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Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe kostet mehr as 60.000 DM
Südschleswigscher Wählerverband Schleswig-Holsteinischer Landtag im Schleswig-Holsteinischen Landtag Düsternbrooker Weg 70 D - 24105 Kiel Tel. (0431) 988 13 80 Fax (0431) 988 13 82 SSW-LandtagsvertretungPRESSEINFORMATION Norderstr. 74 D – 24939 Flensburg Tel. (0461) 14 40 83 00 Fax (0461) 14 40 83 05 Kiel, den 15.11.2001 Anke Spoorendonk Es gilt das gesprochene WortTOP 38 Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe (Drs. 15/1324)Über einige Dinge besteht glücklicherweise weitgehend Einigkeit: Wir wollen, dassSchulen verstärkt auch außerhalb des Unterrichts für die Kinder da sind, und wirwollen, dass die Jugendhilfe auch in den Schulen stattfindet. Wir wollen, dass dieMenschen aus beiden Bereichen mit ihren unterschiedlichen Zielsetzungen gemeinsamdaran arbeiten, den Familien eine verlässliche Betreuung zu bieten, ihnen möglichstgute Startchancen ins Leben zu sichern und individuellen und sozialen Problemenvorzubeugen. Allerdings scheint uns noch einiges zu trennen, was den richtigen Wegdorthin und den erforderlichen Mitteleinsatz betrifft.Sozusagen das Minimum ist die Möglichkeit der Betreuung für alle Kinder außerhalbdes Schulunterrichts. Die Eltern müssen sich zumindest darauf verlassen können, dassihre Kinder nicht auf der Straße stehen und sinnvoll beschäftigt werden. Dieses istbisher nicht flächendeckend gewährleistet, aber die Landesregierung hat mit ihrerneuen Förderung von Ganztagsbetreuungsangeboten für Haupt, Sonder- und Gesamt-schulen zumindest einen weiteren Schritt in diese Richtung getan. Internet: http://www.ssw-sh.de; e-mail:info@ssw-sh.de Allerdings meinen wir, dass mit 60.000 Mark und der Mindestanforderung von 2Nachmittagen pro Woche kaum ein ausreichendes, pädagogisch sinnvolles Angebotgewährleistet werden kann. So lange dieses die Standards für die Ganztagesangebotesind, bleiben reine Jugendhilfeangebote wie Kinderhorte und Häuser der offenen Türdie bessere Alternative, weil sie pädagogisch ein besseres Niveau gewährleisten.Die Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe kann Großes leisten, wenn eswirklich darum geht, die verschiedenen Zielsetzungen der beiden Bereiche mit-einander in einem Konzept für die Kinder und Jugendlichen zu verbinden. Allerdingsist auch blauäugig, wer nicht erkennt, dass der Bereich der Jugendhilfe allein schonaufgrund der im diesem Bereich niedrigeren Gehälter und aufgrund der dort üblichenPraktiken - wie Ehrenamt, geringfügiger Beschäftigung und Honorarkräften - ein Vor-wand für Kosteneinsparungen sein kann. Betreute Grundschule und Ganztagsschulesoll aber keine reine Aufbewahrung zum Billigtarif ohne ausreichend gesichertepädagogische Qualität sein. Dann jedenfalls hat sie nicht die Überschrift verdient,unter der wir sie heute diskutieren. Das Ziel der Landesregierung, „die präventive undentwicklungsfördernde Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zu stärken“ [Seite 6] istdamit kaum zu erreichen.Das gilt allerdings auch für die Vorstellungen der CDU von der Ganztagsschule.Schule und Jugendhilfe sollen einander nicht ersetzen, sondern ergänzen. Damit lassensich Aufgaben bewältigen, die beide jeder für sich nicht erledigen können. Dieerhofften Synergiewirkungen der Bereiche, die unterschiedlichen Sozialisations-leistungen von Schule und Jugendhilfe, lassen sich nicht durch eine in den Nachmittag Internet: http://www.ssw-sh.de; e-mail:info@ssw-sh.de verlängerte Schule ersetzen. Die Vorstellungen der CDU von ganztätiger Schule nachfranzösischem oder ähnlichem Strickmuster als Zukunftsmodell für unser Schulwesenteilen wir nicht. Denn die Ganztagsschule trägt eben nicht genug dazu bei, die Kinderund Jugendlichen durch die besonderen Vorteile der Jugendhilfe zu fördern. DieAngebote am Nachmittag sollen etwas anderes sein als die Bildungsvermittlung imschulischen Sinn. Sie vermittelt andere Erfahrungen, bietet den Kindern andereChancen, verfolgt andere Ziele und bringt die Kinder mit Erwachsenen in anderenRollen als der von Lehrern und Schülern zusammen.Die optimale Lösung liegt also dazwischen, ist ein pädagogisch wertvolles Angebot,das den Kindern eine optimale Freizeitgestaltung gestattet und den Eltern dieBerufstätigkeit ermöglicht. Allerdings glaube ich nicht daran, dass solche Ziele sichmit den Förderrichtlinien der Landesregierung erreichen lassen.Das gilt noch mehr, wenn die Angebote auch noch mit der Hoffnung verbunden sind,bestimmten Gruppen bessere Lebenschancen zu vermitteln - z. B. bei besonderenBemühungen um die Integration von Kindern und Jugendlichen aus Einwanderer-familien. Gerade hier kann eine bessere Verzahnung und Zusammenarbeit von Schuleund Jugendhilfe etwas bringen. Aber gerade solche präventiven Projekte erforderneinen wesentlich höheren Mitteleinsatz, und hierzu fehlen im Bericht deutlichere Aus-sagen der Landesregierung. Wie will man sich zu solchen ambitionierteren Projektenverhalten, die hochwertige Integrationsarbeit leisten und im qualifizierten Dialog vonSchule und Jugendhilfe Konflikte wie den problematischen Übergang von Schule inBerufsausbildung lösen wollen? Ich habe keine verbindlichen Antworten gefunden. Internet: http://www.ssw-sh.de; e-mail:info@ssw-sh.de Aber nicht nur in solchen Punkten scheint eine gewisse Lücke zwischen allgemeinenZielsetzungen der Landesregierung und ihren praktischen Handlungsempfehlungen zubestehen. Einen Widerspruch zum erklärten Ziel der Chancengleichheit sehe ich auchdarin, dass Kinder in Schulen in freier Trägerschaft offensichtlich gar kein Recht aufgesicherte Betreuungszeiten und pädagogische Förderung außerhalb des Schul-unterrichts haben. Es ist wirklich schwer zu verstehen, dass die Förderung vonGanztagsangeboten durch die Landesregierung ausschließlich für Schülerinnen undSchüler in den öffentlichen, deutschen Schulen gelten soll. Sowohl die Kinder in dendänischen Schulen wie auch die in freier Trägerschaft werden hier schwerbenachteiligt. Dafür gibt es kein inhaltliches Argument, sondern lediglich die Nöte desFinanzministers. Die kann man aber bestimmt nicht auf den Rücken der Kinder lösen.Damit schickt das Land leider abermals ein falsches Signal für diesen Bereich.Die Zielsetzungen sind aber richtig. Nur durch eine bessere Verzahnung von Schuleund Jugendhilfe ist eine effektive Vorbeugung und Bearbeitung von Problemenmöglich. Sei es nun der Rechtsextremismus, das Schuleschwänzen oder die Problemebesonderer Gruppen, vor allem der Migrantenkinder: Nur wenn Schulpädagogen,Sozialpädagogen und andere kompetente Fachbereiche gemeinsam vorgehen, lassensich bestimmte Probleme der Kinder und Jugendlichen erfolgversprechend angehen.Dazu muss man dann allerdings auch die entsprechenden Mittel bereitstellen. UnsereKinder sollten es uns Wert sein. Internet: http://www.ssw-sh.de; e-mail:info@ssw-sh.de