Diese Webseite verwendet ausschließlich für die Funktionen der Website zwingend erforderliche Cookies.
Klaus-Dieter Müller zu TOP 37: Messekonzeption
Sozialdemokratischer Informationsbrief Kiel, 18.10.01 Landtag Es gilt das gesprochene Wort! Sperrfrist: Redebeginn aktuellKlaus-Dieter Müller zu TOP 37:MessekonzeptionIn diesem Hause kann man von einer wahren Berichtsflut sprechen. Die meisten Be- richte werden mit oder ohne Aussprache zur Kenntnis genommen, und dann hat in al- ler Regel die Abgeordnetenseele Ruh`. Das soll nach Vorstellung der SPD-Fraktion nicht das Schicksal des Berichtes der Landesregierung zur Messekonzeption werden. Gutachten und Bericht, die Minister Dr. Rohwer jetzt vorgelegt hat, kommen aus mei- ner Sicht zu vier wesentlichen Ergebnissen: 1. Dem Messemarkt und dem Markt für Kongresse und Tagungen werden über- durchschnittliche Wachstumsraten zugeschrieben. Von diesem Wachstum profi- tiert nicht nur die Branche selbst, 1 DM Eigenumsatz bei Messe oder Kongress zieht 5 DM nach sich in Hotellerie, Gastronomie und Einzelhandel. 2. Es gibt einen klaren Trend zur Erlebnisorientierung bei Messen und Kongressen gleichermaßen. Messe und Kongress der Zukunft werden durch ein hohes Maß an emotionalen Komponenten bestimmt: Touristische Attraktionen, Kultur und Umgebung rücken in den Mittelpunkt des Interesses. In der Informationsgesell- schaft hole ich mir die erforderlichen Informationen aus dem Netz. Die Messe, der Kongress werden zum Event. Da muss mehr rüberkommen als nur die In- formation. Hier liegen eindeutig Chancen für den Standort Schleswig-Holstein. Schleswig- HolsteinHerausgeber: SPD-Landtagsfraktion Verantwortlich: Petra Bräutigam Landeshaus Postfach 7121, 24171 Kiel Tel: 0431/ 988-1305/1307 Fax: 0431/ 988-1308 E-Mail: pressestelle@spd.ltsh.de Internet: www.spd.ltsh.de SPD -2- 3. Es geht nicht um die Megaveranstaltungen, die Milliarden-Investitionen in Infra- struktur voraussetzten. Bei Messen geht es auch um Nischenmärkte und Bran- chensegmente; bei Tagungen und Kongressen haben nur 2% aller Veranstal- tungen mehr als 250 Teilnehmer. Die entscheidenden Infrastrukturmerkmale, die genannt werden, sind „Gute Anreisemöglichkeiten“ (d.h. IC-/ICE-Anschluss, Flughafen nahebei –Holtenau lässt grü- ßen –, ausreichend Parkplätze), „Innerstädtischer Standort“ und „Reizvolle Um- gebung“. 4. Es gibt keine Kooperation zwischen den Messe- und Kongressstandorten in Schleswig-Holstein, auch nicht zwischen den sog. Leitstandorten. Ich füge hin- zu: Nach meiner Einschätzung – ich habe alle Standorte besucht – auch nicht überall ein professionelles Management.Aus alledem zieht der Minister zwei völlig richtige Konsequenzen: 1. Für die Förderung weiterer Infrastrukturmaßnahmen hat er einen Kriterienkata- log entwickelt, den wir voll inhaltlich unterstützen. 2. Minister Rohwer empfiehlt eine enge Kooperation, vor allem beim Marketing und der Beschaffung; er empfiehlt die Gründung eines Verbundes.Die SPD-Fraktion geht mit ihren Empfehlungen und Schlussfolgerungen noch weiter, Sie haben dies der Presse bereits entnehmen können: 1. Wir fordern auch zu prüfen, ob nicht mehrere Standorte von demselben Mana- gement geführt werden können. Wer die Branche ein wenig kennt, der weiß, dass attraktive Veranstaltungen z.B. nur rentabel werden, wenn sie in bestimm- ten Abständen an verschiedenen Standorten durchgeführt werden können. So erklärte uns vor wenigen Tagen der Leiter der Ostseehalle Kiel, er werde unge- achtet einer Kooperation mit dem Management der Campus-Halle in Flensburg eine Niederlassung errichten. -3- 2. Wir fordern eine Überprüfung der Standorte Husum und Rendsburg. Wir wissen sehr wohl, welche Befindlichkeiten diese Forderung auslöst und natürlich durch die Presseberichte ausgelöst hat. Aber Gutachten und Bericht lassen ein einfa- ches „Weiter so!“ nicht zu. Wir stellen beide Standorte nicht per se in Frage, aber erwarten, dass die Diskussion um die Perspektive dieser Standorte inten- siv vor Ort geführt wird. Das Land kann hier nur als Moderatorin auftreten, es muss aber jedem bewusst sein, dass es weitere Mittel nur geben kann, wenn ernsthafte Perspektiven entwickelt wurden. 3. Im Zusammenhang mit einer gemeinsamen Messeplattform im Internet kann das Land mehr als nur Moderationsfunktion übernehmen. Hier kann es ein ent- sprechendes Projekt auf den Weg bringen, dem sich keiner der Anbieter ent- ziehen kann, und so einen wichtigen Impuls für den Beginn von Kooperations- formen geben. 4. Mit Hallen kann man Geld verdienen! Das Engagement der Provinzial, der Citti- Handelskette und der Kieler Nachrichten, die mehr als 50 Millionen DM in die Ostseehalle investiert haben, zeigt das. Die Entwicklung der Holstenhallenbe- triebe in Neumünster belegt das. Messe- und Kongresshallen sind ein typischer Bereich für Privatisierung und Private Public Partnership. Auch hier heißt es: Wir müssen uns von unrentablen Inhalten trennen, wenn öffentliches Defizit vermieden werden soll. Die Zusage von Fördermitteln muss sich an den vor- handenen erfolgreichen Beispielen Kiel und Neumünster messen lassen.Unterschätzen Sie bitte nicht diese Branche und ihre Möglichkeiten in Schleswig- Holstein. Die Analyse hat Defizite offenbart und Chancen aufgezeigt. Aber Professio- nalität ist gefragt, und dazu gehört die Bereitschaft zur Kooperation. Wir alle haben auch Einfluss und Verantwortung in regionalen und lokalen Netzwerken. Sorgen Sie mit dafür, dass diese Branche ihre Chance am Markt zukünftig auch wahrnimmt, sor- gen Sie dafür, dass es zu Kooperationen und einem gemeinsamen Marketing und ge- gebenenfalls auch zu gemeinsamen Managementstrukturen kommt. Vielen Dank.