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15.11.01 , 10:50 Uhr
SSW

Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe kostet mehr as 60.000 DM

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Kiel, den 15.11.2001 Anke Spoorendonk Es gilt das gesprochene Wort


TOP 38 Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe (Drs. 15/1324)

Über einige Dinge besteht glücklicherweise weitgehend Einigkeit: Wir wollen, dass
Schulen verstärkt auch außerhalb des Unterrichts für die Kinder da sind, und wir
wollen, dass die Jugendhilfe auch in den Schulen stattfindet. Wir wollen, dass die
Menschen aus beiden Bereichen mit ihren unterschiedlichen Zielsetzungen gemeinsam
daran arbeiten, den Familien eine verlässliche Betreuung zu bieten, ihnen möglichst
gute Startchancen ins Leben zu sichern und individuellen und sozialen Problemen
vorzubeugen. Allerdings scheint uns noch einiges zu trennen, was den richtigen Weg
dorthin und den erforderlichen Mitteleinsatz betrifft.


Sozusagen das Minimum ist die Möglichkeit der Betreuung für alle Kinder außerhalb
des Schulunterrichts. Die Eltern müssen sich zumindest darauf verlassen können, dass
ihre Kinder nicht auf der Straße stehen und sinnvoll beschäftigt werden. Dieses ist
bisher nicht flächendeckend gewährleistet, aber die Landesregierung hat mit ihrer
neuen Förderung von Ganztagsbetreuungsangeboten für Haupt, Sonder- und Gesamt-
schulen zumindest einen weiteren Schritt in diese Richtung getan.

Internet: http://www.ssw-sh.de; e-mail:info@ssw-sh.de Allerdings meinen wir, dass mit 60.000 Mark und der Mindestanforderung von 2
Nachmittagen pro Woche kaum ein ausreichendes, pädagogisch sinnvolles Angebot
gewährleistet werden kann. So lange dieses die Standards für die Ganztagesangebote
sind, bleiben reine Jugendhilfeangebote wie Kinderhorte und Häuser der offenen Tür
die bessere Alternative, weil sie pädagogisch ein besseres Niveau gewährleisten.


Die Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe kann Großes leisten, wenn es
wirklich darum geht, die verschiedenen Zielsetzungen der beiden Bereiche mit-
einander in einem Konzept für die Kinder und Jugendlichen zu verbinden. Allerdings
ist auch blauäugig, wer nicht erkennt, dass der Bereich der Jugendhilfe allein schon
aufgrund der im diesem Bereich niedrigeren Gehälter und aufgrund der dort üblichen
Praktiken - wie Ehrenamt, geringfügiger Beschäftigung und Honorarkräften - ein Vor-
wand für Kosteneinsparungen sein kann. Betreute Grundschule und Ganztagsschule
soll aber keine reine Aufbewahrung zum Billigtarif ohne ausreichend gesicherte
pädagogische Qualität sein. Dann jedenfalls hat sie nicht die Überschrift verdient,
unter der wir sie heute diskutieren. Das Ziel der Landesregierung, „die präventive und
entwicklungsfördernde Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zu stärken“ [Seite 6] ist
damit kaum zu erreichen.


Das gilt allerdings auch für die Vorstellungen der CDU von der Ganztagsschule.
Schule und Jugendhilfe sollen einander nicht ersetzen, sondern ergänzen. Damit lassen
sich Aufgaben bewältigen, die beide jeder für sich nicht erledigen können. Die
erhofften Synergiewirkungen der Bereiche, die unterschiedlichen Sozialisations-
leistungen von Schule und Jugendhilfe, lassen sich nicht durch eine in den Nachmittag
Internet: http://www.ssw-sh.de; e-mail:info@ssw-sh.de verlängerte Schule ersetzen. Die Vorstellungen der CDU von ganztätiger Schule nach
französischem oder ähnlichem Strickmuster als Zukunftsmodell für unser Schulwesen
teilen wir nicht. Denn die Ganztagsschule trägt eben nicht genug dazu bei, die Kinder
und Jugendlichen durch die besonderen Vorteile der Jugendhilfe zu fördern. Die
Angebote am Nachmittag sollen etwas anderes sein als die Bildungsvermittlung im
schulischen Sinn. Sie vermittelt andere Erfahrungen, bietet den Kindern andere
Chancen, verfolgt andere Ziele und bringt die Kinder mit Erwachsenen in anderen
Rollen als der von Lehrern und Schülern zusammen.


Die optimale Lösung liegt also dazwischen, ist ein pädagogisch wertvolles Angebot,
das den Kindern eine optimale Freizeitgestaltung gestattet und den Eltern die
Berufstätigkeit ermöglicht. Allerdings glaube ich nicht daran, dass solche Ziele sich
mit den Förderrichtlinien der Landesregierung erreichen lassen.


Das gilt noch mehr, wenn die Angebote auch noch mit der Hoffnung verbunden sind,
bestimmten Gruppen bessere Lebenschancen zu vermitteln - z. B. bei besonderen
Bemühungen um die Integration von Kindern und Jugendlichen aus Einwanderer-
familien. Gerade hier kann eine bessere Verzahnung und Zusammenarbeit von Schule
und Jugendhilfe etwas bringen. Aber gerade solche präventiven Projekte erfordern
einen wesentlich höheren Mitteleinsatz, und hierzu fehlen im Bericht deutlichere Aus-
sagen der Landesregierung. Wie will man sich zu solchen ambitionierteren Projekten
verhalten, die hochwertige Integrationsarbeit leisten und im qualifizierten Dialog von
Schule und Jugendhilfe Konflikte wie den problematischen Übergang von Schule in
Berufsausbildung lösen wollen? Ich habe keine verbindlichen Antworten gefunden.
Internet: http://www.ssw-sh.de; e-mail:info@ssw-sh.de Aber nicht nur in solchen Punkten scheint eine gewisse Lücke zwischen allgemeinen
Zielsetzungen der Landesregierung und ihren praktischen Handlungsempfehlungen zu
bestehen. Einen Widerspruch zum erklärten Ziel der Chancengleichheit sehe ich auch
darin, dass Kinder in Schulen in freier Trägerschaft offensichtlich gar kein Recht auf
gesicherte Betreuungszeiten und pädagogische Förderung außerhalb des Schul-
unterrichts haben. Es ist wirklich schwer zu verstehen, dass die Förderung von
Ganztagsangeboten durch die Landesregierung ausschließlich für Schülerinnen und
Schüler in den öffentlichen, deutschen Schulen gelten soll. Sowohl die Kinder in den
dänischen Schulen wie auch die in freier Trägerschaft werden hier schwer
benachteiligt. Dafür gibt es kein inhaltliches Argument, sondern lediglich die Nöte des
Finanzministers. Die kann man aber bestimmt nicht auf den Rücken der Kinder lösen.
Damit schickt das Land leider abermals ein falsches Signal für diesen Bereich.


Die Zielsetzungen sind aber richtig. Nur durch eine bessere Verzahnung von Schule
und Jugendhilfe ist eine effektive Vorbeugung und Bearbeitung von Problemen
möglich. Sei es nun der Rechtsextremismus, das Schuleschwänzen oder die Probleme
besonderer Gruppen, vor allem der Migrantenkinder: Nur wenn Schulpädagogen,
Sozialpädagogen und andere kompetente Fachbereiche gemeinsam vorgehen, lassen
sich bestimmte Probleme der Kinder und Jugendlichen erfolgversprechend angehen.
Dazu muss man dann allerdings auch die entsprechenden Mittel bereitstellen. Unsere
Kinder sollten es uns Wert sein.



Internet: http://www.ssw-sh.de; e-mail:info@ssw-sh.de

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