Lehrermangel bei diesen naturwissenschaftlichen Lehramtsfächern in den nächsten Jahren kaum verhindern können.“