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Schleierfahndung: CDU-Vorschlag ist auf der Vernuftsskala ganz unten
Südschleswigscher Wählerverband Schleswig-Holsteinischer Landtag im Schleswig-Holsteinischen Landtag Düsternbrooker Weg 70 D - 24105 Kiel Tel. (0431) 988 13 80 Fax (0431) 988 13 82PRESSEINFORMATION SSW-Landtagsvertretung Norderstr. 74 D – 24939 Flensburg Tel. (0461) 14 40 83 00 Fax (0461) 14 40 83 05Lars Harms Kiel, d. 17.10.2001„Der Rettungsanker der CDU ist Es gilt das gesprochene Wort nur noch eine Politik aus Absurdistan“TOP 5 Schleierfahndung (Drs. 15/1257)Gegenwärtig läuft ein aufrichtiger konservativer Mensch schon richtig Gefahr, dass sein gesamtes Weltbild durcheinander gerät. Da redet die CDU von Innerer Sicherheit, aber wenn sie zum Sturm aufdie Bundesregierung bläst, war der vermeintlich rote Bundesinnenminister Schily immer schon da, wodie strammen Konservativen gerade erst hin wollten. Die CDU gerät aufgrund der stockkonservativen Haltung des SPD-Innenministers immer mehr in argumentative Notlagen. - Wohl der einzig wirklichkonkrete Notstand, den wir in Deutschland derzeit haben. - Während dem SSW in solchen Situationenimmer noch der pädagogisch wertvolle Blick gen Norden bleibt, ist der Rettungsanker der CDU in Berlin nur noch eine Politik aus Absurdistan: Grundgesetzänderung und Einsatz der Bundeswehr imInneren. Das ist ein mehr als traurig stimmender Vorschlag, meine Damen und Herren.Mit dem Antrag der CDU zur Einführung der Schleierfahndung in Schleswig-Holstein unternimmtjetzt auch der Kollege Wadephul einen verzweifelten Versuch, Herrn Schily zu überholen. Das ist umso betrüblicher als bislang gerade vom designierten CDU-Fraktionsvorsitzenden Zeichen der Öffnungder CDU Schleswig-Holstein gesetzt wurden. Und das meine ich wirklich so. Was aber jetzt von Ihnenkommt, Herr Kollege Wadephul, ist ein Rückschritt in längst vergangene Zeiten.Die Schleierfahndung ist kein geeignetes Mittel um die neue Gefahr des Terrorismus zu verhindern,auch wenn die zeitliche Nähe zu anderen Initiativen dieses unterstellt. Noch mehr als bei anderenMaßnahmen wie der Rasterfahndung wird mit der Schleierfahndung im Trüben gefischt. Gerade weilmit der Schleierfahndung unschuldige Bürgerinnen und Bürger belästigt werden, aber kaum großeFische – oder Schläfer – ins Netz gehen, ist der SSW gegen diese Maßnahme. Internet: http://www.ssw-sh.de; e-mail:info@ssw-sh.de Das scheint die CDU auch erkannt zu haben, denn als Begründung für ihren Antrag gibt sie nicht an,Terroristen jagen zu wollen, sondern begründet die Notwendigkeit der Schleierfahndung mit der Vergrößerung des Schengenraumes und der Öffnung der Grenze nach Dänemark.Zum ersten: Schengen hat das Ziel die Grenzen und Regionen innerhalb der EU offener zu machen.Mit der EU-Osterweiterung werden die Außengrenzen der EU verschoben. Will man Kontrollen, so muss man diese an den Grenzen der EU ermöglichen. Hieran wird gerade intensiv gearbeitet, wovonsich eine Gruppe von Parlamentariern aus unserem Hause erst kürzlich in Polen und in der Ukraineüberzeugen konnte. Wenn Sie also davon sprechen, die Polizei für die zukünftige EU-Erweiterungrüsten zu wollen, so sollten Sie nicht die Schleierfahndung einführen, sondern die Strukturen in denEU-Beitrittsländern und in deren Nachbarländern stärken.Die zweite Begründung ist, dass die Grenzkontrollen zu Dänemark weggefallen sind. Ich verweisewieder darauf, dass Schengen das Ziel hat, die Grenzen und Regionen innerhalb der EU offener zugestalten. Die Polizei in Schleswig-Holstein und die Polizei in Dänemark beginnen Strukturen zuschaffen, die ihnen eine noch bessere Zusammenarbeit ermöglichen. Die kriminalistische Zusammen-arbeit im Grenzland ist sehr gut. In jedem Fall darf aber die Zusammenarbeit der Polizeien nicht zumZiel haben, verdachtsunabhängige Personenkontrollen durchzuführen. Würden wir das wollen, hättenwir die Grenzhäuschen auch stehen lassen können. - Im Übrigen möchte ich darauf hinweisen, dassdie Grenzen zur Niederlande, Belgien und nach Frankreich seit vielen Jahren offen sind und diesniemals zum Anlass genommen wurde, die Schleierfahndung in den dortigen Grenzregionen zufordern.Wenn man die wieder entfachte Diskussion um die Innere Sicherheit verfolgt, dann kann man schonden Eindruck gewinnen, dass jetzt alles aus dem Hut gezogen wird, was greifbar ist. Auf der nachunten nur begrenzt offenen Sinnhaftigkeits- und Vernunftsskala ist ihr Vorschlag, HerrWadephul, nur ganz unten angesiedelt.Der SSW bleibt auf dem Standpunkt, dass der Staat nur mit solchen innenpolitischen Instrumenten indie individuelle Freiheitssphäre der Menschen eingreifen darf, wenn die Maßnahmen auch wirklichdazu taugen, das angestrebte Ziel zu erreichen, wenn sie den Einzelnen möglichst wenig belasten und die Vorteile insgesamt die Nachteile überwiegen. Die Schleierfahndung erfüllt diese Kriterien nicht. Internet: http://www.ssw-sh.de; e-mail:info@ssw-sh.de