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31.05.01 , 12:41 Uhr
SSW

Neue Wege in der Drogenpolitik: HORIZONT schafft Wissen

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Kiel, d. 31.05.2001 Silke Hinrichsen Es gilt das gesprochene Wort

TOP 33 Neue Wege in der Drogenpolitik: HORIZONT (Drs. 15/975)

„Drogenpolitik heißt, aus unzureichendem Wissen die richtigen Schlüsse zu ziehen,“ hat einmal ein
leitender dänischer Drogenfahnder gesagt, und damit ist wohl die Grundlage der heutigen Diskussion
benannt. Das Wissen um die Hintergründe der Drogenprobleme ist noch sehr begrenzt. Sei es das
Wissen um die Entstehung von Abhängigkeit, die Entwicklung und Beeinflussbarkeit von
Drogenkarrieren, die Wirkung des Drogenstrafrechts oder die Arbeitsgrundlagen der Drogenhilfe:
Kaum ein Feld in dem die Wissenslücken nicht erschrecken lassen angesichts der Dringlichkeit der
Drogenproblematiken. Es scheint, als hätte unsere Gesellschaft die Drogenanhängigkeit zum
Randgruppenproblem erklärt, in das man nicht so viele Ressourcen von Wissenschaft und Forschung
investieren muss. Gerade angesichts der Entwicklung des Drogenkonsums hat dieses soziale Problem
aber größte Aufmerksamkeit verdient.

Es muss sehr viel getan werden um die Forschung und das Wissen um die Drogen zu mehren. Aus
dieser Perspektive ist die Einführung des Dokumentationssystems HORIZONT natürlich sehr
begrüßenswert. Es bietet die Chance, endlich eine einigermaßen zuverlässige Datengrundlage für die
Drogenpolitik in Schleswig-Holstein zu schaffen, wodurch auch die Qualität, die Effektivität und
Effizienz der Drogenhilfe verbessert werden kann.

Dieses ist allerdings nur die eine Seite der Medaille. Die Einführung von HORIZONT hat in der
Drogenhilfe selbst erhebliche Unruhe verursacht, und das ist zunächst ein Problem für die Politik.

Internet: http://www.ssw-sh.de; e-mail:info@ssw-sh.de • Zum einen wird befürchtet, dass dadurch erheblicher Mehraufwand besteht, dass Arbeitszeit in
Anspruch genommen wird, die den Klienten abgeht. Die Professionalisierung durch HORIZONT ist
aber unumgänglich. Allerdings wird genau zu beachten sein, ob der Mehraufwand wirklich vertretbar
ist, oder ob er kompensiert werden muss. Weder die Studie zum Modellprojekt noch der Bericht der
Landesregierung gehen in ausreichender Weise auf diese Einwände ein.
• Zum anderen wird befürchtet, dass dieses System genutzt werden könnte, um die Angestellten zu
kontrollieren. Mithin stellt sich auch die Frage des Datenschutzes in Verbindung mit Klientendaten.
Wir haben aber volles vertrauen darin, dass verantwortungsvoll mit diesen Daten umgegangen wird.
• Und drittens: Es ist explizites Ziel der Einführung von Horizont, die Grundlage für ein effektiveres
und effizienteres Hilfesystem und für neue Abrechnungsmodi zu schaffen. Auch das schafft
Verunsicherung. Wir brauchen aber eine bessere Datengrundlage, mit der wir Arbeitsabläufe in
Drogenhilfeeinrichtungen bewerten und die Grundlage für neue Abrechungsformen legen. Wir leben
in einer Zeit, wo die Sozial- und Gesundheitspolitiker gegenüber den Finanzpolitikern sehr gut
Argumentieren müssen, wenn sie Geld für ihre Politik haben wollen. In Zeiten der Knappheit drohen
gerade jene Gruppen „hinten runter“ zu fallen, die keine Lobby haben. Um die Drogenhilfe hier
abzusichern brauchen wir gute Argumente, und dafür brauchen wir zuverlässige Daten. Auch wir
sehen allerdings die Gefahr, dass die direkte Verkoppelung von HORIZONT-Dokumentation und
neuer Finanzierung die Datenqualität beeinflusst. Sie könnte zu unsachgemässem Umgang mit der
Dokumentation verleiten, weil die Befürchtung besteht, dass die Daten als Begründung für Kürzungen
her halten müssen. Hier wäre also zu fragen, ob diese direkte Verkoppelung von Dokumentation und
Reform der Finanzierung sinnvoll ist, und wie die Regierung solche möglichen Nebeneffekte
begegnet. Auch darauf erwarten wir noch eine Antwort.

Allgemein gilt aber, dass HORIZONT eine eindeutige Verbesserung ist. Es ist nachvollziehbar, dass
die Einführung von Horizont nicht nur von frenetischem Jubel begleitet wird, sondern von im
Gegenteil vielerorts von deutlicher Skepsis. Trotzdem können wir uns alle nicht einer Drogenpolitik
entziehen, die auf der Grundlage von Evaluation die Hilfen noch effektiver gestalten will, um in
knappen Zeiten die Qualität der Leistungen nicht verschlechtern zu müssen.
Internet: http://www.ssw-sh.de; e-mail:info@ssw-sh.de

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