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Neue Wege in der Drogenpolitik: HORIZONT schafft Wissen
Südschleswigscher Wählerverband Schleswig-Holsteinischer Landtag im Schleswig-Holsteinischen Landtag Düsternbrooker Weg 70 D - 24105 Kiel Tel. (0431) 988 13 80 Fax (0431) 988 13 82 SSW-LandtagsvertretungPRESSEINFORMATION Norderstr. 74 D – 24939 Flensburg Tel. (0461) 14 40 83 00 Fax (0461) 14 40 83 05 Kiel, d. 31.05.2001 Silke Hinrichsen Es gilt das gesprochene WortTOP 33 Neue Wege in der Drogenpolitik: HORIZONT (Drs. 15/975)„Drogenpolitik heißt, aus unzureichendem Wissen die richtigen Schlüsse zu ziehen,“ hat einmal einleitender dänischer Drogenfahnder gesagt, und damit ist wohl die Grundlage der heutigen Diskussionbenannt. Das Wissen um die Hintergründe der Drogenprobleme ist noch sehr begrenzt. Sei es dasWissen um die Entstehung von Abhängigkeit, die Entwicklung und Beeinflussbarkeit vonDrogenkarrieren, die Wirkung des Drogenstrafrechts oder die Arbeitsgrundlagen der Drogenhilfe:Kaum ein Feld in dem die Wissenslücken nicht erschrecken lassen angesichts der Dringlichkeit derDrogenproblematiken. Es scheint, als hätte unsere Gesellschaft die Drogenanhängigkeit zumRandgruppenproblem erklärt, in das man nicht so viele Ressourcen von Wissenschaft und Forschunginvestieren muss. Gerade angesichts der Entwicklung des Drogenkonsums hat dieses soziale Problemaber größte Aufmerksamkeit verdient.Es muss sehr viel getan werden um die Forschung und das Wissen um die Drogen zu mehren. Ausdieser Perspektive ist die Einführung des Dokumentationssystems HORIZONT natürlich sehrbegrüßenswert. Es bietet die Chance, endlich eine einigermaßen zuverlässige Datengrundlage für dieDrogenpolitik in Schleswig-Holstein zu schaffen, wodurch auch die Qualität, die Effektivität undEffizienz der Drogenhilfe verbessert werden kann.Dieses ist allerdings nur die eine Seite der Medaille. Die Einführung von HORIZONT hat in derDrogenhilfe selbst erhebliche Unruhe verursacht, und das ist zunächst ein Problem für die Politik. Internet: http://www.ssw-sh.de; e-mail:info@ssw-sh.de • Zum einen wird befürchtet, dass dadurch erheblicher Mehraufwand besteht, dass Arbeitszeit inAnspruch genommen wird, die den Klienten abgeht. Die Professionalisierung durch HORIZONT istaber unumgänglich. Allerdings wird genau zu beachten sein, ob der Mehraufwand wirklich vertretbarist, oder ob er kompensiert werden muss. Weder die Studie zum Modellprojekt noch der Bericht derLandesregierung gehen in ausreichender Weise auf diese Einwände ein.• Zum anderen wird befürchtet, dass dieses System genutzt werden könnte, um die Angestellten zukontrollieren. Mithin stellt sich auch die Frage des Datenschutzes in Verbindung mit Klientendaten.Wir haben aber volles vertrauen darin, dass verantwortungsvoll mit diesen Daten umgegangen wird.• Und drittens: Es ist explizites Ziel der Einführung von Horizont, die Grundlage für ein effektiveresund effizienteres Hilfesystem und für neue Abrechnungsmodi zu schaffen. Auch das schafftVerunsicherung. Wir brauchen aber eine bessere Datengrundlage, mit der wir Arbeitsabläufe inDrogenhilfeeinrichtungen bewerten und die Grundlage für neue Abrechungsformen legen. Wir lebenin einer Zeit, wo die Sozial- und Gesundheitspolitiker gegenüber den Finanzpolitikern sehr gutArgumentieren müssen, wenn sie Geld für ihre Politik haben wollen. In Zeiten der Knappheit drohengerade jene Gruppen „hinten runter“ zu fallen, die keine Lobby haben. Um die Drogenhilfe hierabzusichern brauchen wir gute Argumente, und dafür brauchen wir zuverlässige Daten. Auch wirsehen allerdings die Gefahr, dass die direkte Verkoppelung von HORIZONT-Dokumentation undneuer Finanzierung die Datenqualität beeinflusst. Sie könnte zu unsachgemässem Umgang mit derDokumentation verleiten, weil die Befürchtung besteht, dass die Daten als Begründung für Kürzungenher halten müssen. Hier wäre also zu fragen, ob diese direkte Verkoppelung von Dokumentation undReform der Finanzierung sinnvoll ist, und wie die Regierung solche möglichen Nebeneffektebegegnet. Auch darauf erwarten wir noch eine Antwort.Allgemein gilt aber, dass HORIZONT eine eindeutige Verbesserung ist. Es ist nachvollziehbar, dassdie Einführung von Horizont nicht nur von frenetischem Jubel begleitet wird, sondern von imGegenteil vielerorts von deutlicher Skepsis. Trotzdem können wir uns alle nicht einer Drogenpolitikentziehen, die auf der Grundlage von Evaluation die Hilfen noch effektiver gestalten will, um inknappen Zeiten die Qualität der Leistungen nicht verschlechtern zu müssen. Internet: http://www.ssw-sh.de; e-mail:info@ssw-sh.de