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15.11.01 , 15:05 Uhr
SPD

Jutta Schümann zu TOP 29 - Situation von Frauen auf dem Arbeitsmarkt

Sozialdemokratischer Informationsbrief

Kiel, 15.11.01 Landtag Es gilt das gesprochene Wort! Sperrfrist: Redebeginn aktuell


Jutta Schümann zu TOP 29:

Situation von Frauen auf dem Arbeitsmarkt

Frauen sind heute selbstbewusst, gut ausgebildet und hoch qualifiziert. Sie merken je- doch, dass die Realität, die sie im Erwerbsleben vorfinden, weder ihren Wünschen und Bedürfnissen, noch den verfassungs- und EU-rechtlichen Garantien auf Gleichstellung von Frauen und Männern entspricht: Frauen werden bei Einstellungen, Beförderungen und Kündigungen benachteiligt. Der Arbeitsmarkt ist geschlechtsspezifisch gespalten: Frauen sind kaum in Führungspositionen, aber zu einem hohen Anteil in den unteren Betriebsebenen vertreten, verdienen im Durchschnitt 25% weniger als Männer und sind stärker von Erwerbslosigkeit betroffen.

Ziel des Berichtsantrags war vor dem Hintergrund dieser Fakten für Schleswig- Holstein fundierte Aussagen, statistische Materialien und Bewertungen zu erhalten, die es ermöglichen, neben bereits eingeleiteten Maßnahmen weitere zu ergreifen.

Zunächst bestätigt der Bericht, dass es faktisch nach wie vor Benachteiligungen für Frauen auf dem Arbeitmarkt gibt. Er nennt beispielhaft die sogenannte „Familienpau- se“ bzw. den Problemkreis Vereinbarkeit von Familie und Beruf und den hohen Anteil von Frauen in der „Stillen Reserve“. Er weist darauf hin, dass der Frauenanteil an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Schleswig-Holstein von 1995 bis 2000 ge- ringfügig angestiegen ist. Schleswig- Holstein

Herausgeber: SPD-Landtagsfraktion Verantwortlich: Petra Bräutigam Landeshaus Postfach 7121, 24171 Kiel Tel: 0431/ 988-1305/1307 Fax: 0431/ 988-1308 E-Mail: pressestelle@spd.ltsh.de Internet: www.spd.ltsh.de SPD -2-



Frauen werden weiterhin die Gewinnerinnen im Strukturwandel sein. Ihre Beschäfti- gungsposition wird auch durch die Tendenz zu mehr Teilzeitarbeit gestärkt, während die Verluste an Vollzeitarbeitsplätzen vor allem zu Lasten der Männer gehen. Gleich- zeitig werden die Bereiche, in denen traditionell mehr Frauen als Männer arbeiten, durch die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt begünstigt, z.B. durch eine Zunahme im Dienstleistungsbereich und eine Abnahme beim produzierenden Gewerbe.

Frauen und Männer waren in der ersten Jahreshälfte 2001 in Schleswig-Holstein im Durchschnitt 6,9 Monate arbeitslos. Dabei war der Anteil der Frauen an den Arbeitslo- sen nahezu konstant im Vergleich zum Vorjahr. Auffällig ist, dass ältere Frauen ab 55 Jahren überproportional von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Wichtig ist der Hinweis, dass insbesondere die Verbesserung der Betreuungssituation von Kindern, die kürze- ren Unterbrechungszeiten durch Familienphasen und die steigende Erwerbsneigung von Frauen die Risiken für die Arbeitgeber erheblich reduziert haben und somit die Chancen für Vermittlung gestiegen sind.

Bemerkenswert sind die Ausführungen zu den Karrieremöglichkeiten im öffentlichen Dienst: Wenngleich der Anteil der Frauen im Landesdienst inzwischen 49,7 % und bei den Gemeinden/Gemeindeverbänden sogar 54,8 % beträgt, sind sie im höheren Dienst nach wie vor mit 32,4 % wesentlich schwächer vertreten als im gehobenen, mittleren Dienst oder einfachen Dienst. Schleswig-Holstein hat im Bundesvergleich einen erheblichen Nachholbedarf, im hö- heren Dienst liegt die Quote immerhin um 1,7 Prozentpunkte unter dem Bundesdurch- schnitt. Besonders bestehen die Defizite im Bereich der Kommunen.

Zum Thema Selbständigkeit und Existenzgründung wird ausgeführt, dass der Anteil der Frauen an den Selbständigen mit 11 % in Schleswig-Holstein zwar sehr niedrig ist, dennoch liegt er über dem Bundesanteil von 10 %. Das Land Schleswig-Holstein för- dert Existenzgründungen. Es wird davon ausgegangen, dass etwa jede vierte Exis- -3-



tenzgründung durch eine Frau erfolgt. Dabei sind die Bereiche Dienstleistung und Handel überproportional vertreten. Unternehmen von Frauen sind kleiner als Unter- nehmen von Männern; die überwiegende Zahl der selbständigen Frauen beschäftigt keine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Bei den öffentlich geförderten Unternehmens- gründungen bringen Frauen deutlich weniger Eigenkapital ein als Männer, ihr Investiti- onsvolumen ist geringer.

Es ist zu begrüßen, dass das Land Schleswig-Holstein Existenzgründungen auf unter- schiedliche Weise unterstützt: Es stellt für Existenzgründungen eigene Haushaltsmittel zur Verfügung und übernimmt Ausfallrisiken. Speziell für Frauen existiert das Existenzgründerinnen-Programm, mit dem bis Ende 2000 216 Frauen gefördert und 406 Arbeitsplätze geschaffen wurden. Hierbei über- nimmt die Investitionsbank Schleswig-Holstein die Hausbank-Funktion Darüber hinaus stellt die I-bank Beratungskapazitäten zur Verfügung. Im Zeitraum von 1998 bis 2000 wurden 2.379 gründungsinteressierte Frauen beraten. Von den 2.073 Beratungen bei bestehenden Unternehmen waren Unternehmerinnen mit etwa 40% vertreten. Speziell auf die Bedürfnisse künftiger Unternehmerinnen zugeschnitten sind die Ange- bote des Frauennetzwerks zur Arbeitssituation für Frauen in allen Phasen vor, wäh- rend und nach einer Unternehmensgründung.

Besonders für den Wiedereinstieg nach der „Familienphase“ gibt es unterschiedliche, dringend notwendige Beratungsangebote: Frau und Beruf, BSH, und als zusätzliche Angebote, die die Arbeitsmöglichkeiten und -chancen erhöhen, werden aufgeführt: - die „Servicebörsen“ für Frauen im ländlichen Raum (Landfrauenverband) - „Mixed Pickles“ als Integrationsprojekt für Frauen und Mädchen mit Behinderung - das Projekt „Mann teilt Zeit“ (Gesellschaft für Arbeitsmarkt- und Strukturpolitik, - die IT-Offensive „online – Frauen sind dran“ sowie die Förderung von Beschäftigungsgesellschaften, -projekten und -initiativen. -4-



Wir sollten sowohl im Wirtschafts- als auch im Sozialausschuss beraten, inwieweit die vorliegende Datenbasis ausreicht, um eine umfassende regionale Einschätzung vor- nehmen zu können. Und wir sollten die bisher eingesetzten Methoden und Angebote auf ihre Effizienz hin überprüfen.

Bei der Evaluation der Ergebnisse der aktiven Arbeitsmarktpolitik in Schleswig- Holstein sollte die faktische Umsetzung der EU-Leitlinien geprüft werden. Es reicht nicht aus, dass die Träger in ihrem Antrag begründen müssen, inwiefern die Gleich- stellung von Männern und Frauen gefördert wird. Statt dessen sollten konkrete Prob- lemstellung, Bewertung und Abhilfe dargelegt werden.

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