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Birgit Herdejürgen zu TOP 13: Daughter's day
Sozialdemokratischer Informationsbrief Kiel, 19.10.01 Landtag Es gilt das gesprochene Wort! Sperrfrist: Redebeginn aktuellBirgit Herdejürgen zu TOP 13:“Daughter´s day”Auf die Frage, was sie beruflich machen wollen, antworten eine 5-jährige: Pilotin, Leh- rerin, Walschützerin, eine 10-jährige: Pferdezüchterin, Erzieherin, Feuerwehrfrau, und eine 15-jährige: Verkäuferin, Bürokauffrau, Arzthelferin. Diese Aussagen machen deutlich, was auch andere Forschungsergebnisse bestäti- gen: nahezu alle Mädchen haben bis zu einem Alter von elf Jahren ein solides und kla- res Selbstvertrauen. Dies verliert sich zum Teil in der darauffolgenden Zeit, mit ent- sprechenden Auswirkungen auf das Berufswahlverhalten. (Nicht nur bei Mädchen üb- rigens.) Sowohl Mädchen als auch Jungen haben den starken Wunsch, über den Beruf die Geschlechtsidentität zu stärken. Die Wahl eines eher geschlechtsuntypischen Be- rufes bedarf einer sehr starken Interessensausprägung, der Fähigkeit diese Wahl ge- genüber Gleichaltrigen bzw. der Familie zu vertreten und der Bereitschaft, während der Ausbildung mit einer Minderheitenposition umgehen zu können.Am Berufswahlverhalten von Mädchen hat sich innerhalb der vergangenen 20 Jahre nicht sehr viel geändert. Viele Mädchen ergreifen bis heute traditionelle Frauenberufe mit bekanntlich oft schlechten Zukunftsaussichten und Verdienstmöglichkeiten. Mäd- chen verknüpfen den Bereich der Berufsplanung weiterhin eng mit der Lebensplanung und beziehen Phasen der Familienarbeit automatisch in die eigene berufliche Perspek- tive mit ein. Sie begreifen es als individuelle und immer noch weibliche Problematik, Schleswig- HolsteinHerausgeber: SPD-Landtagsfraktion Verantwortlich: Petra Bräutigam Landeshaus Postfach 7121, 24171 Kiel Tel: 0431/ 988-1305/1307 Fax: 0431/ 988-1308 E-Mail: pressestelle@spd.ltsh.de Internet: www.spd.ltsh.de SPD -2-die Vereinbarkeit zu lösen. Sie berücksichtigen bei der Berufswahl Faktoren wie Mög- lichkeiten von Teilzeitarbeit, Wiedereinstiegschancen nach der Familienphase und grenzen durch diese Doppelstrategien bestimmte Berufe und Karrierewege automa- tisch aus.Kampagnen und Projekte, die das Berufswahlverhalten von Mädchen ändern wollten – dies zeigt ein Vergleich der Hitlisten der beliebtesten Berufe im Zeitablauf – konnten die Probleme nicht entscheidend lösen.Wir müssen also umdenken. Der daughter´s day oder girl’s day bietet einen Ansatz- punkt, der sehr viel mehr als bisherige Projekte auf Öffentlichkeitswirkung setzt. Der grundsätzliche Ansatz ist aber auch ein anderer als in der Vergangenheit. Es reicht of- fenbar nicht, zu sagen „Mädels – ihr könnt doch!“ Und dass Mädchen in mathemaisch- naturwissenschaftlichen Fächern und im handwerklichen Bereich hervorragende Leis- tungen bringen, ist, denke ich, unumstritten.Wenn sie sich aber trotzdem bei der Berufswahl – ich verkürze das mal – auf den so- zialen Bereich konzentrieren, dann müssen wir das erst mal akzeptieren. Und wir soll- ten dies als Ausgangspunkt nehmen für eine zukünftige Politik. Wir müssen gemein- sam mit der Wirtschaft herausstellen, dass kommunikative Fähigkeiten, soziale Kom- petenz, Teamfähigkeit auch in technischen Berufen einen hohen Stellenwert haben.Wir müssen darstellen, dass die Interessen von Mädchen und zu einem Teil eben auch die mit dem Rollenverständnis verbundenen Erwartungen nicht im Widerspruch stehen zu einem Beruf in vordergründigen Männerdomänen, sondern dass vielfach das Gegenteil der Fall ist.Der girl´s day oder daughter´s day kann hier einen Beitrag leisten. Unter anderem auch dadurch, dass er auf Vorbilder setzt, die dazu beitragen, alte Klischees aufzuwei- chen. Denn natürlich gibt es bereits, wenn auch unterrepräsentiert, jede Menge Frau- -3-en, die z. B. in technischen Berufen ausgezeichnete Arbeit leisten. Und – auch dieser Punkt ist nicht unerheblich – auch Vorbild dafür sein können, wie es gelingt, den Spa- gat zwischen Familie und Beruf zu bewältigen.Die Idee des daughter´s day ist – wenn auch unter anderer Bezeichnung – für Schles- wig-Holstein nicht ganz neu. Aus dem Ministerium kommen Initiativen wie der Mäd- chen-Technik-Tag oder die erfolgreich durchgeführte Berufsinformationsmesse für Mädchen. Leider ist bisher das Interesse der Wirtschaft an einem girl´s day eher mau. Hier muss nachgebessert werden. Wir täten von daher gut daran, uns aus Gründen der Öffentlichkeitswirkung auch in Richtung der Unternehmen der bundesweiten Kam- pagne anzuschließen. Schließlich ist auch der Wirtschaft zu wünschen, dass sie sich das Potential motivierter und kompetenter junger Frauen erschließt. Der nächste girl´s day startet am 25. April 2002 – hoffentlich auch in Schleswig-Holstein mit gutem Er- folg.Die SPD-Fraktion unterstützt nachdrücklich den Antrag der F.D.P. Wir sehen darin ei- nen ersten Schritt für eine auf wirtschaftliche Unabhängigkeit angelegte, auf einem breiten Spektrum beruflicher Auswahlmöglichkeiten basierende Zukunft junger Frauen im 21. Jahrhundert.