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Schleswig-Holstein braucht ein Landesmuseum für Zeitgeschichte
Südschleswigscher Wählerverband Schleswig-Holsteinischer Landtag im Schleswig-Holsteinischen Landtag Düsternbrooker Weg 70 D - 24105 Kiel Tel. (0431) 988 13 80 Fax (0431) 988 13 82 SSW-LandtagsvertretungPRESSEINFORMATION Norderstr. 74 D – 24939 Flensburg Tel. (0461) 14 40 83 00 Fax (0461) 14 40 83 05 Kiel, den 15.11.2001 Anke Spoorendonk Es gilt das gesprochene WortTOP 28 Entwicklung der Museen in Schleswig-Holstein (Drs. 15/1169)Museen und Museumspolitik stehen normalerweise nicht auf der Bestsellerliste der Landtagsdebatten.Unter der Überschrift „Kulturhoheit des Landes“ werden eher Bildungsthemen diskutiert – Unter-richtsversorgung z. B. – als dass wir uns mit der Problemstellung auseinander setzen, was der Stellen-wert von Kultur in der heutigen Gesellschaft sein sollte, denn Museumspolitik ist Kulturpolitik.Der Bericht über die Entwicklung der Museumslandschaft in Schleswig-Holstein setzt drei Schwer-punkte; er geht auf Strukturen und Konzepte, auf Besucherverhalten und auf die Frage nach denKonsequenzen der Auflösung des Museumsamtes ein. Mit dem letzten Punkt werde ich mich jetztnicht weiter befassen, dazu wird es im Ausschuss noch Gelegenheit geben.Der SSW begrüßt die Entwicklung von Schwerpunktmuseen nach dem sogenannten „Leuchtturm-Prinzip“ – nicht zuletzt, weil dadurch auch das Jüdische Museum in Rendsburg einen neuen Stellen-wert bekommt. Wer sich mit der Entwicklung der schleswig-holsteinischen Museumslandschaft in denletzten zehn Jahren befasst hat, wird wissen, dass es immer wieder Kritik an dem bisherigen Konzeptdes Museums gegeben hat. Aus unserer Sicht ist es richtig zu sagen, dass es sich bei dem JüdischenMuseum nicht in erster Linie um ein Kunst-, sondern um ein historisches und kulturhistorischesMuseum handelt. Aus dem Bericht geht hervor, dass die haushaltsrechtlichen Voraussetzungen füreine derartige Umgestaltung erst noch geschaffen werden müssen, z.B. über die Nachschiebeliste zumHaushaltsentwurf 2002. Hoffentlich ist dies inzwischen passiert, kann ich da nur hinzufügen. Internet: http://www.ssw-sh.de; e-mail:info@ssw-sh.de In den letzten Jahren haben sich die Besucherzahlen der schleswig-holsteinischen Museen zunehmenderhöht. Das gilt erfreulicherweise auch für die Landesmuseen auf Schloss Gottorf. Die Besucherzahlendes Wikingermuseums in Haithabu liegen seit Jahren stabil bei ca. 150.000 Besuchern pro Jahr. Wich-tiger als Zahlenspielereien ist es aber aus unserer Sicht, sich mit Entwicklungen im Verhalten derBesucher zu befassen. Hierzu stellt der Bericht fest, dass der Trend eindeutig in Richtung mehrTouristen, mehr Gruppen, mehr Schulklassen und mehr Familien geht. Um diesem Trend gerecht zuwerden, müssen Museen heute neue Wege beschreiten. Das ist so, und daran ist nicht Verwerfliches.Trotz aller Überlegungen in Richtung Wirtschaftlichkeit und touristischer Nutzung, darf aber nichtvergessen werden, dass Museen unser kollektives Gedächtnis als Gesellschaft darstellen. DieseForderung umzusetzen, sollte immer noch das vorrangige Ziel einer Museumspolitik sein.Der Bericht greift nicht die hier im Hause geführte Debatte über ein „Haus der Geschichte“ auf. Daswar auch nicht seine Aufgabe. Dennoch gehört sie dazu, wenn es um die Perspektiven für den Ausbauder Museumslandschaft geht. Konkret wird hervorgehoben, dass eine Reihe von Themenkomplexenunterrepräsentiert sind, dazu gehört die Landesgeschichte mit den speziellen Aspekten der Zeit-geschichte - dem 20. Jahrhundert, der Industrie und den Alltag. Da der SSW „schon immer“ einMuseum für Zeitgeschichte gefordert hat, möchte ich vor dem Hintergrund der noch zu führendenDebatte um ein „Haus der Geschichte“ jetzt nur anführen, dass die Zeit aus unserer Sicht mehr als reifist für ein Landesmuseum für Zeitgeschichte. Es muss ja nicht, wie in Bonn, mit 160 Mio. DMangeschoben werden. Es kann ja klein und bescheiden anfangen und trotzdem ein modernes, aktivesund vielleicht wachsendes Haus werden. Themen gibt es genug: Die NS-Zeit, das Grenzland, dieMinderheiten (Friesen und Dänen wie auch eingewanderte) Wirtschafts- und Sozialgeschichte, poli-tische Geschichte des Landes und Bedeutung für Reich und Republik. Um es mit Prof. Danker vomInstitut für Zeit- und Regionalgeschichte zu sagen: „Alles das, was den Grund unserer Gegenwartausmacht, ist auch ausstellbar und vorzeigenswert. Es könnte für die zahlreichen touristischen Gästeebenso spannend und gewinnbringend sein, wie für die in unserem eigenen Interesse wichtigeErinnerungsarbeit im Land und speziell in den Schulen des Landes.“ Wer noch mehr Gründe braucht,sei auf den Umdruck 15/1615 verwiesen. Darin macht die Stadt Schleswig in einem umfangreichenKatalog deutlich, warum Schleswig der richtige Ort für ein künftiges „Haus der Geschichte“ ist.Dieser Meinung kann ich mich anschließen. Internet: http://www.ssw-sh.de; e-mail:info@ssw-sh.de